Digitalisierung: Die Schulen sollen aufholen

26.1.2018, 06:00 Uhr
Digitalisierung: Die Schulen sollen aufholen

© Foto: Bernd Settnik/dpa

Sie verehren YouTube-Stars, holen sich in Video-Tutorials Hilfe für Hausaufgaben, chatten, was das Zeug hält. Die digitale Welt ist – außerhalb des Klassenzimmers – längst Teil des Alltags von Schülern. 97 Prozent der 12- bis 19-Jährigen besitzen ein Smartphone. 89 Prozent sind täglich online, wie aus der repräsentativen JIM-Studie hervorgeht, einer Untersuchung dreier Landesmedienanstalten.

Wenn der Bund und der Freistaat nun eine große Digitalisierungsoffensive an Schulen anstreben, geht es aber nicht nur um eine Anpassung an die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen. Experten erhoffen sich auch einen Schritt zu mehr Chancengleichheit. Denn: Digitale Medien können helfen, individueller zu unterrichten und Schüler besser zu fördern.

Lehrvideos beispielsweise können zuhause auf Tablets oder Smartphones so oft abgespielt werden, wie es nötig ist, um den Stoff zu verstehen. Manchen Schülern kann das womöglich die Nachhilfe ersparen.

Aber auch der Umgang mit digitalen Medien selbst muss gelernt werden. In einem Konzept, das jüngst für die Erlanger Schulen entwickelt wurde und an dem sich das Fürther Rathaus orientieren möchte, heißt es etwa: "Eigenständiges sowie ethisch verantwortungsvolles Handeln in einer von Digitalisierung geprägten Lebenswelt" wird man künftig – als "vierte Kulturtechnik" neben dem Lesen, Schreiben und Rechnen – beherrschen müssen, um gesellschaftlich teilhaben zu können. Schulen können dafür sorgen, dass niemand abgehängt wird, dessen Eltern keine digitalen Kompetenzen vermitteln können.

Bislang ist vieles davon noch Vision. Im Vergleich mit anderen Ländern hinkt Deutschland beim Thema Digitalisierung hinterher. An vielen Schulen fehlt schon die Infrastruktur. Mit Masterplänen und Förderpaketen drängen nun Bund und Länder darauf, das zu ändern.

Was das für die Kleeblattstadt bedeutet, schilderte Bürgermeister Markus Braun kürzlich im Ausschuss für Schule, Bildung und Sport: In den nächsten Jahren sollen alle Fürther Schulen ans Glasfasernetz angebunden werden, das schnelles Internet ermöglicht. Braun: "Das sind die Lebensadern der Städte in zehn, 15 Jahren – die Datenautobahnen." Geld, das man hier reinsteckt, sei für die Stadtentwicklung gut investiert.

Parallel dazu müssen die Schulhäuser mit WLAN und mit mehr digitalen Endgeräten als bisher ausgestattet werden. Wünschenswert, so Braun, wäre es, alle Klassenzimmer mit interaktiven Tafeln, sogenannten "Whiteboards", zu versehen. Neben dem technischen Equipment, warf SPD-Stadtrat Markus Dinter-Bienk, selbst Lehrer am Schliemann-Gymnasium, ein, werde es auch Personal brauchen, das die Geräte warten kann.

Mindestens drei bis fünf Jahre wird die flächendeckende Versorgung dauern, schätzt Braun. Zusammenarbeiten will die Stadt dabei mit der infra und dem Dienstleister KommunalBIT, einem gemeinsamen Unternehmen der Städte Fürth, Erlangen und Schwabach. Mit dem Erlanger Schulverwaltungsamt hat KommunalBIT bereits das erwähnte Digitalisierungskonzept der Nachbarstadt erstellt. Es soll als Basis für die weitere Planung in Fürth dienen.

Wie viel der digitale Ausbau kosten wird, kann Braun noch nicht sagen. Zur Orientierung nennt er die Zahlen der Nachbarn: Nürnberg will zehn Millionen Euro pro Jahr investieren; dort sind die Schulen allerdings schon ans Netz angebunden. Erlangen plant, bis 2020 im Schnitt 2,5 Millionen Euro im Jahr auszugeben. Schwabach kalkuliert mit 400 000 Euro jährlich.

Froh ist Braun, dass Fördermittel in Aussicht stehen. Stefan Herbst von der Mittelschule Schwabacher Straße, Beratungsrektor für Medienbildung in Fürth, betonte im Ausschuss: Die hiesigen Schulen starten nicht bei Null, es gebe schon ein Fundament. "Jetzt muss man klug überlegen, wie man das – auch gesund für den Haushalt – weiterentwickelt."

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