Verbale Muskeln gesucht: Söder vor Herkules-Aufgabe

11.1.2018, 12:42 Uhr
Verbale Muskeln gesucht: Söder vor Herkules-Aufgabe

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Horst Seehofer hält sich für einen begnadeten Politstrategen - und hat dennoch als Vorsitzender die CSU in die größte Krise ihrer Geschichte geführt. Denn das für bayerische Verhältnisse blamable Wahlergebnis seiner Partei bei der Abstimmung zum Bundestag mit 38,8 Prozent ist kein Ausrutscher, wie Umfragen immer wieder zeigen. Selbst jetzt, nachdem der Führungsstreit in der Partei gelöst ist, kommt die Partei gerade an die 40-Prozent-Marke.

Das lässt sich auch nicht schönreden: Denn das Institut Infratest dimap, das der Bayerische Rundfund beauftragt hat, ist seriös, die gut 1000 Befragten Bürger sind repräsentativ  - und selbst die übliche Fehlertoleranz von rund zwei Prozent kann nicht viel ändern.

Da hat der frühere CSU-Vorsitzende Erwin Huber schon recht: Die Seehofersche Strategie, der AfD mit einem stramm rechten Kurs zum Beispiel in der Flüchtlingsfrage das Wasser abzugraben, geht nicht auf. Dadurch fühlen sich die potenziellen Wähler der Rechtspopulisten eher bestätigt - und stimmen dann doch für das Original.

Markus Söder steht deshalb vor einer Herkules-Aufgabe: Wenn er denn in einigen Wochen auf Horst Seehofer als Ministerpräsident folgt, muss er schnell bei den offenbar nachhaltig verstimmten Wählern punkten. Denn im Herbst sind Landtagswahlen - und mit einem Ergebnis von unter 40 Prozent wäre er nachhaltig angeschlagen. Von der absoluten Merheit, über Jahrzehnte eine Selbstverständlichkeit, redet bei den Christsozialen niemand mehr; ein Ergebnis deutlich über 40 Prozent wäre schon ein Erfolg.

Söders Problem ist, dass er selbst einen deutlich rechten Kurs steuert. Trotzdem muss er seine Partei wieder klar  zur AfD abgrenzen und muss glaubhaft  einen Kurs begründen, der auch die Wähler der Mitte mitnimmt. Viel, fast alles hängt davon ab, ob ihm dieser Spaghat gelingt. Und außerdem muss der Burgfriede halten, den er mit Horst Seehofer geschlossen hat, der ja CSU-Chef bleiben will.

Immerhin geben ihm die bayerischen Wähler einen Vertrauensvorschuss: 75 Prozent bescheinigen dem Nürnberger Führungsstärke, 59 Prozent glauben, dass er ein guter Ministerpräsident sein wird. Dass ihn nur 53 Prozent für sympathisch halten, lässt sich unter diesen Umständen verschmerzen.

All diese Daten zeigen: Politik in Bayern ist spannend wie selten. Es liegt nun an den Parteien, sich im Wahlkampf deutlich zu positionieren - und damit eine klare Entscheidung möglich zu machen.

 

 

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