Boom in Nürnberg: Braucht Fürth noch mehr Hotels?

20.2.2019, 06:00 Uhr
Begehrte Gäste: Auch dank des 2018 neu eröffneten Hotels Niu Saddle erreichte Fürth einen Rekord bei den Übernachtungszahlen.

© Hans-Joachim Winckler Begehrte Gäste: Auch dank des 2018 neu eröffneten Hotels Niu Saddle erreichte Fürth einen Rekord bei den Übernachtungszahlen.

Der bayerische Hotel- und Gaststättenverband sah sich 2018 veranlasst, zu warnen: Die Entwicklung in Nürnberg könne nicht ungebremst weitergehen. "Investoren fallen offenbar nur noch Hotels ein", sagte Stefan Rottner, Kreisvorsitzender des Verbands in der Noris.

Fakt ist: Seit 2009 hat die Nachbarstadt mehr als 6000 Hotelbetten hinzugewonnen, rund 18.000 gibt es dort jetzt. Angesichts steigender Übernachtungszahlen (2018: 3,6 Mio.) ist die Lust, Hotels in Nürnberg hinzustellen, bei Investoren offenbar ungebrochen. Bis zum Jahr 2022 sind rund 2500 weitere Betten geplant.

Messegäste kommen

Neue Häuser sollen an der Hauptpost, in der Breiten Gasse, auf dem Augustinerhofgelände und, nach dem Abriss des City-Points, im künftigen "Altstadt Karree" entstehen; zwei Neubauten hat darüber hinaus die Hamburger Hotelkette Niu angekündigt, die 2018 in Fürth an der Gebhardtstraße das Niu Saddle eröffnete.

Den Nürnberger Boom dürfte auch das Fürther Gastgewerbe aufmerksam verfolgen. Schließlich bekommt es bislang einen Teil der Touristen von dort ab. Jedes Jahr nächtigen etliche Messegäste und Besucher des Christkindlesmarkts in Fürth oder im Landkreis.

Von einem "gemeinsamen Markt" mit Nürnberg spricht denn auch Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller. Sicher sei irgendwann eine Grenze erreicht, sagt er. Noch aber sieht er in der Kleeblattstadt Luft nach oben: "Wer Touristen anziehen will, braucht auch Hotelbetten." Fürth habe Nachholbedarf gehabt, Müller ist deshalb froh, dass mehrere Häuser im vergangenen Jahr neu oder unter neuer Regie loslegten. Die Zahl der Übernachtungen schoss auf 322.318 (bei rund 2000 Betten). Und der Wirtschaftsreferent zeigt sich überzeugt davon, dass Fürth die zwei, drei Hotels, die hier aktuell geplant werden, "gut vertragen" kann. Dies würden auch Marktanalysen belegen. Müller: "Kein Investor geht da blauäugig ran."

Ausgesprochen gut gefallen ihm die Pläne für die Wolfsgrubermühle. Die neuen Besitzer wollen den denkmalgeschützten Backstein-Komplex, wie berichtet, in ein inhabergeführtes Vier-Sterne-Haus verwandeln, mit Gastronomie "für alle" an der Pegnitz und möglicherweise einer Skybar. "Das wäre eine echte Bereicherung."

Das Drei-Sterne-Hotel, das an der Stadthalle entstehen soll, wird hingegen eine andere Zielgruppe ansprechen: Geschäftsreisende, Tagungsgäste, Besucher der Stadthalle. Das Vorhaben stieß bisher allerdings auf Schwierigkeiten, der Baubeginn verzögerte sich immer wieder. Gedankenspiele gibt es unterdessen noch für ein Budget-Hotel an anderer Stelle.

So sehr man auch von ihr profitiere: Allein auf die Nürnberger Messe können sich die Beherbergungsbetriebe nicht verlassen, betont Müller; "wir müssen selbst etwas tun". Erklärtes Ziel der Stadt ist es, Fürths Reize bekannter zu machen und mehr Gäste anzulocken.

Seit 2018 wird deshalb ein neues Tourismuskonzept umgesetzt. Man wirbt für sich auf Messen, auf Instagram und Facebook – und auch bei den Fürthern selbst: Die Aktion "Zu Gast in der eigenen Stadt" der Tourist-Info kam im Sommer sehr gut an und soll heuer neu aufgelegt werden. 500 Fürther konnten in den teilnehmenden Hotels zum Sonderpreis übernachten. Wer zufrieden war, so der Hintergedanke, wird in Zukunft seinen Besuch gern hier untergebracht wissen.

Neue Homepage im März

Im März soll dann auch eine Homepage online gehen, die sich gezielt an Touristen richtet – sie sei überfällig gewesen, sagt Müller. Er rechnet fest damit, dass die Übernachtungszahlen noch zulegen. Fürth habe immer mehr zu bieten. Die Michaelis-Kirchweih gehöre nun zum immateriellen Kulturerbe in Deutschland, der Weihnachtsmarkt wurde jüngst im Internet zum schönsten Bayerns gewählt, mit dem Ludwig-Erhard-Zentrum und dem Anbau des Jüdischen Museums gebe es neue Attraktionen.

Neben den Hotelgästen seien allerdings auch die Tagesgäste wichtig und die "Couch-Gäste", die bei Bekannten übernachten. 2011 ließ die Stadt untersuchen, wie viel Geld sie alle zusammen in Fürth ausgeben: Rund 182 Millionen Euro betrug der Bruttoumsatz. Müller will die Erhebung bald wiederholen lassen.

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