Trump droht Nordkorea und zerschlägt chinesisches Porzellan

3.4.2017, 12:06 Uhr
Trump droht Nordkorea und zerschlägt chinesisches Porzellan

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In ein paar Tagen treffen sich die zwei mächtigsten Männer der Erde zu einem Gespräch, US-Präsident Donald Trump und der chinesische Staatschef Xi Jinping. Und in seiner unnachahmlichen Diplomatie der Marke "Planierraupe" hat der Amerikaner noch im Vorfeld erklärt, dass Peking in Bezug auf Nordkoreas Atomprogramm doch nun mal in die Puschen kommen und seinen Einfluss geltend machen möge, andernfalls sei das "für niemanden gut. Wenn China (das Problem) Nordkorea nicht löst, werden wir es tun", plapperte der Republikaner.

Wieder einmal muss man sich fragen, ob Trumps Politikberater jemals aus der Frühstückspause herauskommen und versuchen, irgendeinen Einfluss auf ihren Chef auszuüben. Denn viel stümperhafter kann man ein derart wichtiges Treffen nicht einläuten.

Diplomatie-Anfänger Kurs, Abschnitt China, Kapitel 1: "Vermeide auf jeden Fall einen Gesichtsverlust für dein Gegenüber, denn das ist das Schlimmste, was du ihm antun kannst." Dieses Porzellan hat Trump mit seiner unbedachten Äußerung schon zerschlagen. Denn entweder, Xi tut wie ihm geheißen und erhöht den Druck auf Pjöngjang, dann ist er (nach chinesischer Lesart) Washington hörig. Oder er unternimmt nichts, dann wird er auf internationaler Ebene als Zauderer gebrandmarkt werden - dafür wird die Trump-Maschinerie schon sorgen. Der chinesische Staatschef kann also nur verlieren, wird aber eher nichts tun, um nicht als Schwächling dazustehen, der sich herumkommandieren lässt. Das ist für ihn noch das kleinere Übel.

Kim Jong Un hat wenig zu verlieren

Trump droht Nordkorea und zerschlägt chinesisches Porzellan

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Trump hat also die Chancen auf Fortschritte schon torpediert, noch bevor er in sein Flugzeug gestiegen ist. Ein derart sensibles Thema wie Nordkoreas Atomprogramm gehört nicht in ein Zeitungsinterview, sondern darf nur im allerkleinsten Zirkel im stillen Kämmerlein besprochen werden, wenn man auch nur den Hauch einer Chance auf Erfolg haben will. Die ist angesichts eines völlig unberechenbaren Diktators, der sein Land ohne Rücksicht auf die eigene Bevölkerung hochrüstet, ohnehin schon sehr gering.

Auch Kim Jong Un hat übrigens ein Gesicht zu verlieren - auf Drohungen hat er noch nie reagiert, und wenn dann nur trotzig. Das einzige, mit dem man Pjöngjang in der Vergangenheit zu klitzekleinen Fortschritten bewegen konnte, waren Gespräche und die Aussicht auf Lockerung von Sanktionen.

Dass das in der näheren Zukunft wieder fruchten kann, scheint nun ausgeschlossen. Nachsitzen, Herr Trump, im Interesse Amerikas und der Welt!

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