Haderthauers Modellauto-Affäre: Steuerfahndung wird aktiv

7.8.2014, 20:28 Uhr
Die Ministerin Christine Haderthauer gerät weiter unter Druck.

© dpa Die Ministerin Christine Haderthauer gerät weiter unter Druck.

In die Modellauto-Affäre um Bayerns Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU) hat sich auch die Steuerfahndung eingeschaltet. Konkret geht es dabei um die Frage, ob die Gewinne der Haderthauer-Firma Sapor Modelltechnik gegenüber dem Finanzamt und einem früheren Gesellschafter bewusst geschmälert wurden, wie "Spiegel Online" am Donnerstagabend berichtete. Insgesamt gehe es nach Ermittlungen der Steuerfahndung um einen Betrag in Höhe von 143.500 Euro, den das Ehepaar Haderthauer den Behörden wie auch ihrem damaligen Mitgesellschafter Roger Ponton verschwiegen haben könnte. Dem Bericht zufolge hatten Augsburger Fahnder am 21. Mai das Haus der Haderthauers in Ingolstadt durchsucht.

Ihre früheren Geschäftspartner haben der Darstellung der CSU-Politikerin widersprochen, es habe sich um ein von Idealismus getragenes Engagement gehandelt. Stattdessen habe das Gewinnstreben im Vordergrund gestanden, wie die beiden Geschäftsleute Roger Ponton und Friedrich Sager dem Bayerischen Fernsehen sagten. "Es ging nur darum, möglichst schnell die Fahrzeuge fertigzustellen und sie zu verkaufen, dass die Investitionen wieder zurückkommen und dass Geld verdient wird", sagte Sager dem Fernsehsender laut einer am Donnerstag vorab verbreiteten Mitteilung.

Haderthauer war Anfang der 1990er Jahre als Gesellschafterin in die Firma eingestiegen. Die Modellautos waren zunächst im Bezirkskrankenhaus Ansbach und später im Bezirkskrankenhaus Straubing von psychisch kranken Straftätern gebaut worden. Hauptkonstrukteur war ein Dreifachmörder, den Haderthauers Mann Hubert als Arzt im Maßregelvollzug kennengelernt hatte.

Staatsanwälte ermitteln

Seit vergangener Woche ermittelt die Staatsanwaltschaft München II wegen Betrugsverdachts gegen Haderthauer. Grundlage der Ermittlungen ist eine Anzeige Pontons, der 2011 vom Ehepaar Haderthauer 20.000 Euro Abfindung für seinen Anteil erhalten hatte. Ponton glaubt, dass das Ehepaar die Gewinne zu niedrig angab und er für seinen Anteil das Doppelte bis Dreifache hätte bekommen müssen. Die Frage, ob die Firma ursprünglich ein soziales Projekt oder ein normales gewinnorientiertes Unternehmen war, spielt wegen der Zweifel an Haderthauers Glaubwürdigkeit in der politischen Diskussion eine Rolle, nicht jedoch bei den Ermittlungen.

Die Staatskanzleichefin hatte am Dienstag erklärt, die Beteiligung an Sapor Modelltechnik sei ein "von Idealismus getragenes Engagement finanzieller Art" gewesen. Die Anwürfe bezeichnete sie als "Gerüchte und Verleumdungen". Haderthauers Strategie, die Firmenbeteiligung als wohltätiges Werk darzustellen, stößt aber auch bei CSU-Parteifreunden überwiegend auf Kritik und Unglauben.

Nach Angaben der zwei ehemaligen Geschäftsleute war Anfang der 1990er Jahre bei den Verhandlungen über eine Beteiligung Haderthauers keine Rede davon, dass die gemeinsame Firma einen sozialen Zweck erfüllen solle. Stattdessen seien die niedrigen Stundenlöhne für die Insassen in Ansbach und Straubing ein Faktor gewesen. "Eine billigere Arbeitskraft konnte man nicht bekommen", sagte Ponton.

Der Sender zitierte darüber hinaus einen Brief Haderthauers an Sager aus dem Jahr 1994: "Wie Ihnen ja auch bekannt ist, hatten wir bei Gründung der Firma einen wesentlich schnelleren Erfolg vor Augen." Haderthauer nimmt inzwischen nicht mehr Stellung zu den Anwürfen. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte ihr bei der Kabinettssitzung am Dienstag geraten, die Fragen der Staatsanwaltschaft zu beantworten und nicht öffentlich zu diskutieren.

SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher kommentierte: "Es ist schon bizarr, wie Frau Haderthauer versucht, sich im Nachhinein als barmherziger Engel darzustellen." Ihr Verhalten entspreche nicht der Würde einer bayerischen Ministerin. "Frau Haderthauer befleckt mit ihrem Verhalten in Sachen Sapor und ihrer seltsamen Verteidigungsstrategie das Ansehen des Freistaats." Da sie selbst keinerlei Einsicht oder Reue erkennen lasse, müsse Ministerpräsident Seehofer sie endlich entlassen.

Der Artikel wurde am 7. August um 20.28 Uhr aktualisiert.

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