Fürther zum TV-Duell: "Wollen die heiraten?"

4.9.2017, 20:00 Uhr
Unsere Fürther Befragten sind sich einig: Großes Kino war das nicht am Sonntagabend, als Merkel auf Schulz traf.

© afp Unsere Fürther Befragten sind sich einig: Großes Kino war das nicht am Sonntagabend, als Merkel auf Schulz traf.

Der Gesamteindruck

"Ich hab abgeschalten - das war ja lächerlich. Es kam keine klare Aussage, weder vom einen noch vom anderen." Christian Steindorf sitzt vor einer Tasse Kaffee und einem großen Stück Apfelkuchen und fällt ein vernichtendes Urteil. "Wenn ich müde gewesen wäre, wäre ich eingeschlafen", setzt er noch einen drauf. Seine Schwiegermutter Elisabeth Sarosi (84) fand die Debatte "schon interessant". Sie hätte sich aber mehr erwartet.

Jürgen und Jutta Nehring, die im Café einen Tisch weiter sitzen, sind sich einig in ihrer Bewertung des TV-Duells: "Furchtbar langweilig, gar keine Gegensätze." Helgard Hefner (63), die im Stadtparkcafé das gute Wetter genießt, ist ebenfalls ernüchtert: "Da war Fremdschämen angesagt."

Die Kandidaten

"Schulz war enttäuschend, fast peinlich, er wusste ja manchmal gar keine richtige Antwort", findet Hefner. "Er ist vorher geimpft worden, dass er seinen Mund nicht so weit aufreißen soll", glaubt ihre Begleiterin Inge Lang (86). Allerdings sei sie etwas voreingenommen, gibt sie zu. "Ich habe Schulz von Anfang an nicht gemocht."

Fürther zum TV-Duell:

© Fotos: Ruhnau

Bei Dieter Maibaum, der die Sendung zusammen mit seiner Frau verfolgte, hat der SPD-Kandidat einen anderen Eindruck hinterlassen. "Schulz hat mir in seiner Ruhe besser gefallen als Merkel." Er fand es gut, dass der Kanzlerkandidat sich klar gegen den türkischen Staatspräsidenten Erdoðan positioniert habe. Seine Frau Margit dagegen beeindruckte "weder die eine noch der andere". Merkel habe man aber angemerkt, dass sie aus einer gewissen Position heraus spreche und mehr Erfahrung habe. "Schulz hätte sich besser durchsetzen müssen", sagt die 77-Jährige.

"Merkel war ein bisschen im Vorteil von den Aussagen her", findet Christian Steindorf, "sehr bedacht, sehr ruhig" habe sie argumentiert. Seiner Schwiegermutter Elisabeth Sarosi hat es gefallen, dass die Kanzlerin beim Thema Türkei etwas mehr auf den Dialog setzt als der SPD-Kandidat. "Schulz will ja ganz Schluss machen mit den Verhandlungen. Ob das so gut ist…"

"Merkel redet immer das Gleiche und Schulz hat sich nicht durchgesetzt", fasst Jutta Nehring ihre Eindrücke zusammen. "Merkel sagt ja auch nichts, wie soll man da was entgegnen", ergänzt ihr Mann.

Die Streitkultur

"Mir ist das Ganze so vorgekommen, als ob sie immer daran gedacht hätten, dass sie nach der Wahl ja vielleicht wieder in einer großen Koalition zusammenkommen", sagt Elisabeth Sarosi. "Beide haben auf die große Koalition hingearbeitet", finden auch die Nehrings. "Man hat fast gemeint, die wollen heiraten. Eine wie Sahra Wagenknecht hätte wenigstens ein bisschen Pulver reingebracht, aber so war das nur Feinwäsche", urteilt Jürgen Nehring (69). Der Widerspruch aus anderen Parteien habe gefehlt.

Für Manfred Braun, Inge Lang und Helgard Hefner (v.l.n.r.) war die Fernsehdebatte keine Hilfe für die Wahlentscheidung.

Für Manfred Braun, Inge Lang und Helgard Hefner (v.l.n.r.) war die Fernsehdebatte keine Hilfe für die Wahlentscheidung. © Fotos: Ruhnau

Die Themen

"Die Themen, die Deutschland betreffen, also die Rente, Altersarmut, die Mieten, das, was uns bewegt, wurde gar nicht angesprochen", bedauern die Nehrings. Es sei falsch gewesen, mit den außenpolitischen Themen zu beginnen. Elisabeth Sarosi empfindet es ähnlich: "Von den Themen, die die einfachen Leute betreffen, war nichts dabei." Auch für das Ehepaar Maibaum wäre ein Gespräch über die Rente, sozialen Wohnungsbau oder Altersarmut wichtiger gewesen als über die Flüchtlingspolitik oder den Umgang mit der Türkei.

Fürther zum TV-Duell:

"Im Grunde ist das alles das Gleiche. Die diskutieren und diskutieren und es kommt nichts dabei heraus", resümiert Dieter Maibaum. Seine Frau ist ebenfalls unzufrieden. "Ich weiß nicht, was ich wählen soll. Frau Merkel will ich auf keinen Fall noch einmal. Sie macht das schon zu lange. Sie ist zwar gut geübt und macht einige Dinge gut, aber bei anderen Dingen redet und redet sie und es passiert nichts."

"Ich war vorher schon entschieden, würde aber trotzdem nicht sagen, dass es unnütz war", sagt dagegen Helgard Hefner. "Es ist interessant zu sehen, wie die Kandidaten auf manche Fragen reagieren." Inge Lang, die ihre Stimme bereits per Briefwahl abgegeben hat, sieht wenig Mehrwert: "Im Grunde genommen sind das Pflichtübungen. Wer weiß, was er wählt, braucht das nicht."

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