Kampf gegen Blutkrebs: Forchheimer radelt nach Russland

21.5.2017, 10:00 Uhr
Kampf gegen Blutkrebs: Forchheimer radelt nach Russland

© Foto: Müller

Die Geschichte von Gunnar Schmidts Radabenteuer beginnt vor 19 Jahren in seiner Heimat in Sachsen-Anhalt. Gunnar Schmidt ist damals 16 Jahre alt und liest in der Zeitung die Abenteuer des Weltenbummlers Thomas Meixner. Er ist fasziniert. Mit dem Rad die Welt erkunden, genau das will der Teenager machen. Auch wenn er es da noch nicht weiß, im Prinzip beginnt mit 16 Jahren Gunnar Schmidts Vorbereitung auf die Reise 2017.

Die Familie Schmidt ist sportlich, der Vater geht mit seinen Jungs gerne in die Natur, wandern, radeln. Mit 18 wettet Gunnar mit Freunden, dass er von seinem Heimatort Wolfen-Bitterfeld an die Ostsee radelt und zwar die 400 Kilometer in vier Tagen. Nach zweieinhalb Tagen kommt er in Usedom an. "Zum ersten Mal habe ich die Freiheit kennengelernt, völlig autark zu sein, mein eigener Herr."

Es hätte der Einstieg zum klassischen Aussteiger werden können, aber Gunnar Schmidt wählt seinen eigenen Weg, absolviert eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, zieht nach Forchheim, setzt eine Weiterbildung zum Industriemeister Logistik obendrauf, macht Karriere.

Die Abenteuerlust wird in Urlaubs- und Freizeithäppchen portioniert. Mal fährt er mit dem Rad über die Alpen nach Bologna, mal die Donau entlang, von Berlin nach Usedom, den Po entlang durch die Emilia Romagna an die Adria.

Worauf es ankommt

Die NN kommen 2013 mit Gunnar Schmidt in Kontakt, als er zum zweiten Mal "Stammzellen für einen an Blutkrebs erkrankten Menschen" spendet. Jedes Mal geht das Paket Hoffnung über die DKMS nach Amerika. Für Schmidt ist die Hilfe so normal, wie er sein Leben nach eigenen Maßstäben gestaltet. Eben nicht auf Familie und Hausbau setzt. Lebensqualität sieht für ihn anders aus. Er kündigt seinen stressigen Job in Führungsposition, arbeitet abends in der Lohmühle und heute als Messtechniker im Außendienst. Sein Auto verkauft er 2010, um nicht faul zu werden.

"Meine Prioritäten sind, die Welt und die Menschen kennenzulernen, wie die Leute leben, was sie den ganzen Tag machen. Da kann man so viel lernen", sagt Schmidt. Womit wir im Mai 2017 angelangt sind und auf dem Europaradweg 1, dem Klassiker der internationalen Radwege.

Kampf gegen Blutkrebs: Forchheimer radelt nach Russland

© NN-Grafik

"Ein Weg für normale Radwanderer mit Sinn für ein großes Abenteuer" heißt es auf der Homepage. Man könnte meinen, die Werbefachleute haben Gunnar Schmidt dabei im Blick gehabt. Für die Reise hat er den "Long Haul Trucker", ein massives Stahlrahmen-Rad der Marke Surley gekauft und umbauen lassen. 28 Kilo Gepäck sollen in den Satteltaschen unterkommen. Wo es geht, will er campen, zum Duschen ist auch der Stopp in der ein oder anderen Pension angedacht. Vielleicht kommt er ab und an privat unter — wer weiß, wen er alles trifft. Geplant ist nur der Start und das Ziel. Darin liegt auch der Kick für Schmidt: "Das Gefühl, nicht zu wissen, was kommt, sich immer wieder auf neue Situationen einstellen zu müssen." 60 Tage hat er dazu Zeit.

Mit dem Flixbus fahren Schmidt und Rad nach Paris, der Zug bringt die beiden nach Calais, gestartet wird am 23. Mai. Rechtzeitig vor dem Annafest, möchte er wieder daheim sein. Dazwischen liegen Orte wie Brügge, Den Haag, Berlin, ein Zwischenstopp bei seinen Eltern in Wolfen, Kaliningrad, Riga und Sankt Petersburg. Für Russland hat er ein 30-Tage-Visum.

Jeder Kilometer bringt ihn nicht nur zu neuen Abenteuern, sondern auch der DKMS Geld, wie er hofft. Auf www.betterplace.org hat der 35-Jährige ein Spendenkonto eröffnet, über das Geld an die DKMS gezahlt werden kann. Das Ziel 1000 Euro.

Wie es Gunnar Schmidt auf der Fahrt zu sich selbst und für an Blutkrebs erkrankte Menschen geht? Die NN bleiben in Kontakt mit dem 35-Jährigen und werden in den nächsten Wochen immer wieder berichten.

Das Crowdfunding-Konto für die DKMS findet sich auf www.betterplace.org, Stichwort: 4000 km Radreise gegen Blutkrebs.

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