6,5 Millionen Euro Projekt

Forchheim: Lebenshilfe-Werkstätten werden modernisiert

22.1.2019, 06:53 Uhr
Forchheim: Lebenshilfe-Werkstätten werden modernisiert

© Roland Huber

Fast nichts bleibt, wo es mal war. Wenn die Werkstätten-Mitarbeiter nach Abschluss der Bauarbeiten an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, werden sie das Innere des Gebäudes gerade einmal durch die markante Treppe im Eingangsbereich wiedererkennen. Die bleibt erhalten, genauso wie die Klinkerwände, die das Aussehen des Altbaus mehr als 30 Jahre lang geprägt haben. Alles andere aber wird sich dann verändert haben. Das Raumkonzept soll dafür sorgen, dass "die Logistik und die Arbeitsabläufe, aber auch der Arbeitsschutz und der Brandschutz optimal sind", sagt Werkstätten-Leiter Wolfgang Badura.

Beispiel Speisesaal: Der war bislang im ersten Stock. Mitarbeiter mit Gehbehinderung oder im Rollstuhl kamen dorthin nur mit Hilfe des Lastenaufzugs. Für den neuen Speisesaal ist ein Anbau im Hof der Werkstätten geplant. Ebenerdig und damit barrierefrei. In den alten Speisesaal ziehen dann die Mitarbeiter der Verwaltung — Trockenbauwände unterteilen den einstigen großen Raum in kleine Büros und Besprechungsräume.

Beispiel Schreinerei: Bislang liegt die Schreinerei im Keller. "Das Problem ist, dass das Material mit Hilfe eines Krans nach unten transportiert werden muss", erklärt Wolfgang Badura. Aus diesem Grund soll die Schreinerei in einen Anbau im Erdgeschoss. Die Metallverarbeitung zieht dann in die bisherige Hauptwerkstatt. Lieferkette und Arbeitsabläufe sollen damit optimiert werden.

Beispiel Werkstatthalle: 600 Quadratmeter groß ist die Hauptwerkstatt. Mit Holzwänden wurde sie aufgeteilt und bot Platz für sechs Arbeitsgruppen á zwölf Mitarbeitern. Problem: Die innenliegenden Räume verfügten weder über natürliches Licht noch über eine eigene Heizung oder Lüftung. Künftig soll hier die Metallbearbeitung Platz finden (siehe vorne). Die kleineren Werkstatträume für Montage und Verpackung werden dann im zweiten Bauabschnitt, der im kommenden Jahr folgen soll, ausgebaut.

Außerdem soll das Sheddach, das durch seine einfache Verglasung nur wenig Wärmeschutz bietet und dazu noch undicht ist, einem Flachdach weichen. "Trotz modernster Technik, ein Sheddach ist einfach anfällig für Undichtigkeiten", erklärt Bauleiter Stefan Schwarzmann vom gleichnamigen Planungsbüro in Hollfeld.

Beispiel Therapiezentrum: Im ganzen Haus sollen Pflegestützpunkte kurze Wege für die Betreuer bieten. Zusätzlich soll im bisherigen Verwaltungstrakt ein Therapiezentrum entstehen — "mit Gymnastikraum für Bewegungstherapien, einem Raum für Logopädie oder Ergotherapie und einem Snoozle-Raum zum Entspannen", erklärt Wolfgang Badura. "Durch die demographische Entwicklung hat sich auch bei uns das Durchschnittsalter erhöht, so dass wir mehr beruhigte Gruppen und mehr Entspannungsmöglichkeiten schaffen müssen", sagt er.

Insgesamt 6,5 Millionen Euro kostet die Modernisierung. Vier Millionen Euro werden über staatliche Fördermittel finanziert. 480 000 Euro kommen von der Oberfrankenstiftung, 200 000 Euro von der Bayerischen Landesstiftung und 269 000 Euro vom Landkreis Forchheim. Die restlichen 1,56 Millionen Euro werden durch einen Kredit finanziert.

Ende August haben die Arbeiten mit dem Abriss und der teilweisen Entkernung begonnen. "Inzwischen hat die konstruktive Phase begonnen", freut sich der Werkstätten-Leiter. Bis Ende 2019 soll der erste Bauabschnitt, abgeschlossen sein. Ein weiteres Jahr wird für den zweiten Bauabschnitt eingeplant.

Forchheim: Lebenshilfe-Werkstätten werden modernisiert

© Roland Huber

166 Werkstatt-Mitarbeiter sind bei der Lebenshilfe beschäftigt. Zusätzlich arbeiten 40 Angestellte in der Betreuung, Pflege und Verwaltung. "Größte Herausforderung vor Beginn der Bauarbeiten war es, für 120 unserer Mitarbeiter Ausweichquartiere zu finden", sagt Werkstätten-Leiter Wolfgang Badura. So sind die Mitarbeiter der Verpackung und Montage während der Bauzeit an drei unterschiedlichen Standorten untergebracht. Ein Ausweichquartier befindet sich im Erdgeschoss des Jobcenters in der Äußeren Nürnberger Straße, ein weiteres bei der Firma Piasten und ein drittes im Eckgebäude am Beginn der Hainbrunnenstraße (Foto). In allen Interims-Quartieren mussten behindertengerechte Toiletten, zum Teil auch Brandschutzvorrichtungen eingebaut werden. Zusätzlich wurden zehn Buslinien, die die Mitarbeiter täglich an den Arbeitsplatz bringen, umdisponiert. "Die Arbeit an den neuen Standorten ist mit Einschränkungen verbunden und fordert Improvisation, aber ich sehe das als Chance, um alte Strukturen aufzubrechen und neue Abläufe zu finden", sagt Wolfgang Badura.

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