Optik und Geruch

Giftige Doppelgänger: So unterscheiden Sie Bärlauch von Maiglöckchen und Herbstzeitlosen

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27.3.2024, 14:14 Uhr
Bärlauch wird auch als Waldknoblauch bezeichnet.

© Karl-Josef Hildenbrand, dpa-tmn Bärlauch wird auch als Waldknoblauch bezeichnet.

In diesem Artikel:

Mitte März bis Mitte Mai ist Bärlauch-Saison. Dann blühen die Pflanzen und die Blätter verlieren an Geschmack und werden faseriger.

Viele machen sich deshalb jetzt auf die Suche, um die schmackhaften Bärlauch-Blätter zu ernten. Sammler sollten allerdings aufpassen, Bärlauch nicht mit seinen giftigen Doppelgängern Maiglöckchen und Herbstzeitlosen zu verwechseln. Aufgrund einer solchen Verwechslung und einer darauffolgenden Vergiftung ist kürzlich ein Ehepaar in Österreich verstorben.

Generell sollten Sammler einige Tipps beachten, wenn sie sich auf die Suche nach dem Wildkraut, auch "wilder Knoblauch" genannt, machen.

  • Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass in einem großen Feld aus Bärlauch (Allium ursinum) andere giftige Pflanzen wie das Maiglöckchen wachsen. Das ist aber keine Garantie: Manchmal wachsen beide Pflanzen direkt nebeneinander.
  • Von einzelnen Pflanzen am Wegrand sollten Sammler eher die Finger lassen, denn dort ist die Verwechslungsgefahr deutlich höher.

Die Merkmale von Bärlauch sind:

  • Blätter glänzen auf der Oberseite, während die Blattunterseite matt ist
  • Es gibt ein Rippenmuster auf der Rückseite der Blätter
  • Einzelne Blätter wachsen in Stängeln (bei Maiglöckchen wachsen je zwei Blätter an einem Stiel, bei Herbstzeitlosen sind es immer mehrere)
  • Später im Jahr bilden sich sternförmige Blüten, die sich nach oben öffnen
  • Zerriebene Blätter weisen einen Knoblauchgeruch auf
  • Bärlauch-Saison ist im März und Mai
  • Bärlauchblätter sind weich und empfindlich
So sehen Bärlauch-Blüten aus.

So sehen Bärlauch-Blüten aus. © HeyKristine, Pixabay, LizenzCC

An wildem Bärlauch können zudem Eier des Fuchsbandwurmes haften. Deshalb solle man die Blätter gründlich abwaschen. Das verschafft allerdings keine hundertprozentige Sicherheit. Wer ganz sichergehen will, sollte die Blätter vor dem Verzehr erhitzen oder trocknen. Allerdings verliert diese dann auch an Geschmack.

Ansonsten kann Bärlauch jedoch ein schmackhafter Bestandteil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung sein.

Übrigens: Bärlauch kann man auch noch ernten, wenn er blüht - inklusive der Blüten selbst. Das macht ihn nicht giftig, verändert aber den Geschmack. Zudem werden die Stängel mit der Blüte härter.

Das Maiglöckchen (Convallaria majalis) beginnt etwas später als der Bärlauch zu sprießen. Diese giftige Pflanze sieht dem essbaren "Waldknoblauch" nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sondern fühlt sich auch an denselben Plätzen wohl. Deshalb kommt es oft zu Verwechslungen, die fatale Folgen haben können.

Doch es gibt einige Merkmale, an denen Sammler den Bärlauch vom Maiglöckchen unterscheiden können.

  • Die Blätter des Bärlauchs glänzen auf der Oberseite, die Unterseite ist jedoch matt. Zudem befindet sich auf der Rückseite der Blätter ein deutliches Rippenmuster. Die Blätter des Maiglöckchens hingegen glänzen leicht auf Ober- und Unterseite.
  • Ein Bärlauchblatt wächst an einem einzigen Stängel aus dem Boden und die einzelnen Pflanzen stehen eng beieinander. Bei Maiglöckchens wachsen meist zwei oder drei Blätter an einem Stängel, indem sie sich gegenseitig umarmen.
  • Sowohl der Bärlauch als auch das Maiglöckchen bilden weiße Blüten aus. Diese sehen jedoch unterschiedlich aus: Der Bärlauch hat sternförmige Blüten, die sich nach oben öffnen. Das Maiglöckchen hat glockenförmige Blüten, die nach unten offen sind.
  • Zerreibt man ein Bärlauchblatt, riecht es charakteristisch nach Knoblauch - bei Maiglöckchen-Blättern ist das nicht der Fall. Dieser Test klappt aber vor allem zu Beginn des Pflückens. Denn später riechen die eigenen Hände bereits nach Bärlauch und verfälschen somit den Test.
Die Blätter im Überblick: rechtsdie Herbstzeitlose, in der Mitte Maiglöckchen und links Bärlauch.

Die Blätter im Überblick: rechtsdie Herbstzeitlose, in der Mitte Maiglöckchen und links Bärlauch. © IMAGO / Manfred Ruckszio

Doch nicht nur Maiglöckchen können giftige Doppelgänger sein. Auch Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale), die als hochgiftig für Menschen und Tiere gilt, können aus Versehen in der Sammeltüte landen. Deswegen sollten Sie auf die Unterschiede der zwei Pflanzen achten.

  • Herbstzeitlosenblätter glänzen auf beiden Seiten. Bei Bärlauch hingegen ist die Blattunterseite matt.
  • Die Herbstzeitlose wächst aus einer Rosette und hat mehrere Blätter, die wie Tulpenblätter aussehen. Dazu hat die Knollenpflanze im Vergleich zum Bärlauch keinen Blattstiel.
  • Herbstzeitlosenblätter unterscheiden sich von dem des Bärlauchs, indem sie nicht riechen, wenn man sie reibt. Bärlauch hingegen hat einen charakteristischen Geruch nach Knoblauch. Aber Vorsicht: Sobald man den Geruch vom Pflücken in der Nase hat und der erste Bärlauchsaft an den Händen klebt, sollte man dieses Merkmal nicht mehr heranziehen. Denn dann tiecht einfach alles nach Bärlauch.
  • Die Herbstzeitlose blüht, wie der Name sagt, im Herbst. Bärlauch blüht im Frühling, spätestens im Mai. Da man aber in der Regel vor der Blüte ernten geht, hilft einem das selten weiter.
  • Ein weiterer Unterschied ist, dass Herbstzeitlose in der Regel auf Wiesen und nicht im Wald wächst. Aber darauf sollte man sich nicht verlassen.

Prinzipiell kann man Bärlauch per Geruchstest identifizieren: Zerreibt man ein Bärlauchblatt zwischen den Fingern oder zerreißt es, riecht es nach Knoblauch. Maiglöckchen und Herbstzeitlosen riechen hingegen nicht.

Das klappt aber nur, solange die Hände noch nicht vom Pflücken mit Bärlauchsaft bedeckt sind - dann scheint jedes Blatt nach Bärlauch zu riechen. Deshalb sollten Sammler unbedingt auch die optischen Unterschiede kennen.

Achtung! Sollten Sie in Kontakt mit Maiglöckchen und Herbstzeitlosen kommen, waschen Sie sich gründlich die Hände.

Manche Bärlauch-Plätze werden von Sammlern leer gepflückt, die ihre Ausbeute tütenweite fortschaffen. Das ist verboten. Stattdessen darf man in der freien Natur Kräuter in geringen Mengen für den persönlichen Gebrauch pflücken. Man spricht hier auch von der Handstraußregel. In Naturschutzgebieten dürfen überhaupt keine Pflanzen gepflückt werden. Das besagt das Naturschutzgesetz.

Maiglöckchen und Herbstzeitlosen können lebensgefährliche Vergiftungen auslösen.

Vor allem die Blüten, die Samen und die jungen Blätter von Maiglöckchen enthalten große Mengen des Stoffes Digitalisglykoside, wie "t-online.de" erklärt. Eine Vergiftung durch diesen Stoff kann Erbrechen, Krämpfe, Kreislaufbeschwerden und blutigen Durchfall auslösen.

Schwere und sogar tödlichen Vergiftungsfälle mit Herbstzeitlosen sind in der Vergangenheit dokumentiert worden, so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Die Pflanze enthält die Substanz Colchicin, die sogar in geringen Mengen tödlich sein kann.

Zwischen sechs und zwölf Stunden nach der Vergiftungen mit Blättern der Herbstzeitlosen treten heftigen Magen-Darm-Beschwerden auf. Ein paar Tage folgt eine "symptomarme Phase, bis es schließlich zum Multiorganversagen kommt", so das BfR.

Sollten Sie doch aus Versehen die Blätter von Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen verzehrt haben, kontaktieren Sie unverzüglich die Giftnotzentrale oder den Notruf.

Frank Schönmetzler, Ausbildungsleiter bei dem Bayerischen Roten Kreuz im Oberallgäu, empfehlt, die Reste der Mahlzeit für eine Laboruntersuchung aufzubewahren. Dazu empfehlt er, viel Wasser zu trinken und auf Milch zu verzichten, da diese die Giftwirkung verstärken kann.

Der Bayerische Rote Kreuz empfehlt dazu folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen:

  • Bewusstsein, Atmung und Puls der vergifteten Person kontrollieren
  • Stabile Seitenlage bei einer bewusstlosen, aber normal atmenden Person
  • Sollte Erbrechen auftreten, wenden Sie den Kopf der Person zur Seite

Sollten Sie die giftigen Pflanzen nur angefasst haben, waschen Sie sich umgehend die Hände.

Achtung: Nicht nur für Menschen sind die Doppelgänger gefährlich. Auch bei Haustieren wie Hunden und Katzen kann es zu Vergiftungen kommen. Sollte Ihr Haustier Symptome einer Vergiftung aufweisen, kontaktieren Sie einen Tierarzt.

Hier erfahren Sie, welche Pflanzen für Katzen und Hunde giftig sind.

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