Greuther Fürth: Mehr Tempo durch Zimbo

8.1.2013, 18:36 Uhr
Greuther Fürth: Mehr Tempo durch Zimbo

© Zink

Obwohl er erst 20 Jahre alt ist, wirkt Matthias Zimmermann im Gespräch abgeklärt und angemessen selbstbewusst, eben wie ein Fußballprofi, der weiß, dass übertriebene Schüchternheit in diesem Geschäft nicht angebracht ist. Seine Integration scheint ziemlich problemlos zu verlaufen. Er hat schon einen Spitznamen. „Zimbo“, sagt Trainer Mike Büskens, „hat einen guten Drive.“

Zimmermann ist ja auch geholt worden, um von hinten Tempo und Druck zu machen. Schon am Mittwoch wird er eine Ahnung davon haben, ob er mit seinem Wechsel nach Fürth aufs richtige Pferd gesetzt hat. Das zweite Testspiel der SpVgg Greuther Fürth in Belek ist erklärtermaßen das wichtigste. Gegen den niederländischen Spitzenklub AZ Alkmaar dürfte Trainer Mike Büskens die Elf auf den Platz schicken, die in eineinhalb Wochen beim Rückrundenstart dem FC Bayern Paroli bieten soll.

Zimmermann geht fest davon aus, dass ihn die Fürther nicht nur als Schattenverteidiger für ein halbes Jahr von Borussia Mönchengladbach ausgeliehen haben. „Ich schätze, meine Chancen stehen gut. Die Mannschaft braucht einen Spieler, der auch vorne Akzente setzt.“ In der Tat ist es ein wesentliches Merkmal der Fürther Spielweise, dass die Verteidiger in der Lage sind, ihre Vorderleute auf den Außenbahnen zu überholen, um anschließend aus vollem Lauf präzise Flanken zu schlagen.

Fußballer nennen das „hinterlaufen“. Diesem Anspruch wurden in der vergangenen Hinrunde weder Heinrich Schmidtgal noch Bernd Nehrig gerecht. Schmidtgal sitzt auf links der 18-jährige Rahman Baba im Nacken, Nehrig spürt jetzt den heißen Atem von Zimmermann. Weil sich Thanos Petsos offenbar eher im Mittelfeld zuhause fühlt, war die Position des rechten Verteidigers bislang die einzige im Kleeblatt-Kader, für die nicht mindestens zwei Kandidaten zur Auswahl standen. Beim 2:0 gegen Istanbul BB spielten Zimmermann und Nehrig am Sonntagabend jeweils eine Halbzeit lang.

„So teuer bin ich nicht“

Auch wenn ihm nicht alles gelang – der Neue versuchte wenigstens, seine Schnelligkeit einzusetzen. Ansätze, mehr nicht. Der frühere Juniorennationalspieler verfügt über denkbar wenig Wettkampfpraxis auf gehobenem Niveau. In der Hinrunde tauchte er genau zweimal im Spieltagskader der Gladbacher auf, zuletzt durfte er im Dezember im Europapokalspiel gegen Fenerbahce Istanbul ran – für 20 Minuten. Den Fürther Verantwortlichen fiel Zimmermann schon vor drei Jahren auf, und zwar im Wintertrainingslager in Belek. Manchmal braucht es auch in dem oft von Aktionismus geprägten Fußballgeschäft Geduld, bis zwei Parteien zueinander finden. Und laut Zimmermann muss die Liaison mit der SpVgg nicht nach einem halben Jahr beendet sein.

„Ich habe in Gladbach noch bis 2014 Vertrag, aber da kann man mich rauskaufen, so teuer bin ich ja nicht.“ Noch nicht. Sollte der 1,74 Meter große Jungprofi Nehrig verdrängen und eine ordentliche Rückrunde spielen, würde sich sein Marktwert fraglos beträchtlich erhöhen.

Falls ihm wieder nicht der Durchbruch gelingt und seine Fußballkarriere irgendwann früher als geplant ein Ende finden sollte, hat Zimmermann als einer von relativ wenigen Spielern seiner Generation einen echten Plan B in der Tasche: Er ist gelernter Verfahrensmechaniker und kann beispielsweise auch Wasserzähler bauen, statt Flanken zu schlagen.

Dass Lebensträume schnell platzen können, hat Zimmermann vor zwei Jahren auf sehr schmerzhafte Weise erfahren müssen. Sein älterer Bruder Christian starb nach einem Freundschaftsspiel seines Kreisligavereins.

Ein Herzfehler. Hinterher ließ sich Matthias Zimmermann intensiv untersuchen. Er sagt, die Angst, dass ihm etwas Ähnliches zustoßen könnte, ist weg, die Erinnerung an diesen Schicksalsschlag wird ihn freilich immer begleiten. (Weiterer Bericht aus dem Trainingslager im Hauptsport unserer Printausgabe)

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