Gift-Alarm im Forchheimer Rathaus: Pause auf der Baustelle

15.3.2017, 11:21 Uhr
Das Forchheimer Rathaus: Außen hui, innen pfui. Im Dachgeschoss wurden gefährliche Giftstoffe entdeckt.

© Berny Meyer Das Forchheimer Rathaus: Außen hui, innen pfui. Im Dachgeschoss wurden gefährliche Giftstoffe entdeckt.

Die Fassade des historischen Forchheimer Rathaus ist wohl die meistfotografierte Außenansicht der Stadt. Im Inneren des Bauwerks sieht es aktuell jedoch weniger idyllisch aus. Bei den Untersuchungen, die im Rahmen der Sanierung im Rathaus durchgeführt wurden, kamen Giftstoffe zum Vorschein.

Giftige Holzschutzmittel

"Teile des Dachstuhls sind belastet", erklärte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein in der jüngsten Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses der Stadt Forchheim und wird konkret: "Wir reden hier von einer Kontamination." Im Gebälk wurden die giftigen Stoffe PCP und Lindan nachgewiesen, die einst als Wirkstoff in Holzschutzmitteln verwendet wurden. Ab dem Ende der 70er Jahren nahm ihr Einsatz ab, da die Stoffe in den Verdacht kamen, für ernste Gesundheitsbeschwerden zahlreicher Bewohner behandelter Häuser verantwortlich zu sein.

Erschwerend hinzu kommt beim Forchheimer Rathaus, dass ein Wasserschaden Anfang des Jahres das Problem noch ausgeweitet hat: "Es gibt Hinweise, dass es [die Stoffe; Anmerkung der Redaktion] auch in der Wand ist", fährt Kirschstein fort.

Das historische Rathaus ist aktuell - bedingt durch die Sanierungsarbeiten - für Besucher gesperrt, doch waren bis vor kurzem noch Arbeiter in dem Haus zugange. Wie es jetzt weitergeht, hängt nicht nur von der Frage des Arbeitsschutzes ab, sondern auch davon, wie lange die Stadträte benötigen, um sich über die zukünftige Nutzung des Hauses einig zu werden.

Die durch Kirschstein in Gang gesetzte Diskussion hatte jüngst zu einem Eklat geführt: Der denkmalpflegerische Planer und Bauforscher Peter Turek hatte die Zusammenarbeit beendet und öffentlich die Entscheidung Kirschsteins gerügt, erst einmal die künftige Nutzung des Rathauses „detailliert festzulegen“: Turek befürchtete, dass dadurch Fördergelder durch die Lappen gehen könnten.

Sollen die historischen Räume wieder ausschließlich von der Verwaltung genutzt werden? Diese Frage wollte Kirschstein diskutiert und beantwortet wissen, bevor weitere Schritte — auch hinsichtlich der Finanzierung der Sanierung — ergriffen werden. Der Grund: Es stehen unterschiedliche Förderszenarien im Raum, die allesamt von der späteren Nutzung der Räume abhängen.

Natürlich handle es sich beim Rathaus um ein Denkmal nationalen Ranges, betonte Kirschstein zum Schluss noch einmal, doch dürfe dessen Wiederherstellung nicht das alleinige Ziel sein — die Nutzungsform sei schließlich bedeutend für die weitere Entwicklung der Innenstadt. Man solle alle möglichen Nutzungsformen kreativ andenken und „über alles Mögliche nachdenken und sprechen“. Man dürfe keine Entscheidung übers Knie brechen oder überstürzen. „Wir sollten an allererster Stelle von der Nutzung her diskutieren und nicht vom Gebäude her“, plädierte der OB.

Zur Erinnerung: Hier unser Rundgang aus dem Jahr 2015.

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