Braucht Fürth ein viertes Gymnasium?

24.2.2017, 06:00 Uhr
Braucht Fürth ein viertes Gymnasium?

© Foto: Winckler

Sieben neue Gymnasien braucht München jetzt schon, weil die bisherigen in der stetig wachsenden Landeshauptstadt aus allen Nähten platzen. Mit der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium wären es einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge sogar noch drei mehr.

In Nürnberg wiederum steht angesichts des Bevölkerungswachstums zurzeit ein neues Gymnasium auf der Wunschliste des Bildungsreferats – käme allerdings das G9 zurück, würde dies wohl nicht ausreichen, schätzt man im dortigen Bildungsreferat. Dann bräuchte man zwei.

Und in Fürth? Den Ruf nach einem vierten Gymnasium hat man hier zuletzt 2014 gehört, im Kommunalwahlkampf drängte die FDP auf einen zusätzlichen Standort. Bisher aber, sagt Schulreferent Markus Braun auf FN-Nachfrage, war das Potenzial für ein viertes Gymnasium nicht gegeben. Und er nimmt nicht an, dass sich das schnell ändert: Es sei nicht sehr wahrscheinlich, dass allein das G9 die Schülerzahlen in nächster Zeit derart nach oben klettern ließe.

Zwar hat auch Fürths Einwohnerzahl kräftig zugelegt; wie berichtet, kommt die Stadt gar nicht hinterher, genügend Kindergartenplätze zu schaffen. Doch Braun gibt zu bedenken, dass die Zuzüge zum einen in den Schulen schon angekommen sind – viele Kinder aus zugezogenen Familien sitzen längst in den Klassen – und sich zum anderen ein Anstieg bei den Schülerzahlen auf verschiedene Schularten verteilt.

Den erhöhten Raumbedarf, den die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums auch in Fürth mit sich brächte, würde man daher an den bestehenden Standorten zu decken versuchen, so Braun. Zumal die beiden bevorstehenden großen Baumaßnahmen – Sanierung des Helene-Lange-Gymnasiums und Sanierung bzw. Neubau des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums – die Möglichkeit bieten, den Raumbedarf ebenso wie die pädagogischen Konzepte, die mit der Reform verbunden wären, zu berücksichtigen. Genau deshalb aber sei es so wichtig, dass der Freistaat endlich Klarheit und Planungssicherheit schaffe. Schon vor ein paar Tagen hatte Braun in den FN kritisiert, dass sich der Freistaat seit Jahren vor einer Grundsatzentscheidung in Sachen G8 oder G9 drücke. Kommunen erschwere dies die Planung erheblich.

Ein Ende der "quälenden Diskussionen" forderte vor kurzem im Interview mit den FN auch der frühere Schulleiter des Langenzenner Wolfgang-Borchert-Gymnasiums, Joachim Mensdorf, der von Anfang an zu den Kritikern des G8 gehörte. Zusammen mit Herbert Meyerhöfer, damals Direktor des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums, wurde Mensdorf 2004 zu Kultusministerin Monika Hohlmeier zitiert: weil sie ihre Bedenken öffentlich geäußert hatten.

Eine Befürchtung beider sieht Mensdorf heute bestätigt: Vielen Schülern fehle die "Reifezeit", der Schulzeit fehle es an Tiefgang: "16-Jährige werden oft mit Themen konfrontiert, für die sie zu jung sind." Zudem gehöre zu einer ganzheitlichen Bildung auch, Zeit für Hobbys im musischen, sozialen oder sportlichen Bereich zu haben.

Das G8 sei ein "katastrophaler Schnellschuss", an dessen Folgen jahrelang herumlaboriert wurde, findet Mensdorf. Nun, da sich in einer Befragung auch die Eltern so klar für das G9 ausgesprochen haben, sei der ideale Zeitpunkt, um einzulenken. Mensdorf warnt aber: "Egal, welche Variante kommt, sie braucht Vorlauf."

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