Fürth: Das Weinkontor Schägger ist Geschichte

13.3.2017, 17:00 Uhr
Fürth: Das Weinkontor Schägger ist Geschichte

© Hans-Joachim Winckler

Wein ist vielleicht nicht das Erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man an die Oberpfalz denkt. Peter Schägger, der aus Weiden stammt, beweist das Gegenteil. Zumindest entdeckte er schon vor vielen Jahren seine Passion für Feines aus edlen Reben und bildete sich zum Wein-Kenner aus.

Der gelernte Kaufmann war zunächst in der Automobilbranche tätig, dann wechselte er nach Nürnberg in die Spielwarenindustrie. Die bunten Kunststoff-Teile von Plasticant standen im Mittelpunkt seines Berufslebens, bis die Produktion des genialen Baukasten-Systems eingestellt wurde. Das war der Moment, in dem Peter Schägger sein Wein-Wissen ins Spiel brachte. In Nürnberg baute er für eine damals dort ansässige Firma ein Fachgeschäft für Weine auf. Als das Unternehmen an die Ahr zog, wagte er den nächsten Schritt und machte sich selbstständig.

Fürth war eine Art "Wein-Diaspora"

"Fürth war in dieser Branche damals so etwas wie ein weißer Fleck", erinnert er sich heute. "Das war eigentlich sogar eine Art Wein-Diaspora." Die ersten Jahre seien nicht ganz einfach gewesen. Doch langsam aber sicher wurde sein Kontor zum Begriff. Mehr und mehr Fürther fanden den Weg in das Fachgeschäft, dessen Adresse von Anfang an Alexanderstraße 32 lautet — obwohl der Eingang in der Friedrichstraße unweit der Kirche Unsere Liebe Frau zu finden ist. Ein Kuriosum, das sich leicht erklären lässt. "Wir sind im Hinterhaus eines Anwesens in der Alexanderstraße."

Am Samstag schloss der 67-Jährige sein Wein-Kontor aus Altersgründen. "Ich habe einfach gemerkt, dass mittlerweile alles ein bisschen langsamer geht, das Kistenschleppen zum Beispiel." Er verabschiedet sich "mit einem lachenden und einem weinenden Auge" und zieht zufrieden Resümee: "Ich habe die Fürther an den Wein herangeführt." Treue Kunden sind der Beweis, sie lernten die intensive Beratung schätzen, die Tipps, die genüssliche Fachsimpelei.

Es geht immer um Genuss

"Da geht es in Gesprächen schon mal darum, welcher Boden für einen Riesling der beste ist", sagt Schägger schmunzelnd. Über die Jahre sind gute Bekanntschaften und Freundschaften entstanden, viele Stammkunden haben in den vergangenen Tagen persönlich vorbeigeschaut, um Adieu zu sagen. Auch für Schäggers Mitarbeiterin Ursula Schmidt endet nun zwangsläufig die Zeit im Wein-Kontor. Zwanzig Jahre war sie hier beschäftigt, hat sich von Grund auf ein breitgefächertes Wissen angeeignet. "Es war schön", sagt sie heute.

Am Ende standen nur noch wenige Flaschen im Geschäft, das sah zuvor anders aus: "Zeitweise habe ich hier 400 bis 450 verschiedene Artikel von bis zu 40 Produzenten aus Deutschland, Spanien, Italien, Portugal oder Frankreich geführt." Es ist ein Metier mit eigenen Gesetzen, das Schägger nach wie vor fasziniert. "Selbstverständlich gehören vielfältige Kontakte dazu. Man muss sehr genau über Anbaugebiete und Vertriebswege Bescheid wissen, mit Winzern und Weingütern gute Verbindungen aufbauen."

"Es gibt auch tolle Weine für fünf Euro"

Für Peter Schägger haben Weinhändler eine eigene Philosophie und arbeiten mit einer ganz besonderen Klientel zusammen: "Es geht ja immer ums Genießen, um Geruch und Geschmack." Das präge auch den Handel, bei dem es nie nur ganz prosaisch ums Geschäftliche gehe, sondern eben auch um eine mit großer Sorgfalt und Überlegung hergestellte Gaumenfreude. Qualität ist ein Stichwort, das eine wesentliche Rolle spielt. Er macht deutlich: "Es gibt auch für fünf Euro Weine, die toll sind. Nach solchen Produkten habe ich unter anderem gesucht." Wie kommt man diesen Tropfen auf die Spur? "Viel probieren, Neues testen, sich weiterbilden und nicht stehen bleiben."

Als Lieferant für die Gastronomie wird Schägger weiter aktiv sein. Damit ist zum Beispiel auch der Nachschub am Messias Vinho Verde aus Portugal gesichert, den er für Fürth entdeckt hat.

Wie sieht sein ganz persönlicher Rückblick aus? "Fürth war keine Fehlentscheidung", sagt er und lacht dabei. Und was gießt er sich ein, um auf die vergangenen Jahre anzustoßen? "Keine Frage, da gibt es ein Glas Champagner von Mandois."

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