Raus aus der Praxis: Ein Zahnarzt paddelt bis über den Polarkreis

24.1.2018, 09:52 Uhr
Peter Luppa ist Zahnarzt. Wenn der 53-Jährige nicht gerade in seiner Praxis in Nürnberg Löcher füllt, entdeckt er die Welt, von Chile, über Sambia bis Schweden. In seinem Kanu. Irgendwann geht es für das Wohnmobil nicht mehr weiter. Das hat Peter Luppa zuvor über Tausend Kilometer Richtung Norden gelenkt, drei Tage lang. Im Gepäck: drei Freunde, Proviant in Form von Tütensuppen und vier Boote. Kajaks, in denen (von links) Sebastian Gründler, Jens Reinhold,  Peter Luppa und Uli Kittenberger paddeln wollen, wo noch niemand vor ihnen im Boot saß. Diesmal im Padjelanta-Nationalpark in Schweden.
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Paddeln bis über den Polarkreis

Peter Luppa ist Zahnarzt. Wenn der 53-Jährige nicht gerade in seiner Praxis in Nürnberg Löcher füllt, entdeckt er die Welt, von Chile, über Sambia bis Schweden. In seinem Kanu. Irgendwann geht es für das Wohnmobil nicht mehr weiter. Das hat Peter Luppa zuvor über Tausend Kilometer Richtung Norden gelenkt, drei Tage lang. Im Gepäck: drei Freunde, Proviant in Form von Tütensuppen und vier Boote. Kajaks, in denen (von links) Sebastian Gründler, Jens Reinhold, Peter Luppa und Uli Kittenberger paddeln wollen, wo noch niemand vor ihnen im Boot saß. Diesmal im Padjelanta-Nationalpark in Schweden. © Sebastian Gründler

Ihr Ziel aber, der Quellsee Sårjåsjaure und der gewaltige Strom Vuojatädno nördlich des Polarkreises, ist mit dem Wohnmobil nur schwer zu erreichen. Also steigen Luppa und die anderen Paddler um in einen Helikopter. Während ein anderer Hubschrauber, an dem die vier leichte Boote baumeln, ihr Gepäck transportiert. Wenig später finden sich die vier Männer in der absoluten Einsamkeit wieder. Es ist Sommer, Mitten im Juli - und hat fünf Grad über Null. Der See ist zur Hälfte zugefroren, der Wasserstand hoch - und das Zeitfenster eng. Nur drei Tage hält das Wetter, 100 Kilometer wollen die vier hinter sich bringen. Es ist: extrem.
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Ihr Ziel aber, der Quellsee Sårjåsjaure und der gewaltige Strom Vuojatädno nördlich des Polarkreises, ist mit dem Wohnmobil nur schwer zu erreichen. Also steigen Luppa und die anderen Paddler um in einen Helikopter. Während ein anderer Hubschrauber, an dem die vier leichte Boote baumeln, ihr Gepäck transportiert. Wenig später finden sich die vier Männer in der absoluten Einsamkeit wieder. Es ist Sommer, Mitten im Juli - und hat fünf Grad über Null. Der See ist zur Hälfte zugefroren, der Wasserstand hoch - und das Zeitfenster eng. Nur drei Tage hält das Wetter, 100 Kilometer wollen die vier hinter sich bringen. Es ist: extrem. © Sebastian Gründler

Doch neu ist das für sie nicht. Peter Luppa ist eigentlich Zahnarzt, seine Praxis hat der 53-Jährige mitten in der Nürnberger Altstadt. Wenn der Würzburger aber nicht gegen Karies kämpft, dann gegen Wind (beim Surfen), gegen Berge (beim Klettern), vor allem aber gegen Wildwasser.
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Doch neu ist das für sie nicht. Peter Luppa ist eigentlich Zahnarzt, seine Praxis hat der 53-Jährige mitten in der Nürnberger Altstadt. Wenn der Würzburger aber nicht gegen Karies kämpft, dann gegen Wind (beim Surfen), gegen Berge (beim Klettern), vor allem aber gegen Wildwasser. © Sebastian Gründler

Seit 25 Jahren schon sitzt Peter Luppa im Boot, auch manchmal auf der Pegnitz oder auf dem Slalomkurs in Oberasbach. Aber nur, um im Fluss zu bleiben - für die großen Touren. Luppa ist Extremkajaker.
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Seit 25 Jahren schon sitzt Peter Luppa im Boot, auch manchmal auf der Pegnitz oder auf dem Slalomkurs in Oberasbach. Aber nur, um im Fluss zu bleiben - für die großen Touren. Luppa ist Extremkajaker. © Sebastian Gründler

Die Szene ist klein, deshalb hat er bald eine Gruppe gefunden, mit der er über die "normalen" Kajaktouren hinausgehen kann. Also reisen Luppa und seine Begleiter nach Chile, Sambia, in die USA oder schon mehrmals nach Norwegen.
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Die Szene ist klein, deshalb hat er bald eine Gruppe gefunden, mit der er über die "normalen" Kajaktouren hinausgehen kann. Also reisen Luppa und seine Begleiter nach Chile, Sambia, in die USA oder schon mehrmals nach Norwegen. © Sebastian Gründler

Und zuletzt: nach Nordschweden. An Stellen, die in keinem Kajak-Reiseführer stehen. Stattdessen planen die Vier, allen voran Uli "Kitt" Kittenberger, ihre Strecke, "indem wir nächtelang Google Maps durchforsten", erzählt Luppa. Dort machen sich die Kajakfreunde vorab ein Bild.
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Und zuletzt: nach Nordschweden. An Stellen, die in keinem Kajak-Reiseführer stehen. Stattdessen planen die Vier, allen voran Uli "Kitt" Kittenberger, ihre Strecke, "indem wir nächtelang Google Maps durchforsten", erzählt Luppa. Dort machen sich die Kajakfreunde vorab ein Bild. © Sebastian Gründler

Sie wissen also grob, was sie erwartet: 65 Kilometer paddeln durch eine Kette von Seen - und 35 Kilometer "extrem schweres" Wildwasser.
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Sie wissen also grob, was sie erwartet: 65 Kilometer paddeln durch eine Kette von Seen - und 35 Kilometer "extrem schweres" Wildwasser. © Sebastian Gründler

Was das heißt, spürt Peter Luppa vor Ort. Das Wasser ist kalt, die Felsen scharfkantig.
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Was das heißt, spürt Peter Luppa vor Ort. Das Wasser ist kalt, die Felsen scharfkantig. © Sebastian Gründler

Und doch genießt er jeden Meter in der unberührten, einzigartigen Natur: der riesige Fluss, die klaren Seen und das Fjell, ein grünes, aber baumloses Bergland.
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Und doch genießt er jeden Meter in der unberührten, einzigartigen Natur: der riesige Fluss, die klaren Seen und das Fjell, ein grünes, aber baumloses Bergland. © Sebastian Gründler

Die nächsten Stunden - die Kajakgruppe ist von 6 bis 22 Uhr unterwegs - sind hart. Aber Peter Luppa beißt auf die Zähne. Nur sein Leben, sagt er, das riskiert er nicht, so extrem die Tour auch ist. Immer wieder paddelt auch er deshalb ans Ufer, scoutet den Fluss, überlegt sich einen Weg - oder umgeht manche zu heikle Stelle. Dennoch habe man manchmal "Angst, ob man das schafft". Denn der Fluss ist einfach immer anders - im Gegensatz zu einer Kletterroute.
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Die nächsten Stunden - die Kajakgruppe ist von 6 bis 22 Uhr unterwegs - sind hart. Aber Peter Luppa beißt auf die Zähne. Nur sein Leben, sagt er, das riskiert er nicht, so extrem die Tour auch ist. Immer wieder paddelt auch er deshalb ans Ufer, scoutet den Fluss, überlegt sich einen Weg - oder umgeht manche zu heikle Stelle. Dennoch habe man manchmal "Angst, ob man das schafft". Denn der Fluss ist einfach immer anders - im Gegensatz zu einer Kletterroute. © Sebastian Gründler

Auch deswegen paddelt er. Im Grunde sei er eh ein fauler Mensch, sagt Peter Luppa. Einer, der einfach stehenbleibt, wenn er keine Lust mehr hat.
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Auch deswegen paddelt er. Im Grunde sei er eh ein fauler Mensch, sagt Peter Luppa. Einer, der einfach stehenbleibt, wenn er keine Lust mehr hat. © Sebastian Gründler

Doch im Kajak, "da geht das nicht - da bestimmt das Wasser, wie es weitergeht".
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Doch im Kajak, "da geht das nicht - da bestimmt das Wasser, wie es weitergeht". © Sebastian Gründler

Und es geht weiter. Kilometer für Kilometer, auch mal zu Fuß, wenn sich plötzlich aus einem kleinen See Hunderte Kubikmeter Wasser durch einen nur drei bis vier Meter breiten Felsschlund zwängen.
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Und es geht weiter. Kilometer für Kilometer, auch mal zu Fuß, wenn sich plötzlich aus einem kleinen See Hunderte Kubikmeter Wasser durch einen nur drei bis vier Meter breiten Felsschlund zwängen. © Sebastian Gründler

Zwei Nächte verbringen die Kajakfahrer um Peter Luppa auf Inseln mitten im Fluss, erholen sich von langen Paddelstrecken gepaart mit einer Wasserwucht und Fließgeschwindigkeiten, die auch sie so erst selten erfahren haben. Aber wieder erfahren wollen.
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Zwei Nächte verbringen die Kajakfahrer um Peter Luppa auf Inseln mitten im Fluss, erholen sich von langen Paddelstrecken gepaart mit einer Wasserwucht und Fließgeschwindigkeiten, die auch sie so erst selten erfahren haben. Aber wieder erfahren wollen. © Sebastian Gründler

Denn als die Gruppe nach drei Tagen ihr Ziel rechtzeitig erreicht, steht längst fest: Es war sicher nicht der letzte Fleck, den der paddelnde Zahnarzt Peter Luppa mit seinen Freunden entdecken will. In seinem Kajak.
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Denn als die Gruppe nach drei Tagen ihr Ziel rechtzeitig erreicht, steht längst fest: Es war sicher nicht der letzte Fleck, den der paddelnde Zahnarzt Peter Luppa mit seinen Freunden entdecken will. In seinem Kajak. © Sebastian Gründler

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