Mit der Dampfbahn nach Sibirien und zurück

22.9.2015, 06:00 Uhr
Mit der Dampfbahn nach Sibirien und zurück

© Foto: privat

Riesige Birkenwälder, "Weiß ohne Ende", sieht Bernd Kittler aus dem Fenster seines Schlafwagenabteils. Es ist eng, zwischen den Halten liegen bis zu 600 Kilometer. Gut zwei Wochen war Kittler von Behringersmühle nach Port Baikal am Baikalsee in Sibirien und zurück nach Nürnberg unterwegs. Zwei Wochen, in dem er sich in seinem Abteil sechs Quadratmeter mit seinem Mitreisenden teilt. "Es war richtig schön", sagt Kittler.

Ende August war die Gesellschaft mit großem Bahnhof von Behringersmühle aus gestartet. Kittler selbst hatte die Diesel-Lok der DFS gefahren und den Schlafwagen der russischen Staatsbahn nach Ebermannstadt gezogen. Dort war er zum Mitreisenden geworden.

"Wir sind erstaunlich schnell zusammengewachsen", erzählt Kittler, der bereits früher mit dem Schlafwagen nach Griechenland und Skandinavien gefahren war. Zu zweit schliefen sie in den Abteilen, in denen auch drei Reisende untergekommen wären. Während die Ausläufer des Ural und die russische Weite draußen vorbeizogen, las man, spielte Karten, unterhielt sich. "Der Seitengang war recht beliebt§, sagt Kittler. Er wurde zum nicht mal einen Meter breiten Aufenthaltszimmer. Wollte jemand durch, musste man schnell in ein offenes Abteil ausweichen: "Tür offen hieß, es ist für alle offen. Wir haben schnell unsere Routine gefunden."

Seit 30 Jahren ist der 62-Jährige Lokführer. Russland kannte er vor der Fahrt nur aus dem Fernsehen, nun hat er eine Vorstellung. Besonders gereizt hat ihn das Eisenbahnerische. "Es war wirklich sehr interessant." Der erste Höhepunkt wartete im weißrussischen Brest an der polnischen Grenze. Von hier aus fahren die Züge — der Schlafwagen wurde immer wieder angehängt — auf der breiteren russischen Spur weiter. Innerhalb von 20 Minuten wurde der Wagen in einer Halle angehoben und die Drehgestelle wurden ausgetauscht. Ein Kamerateam des SWR, das für die Reihe "Eisenbahn-Romantik" die Fahrt begleitete, durfte filmen — und die Reisenden sich frei bewegen. Kittler lacht, als er über die Sicherheitsstandards spricht. Der Beitrag soll im nächsten Jahr ausgestrahlt werden.

Russische Gastfreundschaft

Ein weiterer Höhepunkt: Moskau. Hier besuchte die Gruppe das Museum der Russischen Eisenbahn. Dort wurde das Zuglaufschild des Schlafwagens übergeben — auf ihm lässt sich die Route nachvollziehen. "Es ist erst das dritte deutsche Schild dort", sagt Kittler, der dort mit DFS–Hemd und -Mütze Ebermannstadt präsentierte.

Mit der Dampfbahn nach Sibirien und zurück

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Die Russen seien sehr angetan gewesen. Überhaupt sei man sehr wohlwollend empfangen worden. "Man hat uns wie eine offizielle Delegation behandelt und sich sehr viel Mühe gegeben." Es sollte wohl ein politisches Statement auf unterster Ebene sein, so Kittler.

Von Moskau aus ging es auf der Route der Transsibirischen Eisenbahn weiter nach Osten. Oft hielt der Zug nur, um Wasser nachzufüllen. Die Gesellschaft verpflegte sich aus dem Gepäck, mit Lunchpaketen oder auch in einem Speisewagen. "Es war recht zweckmäßig eingerichtet", sagt Kittler. Die Ofenheizung war nur einmal zur Demonstration an, von daher hatten die Duschen "zwei Einstellungen: kalt — und nicht warm". Machte aber nichts, immer wieder wurde in Hotels übernachtet.

Das letzte Stück nach Port Baikal auf der alten Trasse der Transsib wurde wieder mit einer Museumsbahn zurückgelegt. Früher setzten die Züge mit Fähren oder im Winter mit Schlitten über den riesigen See, der einen ähnlichen Längengrad wie Vietnam hat. Mittlerweile wurde die Strecke umgelegt. Von dem Ort mit 50 Häusern aus erkundeten die Bahnfahrer die Umgebung. Dann ging es auch schon zurück nach Moskau und für Kittler weiter nach Nürnberg.

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