Geld und Befindlichkeiten belasten Jahn-Umzug

8.2.2019, 17:15 Uhr
Geld und Befindlichkeiten belasten Jahn-Umzug

© Andre de Geare

Der sich sorgende Jahn-Kassier Gerhard Tinkl, so erzählt es der derzeitige Vereins-Außenminister Hans Schneider, habe nach der jüngsten Vorstandssitzung per E-Mail an den früheren Funktionärs-Kollegen Udo Schönfelder den eindringlichen Appell formuliert, das Stadtratsgremium nochmals für die extrem angespannte finanzielle Not des Traditionsklubs zu sensibilisieren.

In den zugespitzten Worten Schönfelders war nun von "dramatischer Entwicklung" und einem sich abzeichnenden "Worst-Case"-Szenario die Rede, "die Verwaltung sollte tätig werden", denn "der Jahn kann bald nicht mehr". OB Uwe Kirschstein entgegnete gereizt, den Verantwortlichen seien seine Kontaktdaten bekannt. Es blieb beim angedeuteten Schlagabtausch, der jedoch tief blicken lässt in die Gefühle hinter den Kulissen.

Tauziehen seit 2013

Seit Sommer 2013 liefern sich die involvierten Akteure ein vornehmlich juristisches Tauziehen, das sich seit einem vermeintlich befreienden Stadtratsbeschluss im November 2017 auf wenige Punkte zwischen Stadt und Jahn reduziert. Im vergangenen Herbst keimte ein zartes Pflänzchen Hoffnung auf, für 2020 doch noch alles auf den Weg zu bringen. Während auf dem bisherigen Areal an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße ein neues Stadtviertel entstehen soll, siedelt der ATSV auf das Germania-Gelände über und startet die SpVgg Jahn im Norden ohne Schulden in eine neue Zukunft. Doch eben der Kostenrahmen gibt immer wieder Anlass zu Streitigkeiten.

"In unserer Absicht lag es nicht, mit dem Abbruch zu drohen", bemüht sich nun Hans Schneider, den Ton des Fürsprechers Schönfelder abzumildern. Allerdings bestehe erhebliche Unzufriedenheit bezüglich der neuen und alten Forderungen der Stadt, die die ohnehin knappe Budget-Kalkulation empfindlich belasten. Etwas mehr als 200 000 Euro sind veranschlagt für Erschließung des Alt-Geländes und den ebenfalls ausführlich debattierten Verzicht auf das Rückübertragungsrecht. Eine weitere Kröte hätte der Verein in Summe von knapp über 200 000 Euro für Zuschüsse aus den späten 80ern beim Umbau der Jahn-Kulturhalle schlucken sollen, ehe der Hamburger Investor Dignus einsprang, um eine noch zu konkretisierende verringerte Ablöse auszuhandeln.

Für neuerlichen Frust und erhitzte Gemüter sorgt schließlich das gegenüber des VfB-Sportheims gelegene Grundstück um die Skaterbahn, ohne deren Verlegung die Pläne für die Tennis-Nutzung hinfällig wären. "Bis vor 14 Tagen sind wir von 40 000 Euro ausgegangen. Auf einmal ist der Preis in die Höhe geschossen", ärgert sich Hans Schneider auch über die aus seiner Sicht ungenügende Kommunikation der Stadt. Plötzlich stand eine Beteiligung in doppelter Höhe im Raum. Diese Behandlung könne man vor dem Hintergrund des Versprechens an die Mitglieder, sich nicht abermals zu verschulden, nicht akzeptieren.

Auf NN-Nachfrage weist OB Kirschstein die Vorwürfe vehement zurück. „Wir halten uns an die Beschlusslage des Stadtrats von 2017, die im November 2018 nochmals konkretisiert wurde. Die Faktenlage ist unverändert. Dass die Schätzungen zur Skateranlage nicht final sein können, muss jedem mit etwas kaufmännischen Sachverstand klar gewesen sein." Wenn es von Vereinsseite Gesprächsbedarf gebe, kommentiert Kirschstein, erwarte er eine gänzlich andere Form der Ansprache.

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