Wegen Bauarbeiten: Walberla-Besucher brauchen gute Nerven

1.5.2016, 13:25 Uhr
Wegen Bauarbeiten: Walberla-Besucher brauchen gute Nerven

© Roland Huber

Sonntag, kurz nach 10 Uhr am Bahnhof: Marc Sieber aus Erlangen wartet, wie so viele an diesem Morgen, alle mit einem einzigen Ziel: Aufs Walberla soll’s gehen zum Fest auf dem fränkischen Tafelberg. Doch Marc Sieber hat sich gleich in der Früh, noch zuhause, für die Alternative entschieden: Er wartet auf seinen Kumpel, der aus Höchstadt mit dem Auto kommt, um ihn abzuholen. Die Freundin sitzt am Steuer und shuttelt die beiden Männer nach Kirchehrenbach. Mit dem Bus fahren? "Nein das ist viel zu umständlich", so Sieber.

Für die umständliche Variante hat sich ein Ehepaar aus Unterfürberg entschieden. Eine Stunde haben die beiden gebraucht, um über Fürth und Erlangen zum Forchheimer Bahnhof zu kommen. Doch wo ist der Anschlussbus? Zwar stehen zahlreiche Busse am Bahnhof bereit, doch wohin sie fahren, das bleibt ungewiss. "Ich hab Pause", verkündet eine dampfende Kaffeetasse im Display des einen Busses, "Dienstfahrt, nicht einsteigen", steht auf einem anderen Bus.

Sonderfahrplan mit 20 Seiten

"Warum steht da eigentlich keiner von der Bahn und hilft?", regt sich ein älterer Herr auf, der mit seiner Frau in Richtung Fürth zum Gartenmarkt fahren will. Der Ex-Eisenbahner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, hat versucht, sich vor Fahrantritt zu informieren. Schon vor Tagen, so erzählt er, habe er den 20-seitige Sonderfahrplan zum Schienenersatzverkehr am Bahnhof geholt und ausgiebig studiert, im Internet hat er zusätzlich nach den Verbindungen geschaut und seine Tochter hat ihm die App aufs Handy installiert: Das ernüchternde Fazit: Alle drei Möglichkeiten bieten auch drei unterschiedliche Abfahrtszeiten an. Vielleicht hilft ein Blick auf den Busfahrplan, der aushängt? Doch auch das gestaltet sich schwierig, die Fahrpläne sind fast in Kniehöhe aufgehängt, die Buchstaben und Ziffern so minimalistisch klein, dass sie kaum lesbar sind. "Kennt der sich eigentlich aus, der die Pläne macht?", echauffiert sich der Mann.

Jedes Jahr, so erzählt Sebastian Meyer, wandert er mit seinen Kommilitonen aus dem Studentenwohnheim aufs Walberla. Über Hin- und Rückfahrt haben sich die Studenten keine Gedanken gemacht, "wird schon irgendwie klappen".

Dass es irgendwie klappt, darauf wollen sich die Clubfreunde aus Burk nicht verlassen. Dass sie Fußballfans sind, das zeigen sie alle uniformiert an ihren schwarz-bedruckten Shirts. Nicht ab Kirchehrenbach, wie fast alle, sondern ab Schlaifhausen wollen sie den Berg erklimmen. Dass dort kein Schienenersatz-Verkehr hält, stört die siebenköpfige Truppe wenig. Sie mieten sich am Bahnhof ein Großraum-Taxi, das koste schließlich genauso viel und bringe sie ohne Umwege ans Ziel.

"Wir wollen nach Pretzfeld, können Sie uns helfen?", fragen drei Physik-Studenten in gebrochenem Deutsch. Endlich kommt wieder ein Bus ums Eck der alten Post gebogen. "Expressbus" steht auf dem weißen Blatt, das auf der Windschutzscheibe klebt. Wo der Express denn überall hält, das erfahren die drei Studenten nur auf Nachfrage beim Busfahrer, der selbst erst mal in seinen Fahrplan gucken muss. "Wiesenthau und Kirchehrenbach", lautet die kurze Antwort. Und der Bus nach Pretzfeld? Der lässt auf sich warten.

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