Stadt Erlangen fordert: Siemens soll Beschäftigte informieren

26.9.2018, 06:00 Uhr
Stadt Erlangen fordert: Siemens soll Beschäftigte informieren

© Paul Zinken/dpa

Siemens gehört zu Erlangen – und umgekehrt. Kein Wunder, dass da Oberbürgermeister Florian Janik und Wirtschaftsreferent Konrad Beugel einen Tag nach der Bekanntgabe weiterer Abbaupläne in der Kraftwerkssparte auf EN-Anfrage vor allem Klarheit für die Beschäftigten fordern.

Zwar ist es für den Erlanger Rathauschef "ein sehr wichtiges Signal, dass Siemens weiterhin auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet", doch sei es jetzt wichtig, den betroffenen Siemensianern und ihren Familien Auskunft darüber zu geben, wie es weiter gehen könne.

Zukunft der Kraftwerkssparte

Auch Beugel sieht es nur als "schwachen Trost", dass bundesweit weniger Stellen abgebaut werden sollen als ursprünglich geplant. Denn der Standort Erlangen sei weitaus mehr betroffen, als ursprünglich vorgesehen. In der Hugenottenstadt fallen mit 500 Stellen doppelt so viele weg wie zunächst geplant. Von Seiten der Stadt, so Beugel, wünsche man sich klare Perspektiven, wie der Kraftwerksbereich aussehen könne.

Auf den gesamten Siemens-Standort bezogen gehe man jedoch nicht von einer Schwächung Erlangens aus, so der Kämmerer. "Nicht nur die große Zukunftsinvestition von Siemens in den Siemens-Campus macht uns zuversichtlich; vielmehr wissen wir aus anderen Siemens-Unternehmensbereichen, dass in Erlangen sogar Stellen aufgestockt werden." Die Sorge gelte daher umso mehr den Mitarbeitern, die sich nun im Unternehmen neu orientieren müssten.

Diese Sorge treibt auch die erste Bevollmächtigte der IG Metall, Elisabeth Mongs, um. Noch liegen der Gewerkschaft keine Details vor, wen der Stellenabbau genau trifft. Die Erlanger IG-Metall-Chefin erwartet jedoch, dass der Siemens-Konzern die Beschäftigten möglichst bald über das weitere Prozedere aufklärt.

Bereits am Montagabend, wenige Stunden nach der Bekanntgabe des geplanten Stellenabbaus, informierte die Arbeitnehmervertretung am Standort Süd rund 100 Gewerkschaftsmitglieder und Vertrauensleute über das Vorhaben. "Die Beschäftigten zeigten sich von dem erneuten Personalabbau vor allem betroffen", berichtete Mongs im Gespräch mit dieser Zeitung. Viele seien verunsichert, da sie nicht wüssten, wie es jetzt für sie weiter gehen soll.

Die Siemensianer seien im Unklaren, wer gezielt für Auflösungsverträge angesprochen werde. Bei der Summe könne es sein, dass der Konzern "noch etwas drauflege, um Anreize zu schaffen", vermutet die IG-Metall-Bevollmächtigte. Auch Angebote zur Altersteilzeit werden bei der Umsetzung eine Rolle spielen. Etliche Mitarbeiter, so Mongs, äußerten sich zudem kritisch darüber, dass der Abbau verkündet wird, obwohl Siemens gerade über einen großen Auftrag zum Aufbau einer Energieversorgung im Irak verhandelt. Auch die IG-Metall-Chefin kann das nicht nachvollziehen.

Auskunft will die Gewerkschaft zudem zur Zukunft der Kraftwerkssparte. "Die Kürzung um 500 Stellen trifft den Standort, das ist ohne Zweifel eine Hausnummer". Mongs hatte die Pläne trotz aller schmerzhaften Einschnitte "eine gute Gesamtlösung" genannt.

Nähere Details sollen die Beschäftigten bei Mitarbeiterversammlungen in den nächsten Tagen und Wochen erfahren, im November steht zudem eine Betriebsversammlung an: "Spätestens dann soll es Informationen geben, wo der Abbau genau stattfindet."

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