"Neustart" gegen Rechtsextremismus in Bamberg

18.7.2015, 06:00 Uhr

© Marietta Eder

Sie verstehen sich als zivilgesellschaftliches Netzwerk, welches durch kreative, aber unbedingt gewaltfreie Aktionen gegen die rechtsextremistische Bedrohung kämpft. Ein Jahr lang haben die Mitglieder von Bambergers "Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus" nun über Ziele, Aktionsformen und die neue Arbeitsweise diskutiert. Die Ergebnisse dieses Neustarts präsentierten sie nun in ihrer Vollversammlung am Dienstagabend im gut gefüllten Spiegelsaal der Harmonie.

Hierfür hätten sie sich keinen passenderen Ort aussuchen können, befand Oberbürgermeister Andreas Starke, da in diesem Saal 1919 die sogenannte "Bamberger Verfassung", als erste demokratische Verfassung Bayerns, durch Volksvertreter nach freien und geheimen Wahlen verabschiedet wurde.

Seit 2008 in Bamberg aktiv

Zu Beginn der Vollversammlung stellt der bisherige Sprecher des Bündnisses Werner Schnabel heraus, dass gerade in der jüngeren Vergangenheit zunehmend rechtspopulistische und rechtsradikale Entwicklungen erkennbar seien. Diesen gilt es, im Interesse eines solidarischen und vielfältigen Bambergs entgegenzuwirken. Darauffolgend blickt er auf die bisherigen Aktivitäten des Bündnisses zurück. Offiziell wurde das Bündnis am 17. Januar 2008 gegründet. Damals schwebte das Damoklesschwert des NPD-Bundesparteitags über der Domstadt. Als jüngste Aktion im größeren Rahmen verweist er auf die, im Frühjahr 2015 erfolgreich durchgeführte, Gegenkundgebung auf dem Maxplatz. Allerdings hat das Bündnis nicht nur auf Demos oder Kundgebungen mit Nazi-Hintergrund reagiert: "Mit zahlreichen Ausstellungen, eigenen Publikationen und Veranstaltungen haben wir immer auch die Erinnerungskultur gepflegt und präventiv gearbeitet", schildert Schnabel.

Neues Grundlagenpapier

Auch Starke stellt das positive Wirken des Bündnisses heraus: "Gemeinsam haben wir gezeigt, wie bunt und demokratisch Bamberg ist. Dieses deutliche Zeichen für Demokratie und gegen Rassismus wollen wir auch weiterhin gemeinsam setzen." Während seines Grußwortes hob er ferner das bis heute kontinuierlich gezeigte Engagement von Schnabel und Günter Pierdzig (VVN) hervor.

Für die Präsentation des Neustarts – Starke betonte hier, vielmehr von einer Bekräftigung sprechen zu wollen – war Marietta Eder (DGB) verantwortlich. Sie nannte zunächst die Stützpfeiler des Papiers: Demokratie, Respekt, Toleranz und Solidarität: "Diese Werte sind nicht nur Grundlage eines Papiers, wir leben sie in Bamberg. Alle Bündnispartnerinnen und Bündnispartner, so verschieden wir sind, haben gemeinsam diese Haltung. Und dazu passen eben nicht die Ausgrenzung, der Rassismus, Homophobie, Antisemitismus, sprich die menschenverachtende Ideologie der Rechten.", führt Eder aus.

Vernetzung mit gleichgesinnten Organisationen

Das Bündnis werde, nach Eder, seine bisherige Arbeit fortsetzen und intensivieren. Neben den Reaktionen auf Nazi-Aktionen sei die präventive Arbeit ein zentrales Anliegen. Zusätzlich will das Bündnis die Willkommenskultur in Bamberg weiterhin stärken und die Erinnerungsarbeit fortsetzen. Dazu werde sich das Bündnis wie bisher in der Region mit anderen Organisationen wie beispielsweise Freund statt fremd oder der Stadt Bamberg austauschen und vernetzen.

Der fränkische Kabarettist MäcHärder war insbesondere für die unterhaltende Facette des Abends zuständig. So jonglierte er mit mittelalterlichen Waffen, verpasste es jedoch nicht, das Publikum mittels Liedgut darauf hinzuweisen, dass keiner frei von Vorurteilen und Schubladendenken sei. Bei aller Unterhaltung gelang es ihm in seinem Programm somit auch kritische Töne anzuschlagen.

Vielfalt und Demokratie leben

Einstimmig hat das breite Bündnis aus verschiedensten Organisationen und Einzelpersonen das Grundlagenpapier sowie das neue Koordinationsteam gewählt. Das Bündnis wird fortan in den drei Arbeitsgruppen öffentliche Aktionen; Bildung und Prävention sowie Erinnern und Gedenken agieren. Diesen wird jeweils ein noch zu wählender Sprecher vorstehen. So werden die Aufgaben Schnabels, welcher aus der vordersten Reihe des Bündnisses scheidet, gemeinsam übernommen. Zur demokratischen Legitimation soll fortan die Vollversammlung im dreijährigen Turnus dienen.

Das neue Koordinierungsteam setzt sich neben Eder zusammen aus: Mirjam Elsel (interreligiöse Fraueninitiative), Hubertus Schaller (evangelische Jugend, Vorsitzender Stadtjugendring), Jana Heine (Freund statt Fremd), Martin Becher (Bayerisches Bündnis für Toleranz), Mitra Sharifi (Migranten- und Integrationsbeirat), Daniel Dorsch (Willy-Aron-Gesellschaft), Johanna Lerke (Studierende), Hans-Martin Lechner (Dekan), Andrea Dittrich (Naturfreunde), Ralph Korschinsky (kab), Joachim Reitz (ver.di) und Detlef Breier (Rentner).  

Zum Ende bekräftigte Eder nochmals: "Für uns ist wichtig: Es kommt auf jede und jeden an." Wer beim Bündnis oder seinen Arbeitsgruppen mitmachen will, ist herzlich eingeladen.

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