Bezahlbarer Wohnraum fehlt auch in Fürth

26.7.2013, 11:00 Uhr
Bezahlbarer Wohnraum fehlt auch in Fürth

© Hans-Joachim Winckler

Wohnen kann arm machen. Das war die Ausgangsüberlegung für die Studie, die herausfinden wollte, in welchen deutschen Städten es einkommensschwache Familien besonders schwer haben, über die Runden zu kommen – genauer: wo ihnen nach Abzug der Miete sogar weniger zum Leben übrig bleibt als HartzIV-Empfängern.

Das ist, laut der Studie, in allen bayerischen Großstädten außer Fürth und Ingolstadt der Fall. Die Kleeblattstadt schneidet gut ab, weil hier ein hohes Durchschnittseinkommen der Bürger auf günstige Mieten trifft. Im Rathaus sorgte die Analyse für gute Laune: Von einem „außerordentlich erfreulichen Ergebnis“ spricht Oberbürgermeister Thomas Jung.



Tatsächlich ist das Durchschnittseinkommen für Familien in Fürth höher als in Nürnberg oder Erlangen – was keine neue Nachricht für Jung ist: „Das ist schon lange so. Das geht nur nicht in die Köpfe der Menschen rein.“ Erlangen, erklärt er, liege wegen der vielen Studenten nicht vorne.

Als arm gilt in der Bertelsmann-Studie eine vierköpfige Familie in Fürth, wenn sie maximal 1896 Euro (also weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens) zur Verfügung hat. Günstiger Wohnraum, der groß genug ist, kostet im Schnitt 541 Euro. Der Familie bleiben somit 1355 Euro.

Die Wissenschaftler haben sich außerdem dafür interessiert, wie groß das Angebot an familiengeeigneten Wohnungen ist, die sich Einkommensschwache leisten können. Fürth liegt mit neun Prozent auch hier bayernweit vorne. Zum Vergleich: In Ingolstadt sind es nur drei Prozent, in München ein Prozent.



Und dennoch: Auch in Fürth fehlt es an bezahlbarem Wohnraum. Das weiß man im Rathaus. Die große Bautätigkeit in der Kleeblattstadt, so Jung, habe die Entwicklung der Mietpreise gedämpft. Doch der ungebremste Zuzug lässt die Mieten steigen. Es werde daher künftig großer Anstrengungen bedürfen, um eine „mieterfreundliche“ Stadt zu bleiben, sagt Jung. „Hier dürfen wir keinesfalls nachlassen.“

Während das Sozialforum am Samstag erneut die hohen Mieten und die rigide Kürzung der staatlichen Mittel für den sozialen Wohnungsbau anprangerte, sieht Jung es relativ gelassen, dass die Zahl der Sozialwohnungen zurückgegangen ist: Die Miete für eine Sozialwohnung, erklärt er, könne mitunter teurer sein als die für eine Wohnung einer Baugenossenschaft. Ziel sei es daher, generell bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Wie berichtet, befasst sich die neue Arbeitsgruppe Wohnungsnot mit dem Problem. Ein Kataster, das Baulücken auflistet, wird erstellt. Daneben will die Stadt die Umwandlung leerstehender Läden in Wohnraum unterstützen. Und die städtische Wohnungsbaugesellschaft wbg baut neue Dachwohnungen auf der Hardhöhe. Laut Jung planen zudem zwei Baugenossenschaften größere Projekte in der Südstadt und im Stadtwesten.

Das Problem Wohnungsnot ist spürbar, sagt Stefan Stadlbauer vom Sozialforum. Sandra Zintl von der Caritas bestätigt das. Im Projekt „Dauerhafte Wohnungssicherung“, angesiedelt in der Oststraße, unterstützt sie Menschen, die HartzIV beziehen oder ein geringes Einkommen haben, bei der Wohnungssuche. Eine Wohnung zu bekommen, sei ein „Riesenproblem“.

Ebenso wie Kollegen habe sie festgestellt, dass zwar durchaus Angebote für günstige Wohnungen vorhanden sind – doch wegen des Zuzugs konkurrieren heute viele Bewerber. Und die Vermieter entscheiden sich für diejenigen, die eben nicht auf das Geld vom Jobcenter oder auf Wohngeld angewiesen sind. Zudem seien oft Makler beauftragt – die Gebühren können sich Geringverdienende aber nicht leisten.
 

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