Bamberger Bahnausbau: Tauziehen hält an

25.6.2016, 08:57 Uhr
Bamberger Bahnausbau: Tauziehen hält an

© Maximilian Hetzelein

Nachdem der Stadtrat im Frühjahr bereits die Variante Ostumfahrung aufs Abstellgleis verbannt hatte, umfasst die diesjährige "To-do-Liste" laut Baureferent Thomas Beese für Bamberg und die DB Netz vornehmlich noch einen Punkt: Sowohl den "Ausbau im Bestand" als auch die Variante "langer Tunnel" qualitativ gleich zu planen und zur Entscheidungsfindung zu bringen.

Bahn besteht auf vier Gleise

In der zweiten Sondersitzung wurden seitens der Bahn, vertreten durch Mike Flügel, insbesondere drei Standpunkte deutlich. Verkehrsministerium und Eisenbahnbundesamt seien bezüglich eines "langen Tunnels" gesprächsbereit. "Aufgrund der örtlichen Besonderheiten in der Region und der Stadt Bamberg" stehen bei der Umsetzung der Schall 3-Verordnung nicht nur wirtschaftliche Interessen im Fokus. Bei der Durchführung sei deshalb abzuwägen, inwieweit eine stärkere Ausbildung der passiven Schallschutzmaßnahmen anstelle der aktiven Schallschutzmaßnahmen sinnvoll sein können. Beispielsweise wären dabei auch Glaselemente denkbar. Eine zwei- oder dreigleisige Ausbauvariante ist für die DB Netz dagegen keine realistische Option – man sehe sich "gezwungen" den Knotenpunkt im Norden wie im Süden an die Viergleisigkeit anzubinden, um einen "Flaschenhalscharakter Bamberg" zu vermeiden. Der Grund: Neben der perspektivischen Erweiterung des Güterverkehrs ist mit einem Anstieg im Personenverkehr zu rechnen.

Bamberger Bahnausbau: Tauziehen hält an

© Maximilian Hetzelein

Auch bedingt durch eine Vielzahl an Zusatzmaßnahmen wie etwa zusätzliche Weichen zur Parallelfahrt oder eines Verbindungsbauwerkes nach Schweinfurt geht Flügel für den "langen Tunnel" von einem Kostenplus in Höhe von 35 Prozent aus. Abseits derlei Zahlenspiele rückte das Gremium entschlossen die Bedürfnisse der Bamberger Bürger ins Zentrum:

Helmut Müller (CSU): "Wir sind nicht die Interessensvertretung der Bahn AG, deshalb steht der Lärmschutz an erster Stelle“, betonte der Fraktionsvorsitzende. "Unsere Tendenz geht zur Schall 03 2015, da dann die Wände niedriger sein können." Fast gleichrangig für die Bamberger Wirtschaft seien ICE-Takthalt und die größtmögliche Schonung der Gärtnerstadt, aber: "Man darf sich nicht in die eigene Tasche lügen, bei beiden Varianten wird wertvolles Gärtnerland verloren gehen. Ich hoffe, dass ein befriedender Flächenausgleich möglich ist." Sein Fazit: "Wenn nicht alles erreicht werden kann, was für uns unverzichtbar ist, dann muss die lange Tunnellösung kommen."

Baukosten von einer Milliarde Euro befürchtet

Klaus Stieringer hielt es mit Mark Twain: "Prognosen sind äußerst schwierig - vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen." Den Flaschenhals Bamberg wollte er nicht gelten lassen: "Nach wie vor hat die SPD-Stadtratsfraktion kein Gutachten gesehen, aus dem eindeutig hervorgeht, dass ein Ausbau der bisherigen Bahnstrecke über das bestehende Wegenetz hinweg überhaupt notwendig ist. Ein unnötiger Bahnausbau, der geschätzt zwischen 700 Millionen und einer Milliarde Euro verschlingt, gleichzeitig noch sechs Meter hohe Mauern durch das Welterbe ziehen will und nebenbei noch die Gärtnerkultur nachhaltig zerstört, kann in diesem Stadtrat niemand begrüßen oder auch nur im Ansatz genehmigen." Seine Empfehlung: Anstatt die Bamberger mit einer zehnjährigen "Monsterbaustelle" zu belasten, solle die Bahn, um Streckenzeit einzusparen, besser an der eigenen Pünktlichkeit arbeiten und gespartes Geld für den Lärmschutz im Bestand aufwenden.

Peter Gack (GAL): "Die Bahn ignoriert die der Stadt vorliegenden Gutachten von KCW und VWI.“ Aufgrund der plötzlich auftretenden Abzweigungsengpässe glaubt er an eine Beerdigung ersten Grades einer Tunnellösung und unterstreicht: "Wir brauchen dringend unabhängige Planer."

Aufgrund dieser konträren Positionen scheint eine Entscheidung im Trassenfindungsprozess bis zum Herbst nicht mit ICE-Spitzengeschwindigkeit erreichbar. 

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