Erlangen: Keine freie Fahrt für Rettungswagen

17.11.2014, 18:30 Uhr
Erlangen: Keine freie Fahrt für Rettungswagen

© Klaus-Dieter Schreiter

Es ist eine Szene wie in einem Alptraum: Ein Rettungswagen hat eine mit dem Tode ringende Patientin an Bord, Notarzt und Sanitäter ersehnen die Ankunft in der Klinik – und es geht nichts voran. Eingeklemmt zwischen Bussen wird die Zeit knapp.

Dass die Goethestraße mit ihren zwölf Buslinien und fast eintausend Busfahrten pro Tag ein zu allen Stoßzeiten Chaos-bedrohtes Nadelöhr ist, ist allen Verantwortlichen in Politik und Verkehrsplanung bekannt. Dass dieses Chaos dann auch zuverlässig ausbricht – und zwar mindestens drei Mal zu den täglichen Stoßzeiten – gilt auch als Normalfall. Eine Ausnahmesituation herrscht aber dann, wenn auch noch ein Rettungstransport oder ein Feuerwehreinsatz hinzukommen.

Am Donnerstag letzter Woche gegen 14.30 Uhr war es soweit. Ein Krankentransporter des BRK hatte eine lebensbedrohlich erkrankte Frau an Bord, zu der von der Klinik ein Notarzt hinzugeeilt war – dieser versuchte an Bord, die Frau am Leben zu erhalten.

In der Heuwaagstraße Richtung Martin-Luther-Platz kam es dann zum Ernstfall, als von der Haupt- in die Heuwaagstraße einbiegende Busse die Straßenecke „dicht“ machten und auch nach vorne, zur Ecke Heuwaag-/Goethestraße der Begegnungsverkehr der Busse zur Verstopfung führte. Das Ergebnis: Von den Arcaden über die Goethe- und Heuwaagstraße standen die Busse im Stau, in umgekehrter Richtung bis zum Martin-Luther-Platz.

Und mittendrin der Krankentransporter mit einem Notarzt und einem Rettungsteam, die um das Leben der Patientin rangen. Dessen Fahrer hatte zwar Blaulicht und Martinshorn längst eingeschaltet — nur die freie Fahrt, die die Kombination beider Signale herbeiführen soll, kam nicht zustande.

Für Siegfried Richter vom Stadtverkehr wie für Thomas Heideloff vom BRK eine „äußerst fatale Verkettung unglücklicher Umstände“. Wäre der Rettungswagen nämlich nicht schon in die Heuwaagstraße eingefahren, hätte er möglicherweise über die östliche Paulistraße, den Marktplatz und die nördliche Hauptstraße ausweichen können.

So aber gab es kaum ein Entrinnen, „da die Busse mangels Sicht ebenfalls in die Heuwaagstraße einbogen“, so Richter. „Und im Übrigen die strikte Anweisung haben, aus Sicherheitsgründen nicht zurückzustoßen“, wie er sagt. Die Stadtwerke hätten auch einen Verkehrsmeister an den Ort des Geschehens geschickt, „der aber ebenfalls am Bahnhof im Stau steckte und den Rest der Wegstrecke hinspurtete“, wie er sich erinnert.

Gehwege kein Wendeplatz

Und für den Krankenwagen war auch die Möglichkeit auszuweichen, beschränkt: „Zwar sind die Gehwege relativ breit“, sagt Richter, „aber durch die Pfosten ist der Gehweg kaum befahrbar.“ Und für seine Busfahrer bittet er um Verständnis: „Die hatten schon erhebliche Verspätungen und durften die Fahrgäste erst an der nächsten regulären Haltestelle rauslassen. Das hat natürlich zu einigem Gemurre geführt, und nur in den unmittelbar betroffenen Bussen konnten die Fahrgäste auch sehen, was los war und Verständnis zeigen.“

Auch Thomas Heideloff vom BRK-Rettungsdienst weiß keinen echten Ausweg. „Ausweichen können wir nur, wenn wir das Geschehen um drei Ecken vorausahnen können. Das wird schwer möglich sein. Hier hilft nur eines: weniger Busse.“

11 Kommentare