Im Wahlkreis Roth ist Mortler Stimmgarantin

24.7.2017, 18:22 Uhr
Im Wahlkreis Roth ist Mortler Stimmgarantin

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Die SPD hat schon einiges versucht, um im Bundestagswahlkreis Roth, der die beiden Landkreise Roth und Nürnberger Land umfasst, zu reüssieren. Bei der letzten Bundestagswahl 2013 stellte die Partei mit Christian Nürnberger einen recht prominenten und argumentationsstarken Buchautor als Direktkandidat auf – doch auch der talkshowgestählte, das Zuspitzen politischer Thesen gewöhnte Publizist unterlag mit einem Erststimmenanteil von 27,7 Prozent der erfahrenen CSU-Mandatsinhaberin (50,6 Prozent) deutlich. Und auch über die Landesliste reichte es für Nürnberger nicht, konnte es gar nicht reichen, da die bayerische SPD ihn auf den chancenlosen Platz 33 platziert hatte.

Genauso aussichtslos ist diesmal das Unterfangen von . Der 32-jährige Rechtsanwalt aus Lauf an der Pegnitz tritt als Direktkandidat für die SPD im Bundeswahlkreis an und sieht sich mit Marlene Mortler einer Kandidatin aus derselben Stadt gegenüber, gegen die er das Mandat schlicht nicht gewinnen kann. Und offensichtlich war es den Delegierten des Landeslistenparteitags in Nürnberg wichtiger, die bereits mit Mandaten ausgestatteten Abgeordneten aus der Städteachse Nürnberg-Fürth-Erlangen mit möglichst aussichtsreichen Listenplätzen abzusichern, als den jungen Kandidaten im Riesen-Wahlkreis Roth mit auch nur theoretischen Chancen auszustatten — Horlamus wurde auf Platz 36 gesetzt, was bei der SPD in den beiden Landkreisen für reichlich Frust sorgte. Zur Einordnung: Mit einem Zweitstimmenanteil von 20,0 Prozent in Bayern bei der letzten Bundestagswahl konnte die bayerische SPD 22 Abgeordnete über die Landesliste nach Berlin entsenden.

Also wird der Bundestagswahlkreis 246 auch nach dem 24. September nur von einer Abgeordneten vertreten werden. Die CSU weiß, was sie an der 61-jährigen Marlene Mortler hat. Eine zuverlässige, bodenständige Stimmengarantin, die man zumindest im Nürnberger Land niemandem mehr vorstellen muss. Mit 151 von 152 Delegiertenstimmen wurde sie wieder als Direktkandidatin nominiert.

Mortlers politische Sozialisation ist seit jeher die Landwirtschaft. Mit ihrem erst kürzlich verstorbenen Mann Siegfried hat Marlene Mortler den seit Urzeiten im Familienbesitz befindlichen Bauernhof im Laufer Ortsteil Dehnberg erfolgreich in einer Nische platziert. Statt Hopfen wie ganz früher anzubauen oder Milchkühe zu halten und damit von den Preisschwankungen in der Molkereibranche abhängig zu sein, produziert der Mortler-Hof heute Nahrungs- und Futtermittel.

Direktmandat schon dreimal verteidigt

Seit 1982 ist sie im Ehrenamt für den Bauernverband aktiv, zuerst übernahm sie den Vorsitz der Landfrauen im Nürnberger Land, dann wurde sie Bezirks- und stellv. Landesbäuerin (1992-2012). 1989 trat Mortler, nunmehr Mutter von drei Kindern, in die CSU ein. Seit 1990 ist sie Kreisrätin im Nürnberger Land, wo sie sich von 1996 bis 2004 auch als erste stellvertretende Landrätin einen Namen machte. 2002 kandidierte Marlene Mortler erstmals erfolgreich für den Bundestag und errang das Direktmandat, das sie 2005, 2009 und 2013 verteidigte.

Nicht wenige Beobachter des Berliner Geschehens hatten erwartet, dass Mortler nach der Bundestagswahl 2013 Bundeslandwirtschaftsministerin werden würde, schließlich ist ihr Fachwissen nicht nur theoretisch geprägt, sondern praxistauglich. Wann immer Kritik an der Landwirtschaft geäußert wird, wirft sich die CSU-Frau für ihre Branche in die Bresche, warnt vor zu viel Bürokratismus in den bäuerlichen Betrieben und weist darauf an, dass gute, tierwohlorientierte Landwirtschaft nicht nur auf Bio-Höfen möglich sei, sondern sehr wohl auch auf konventionell betriebenen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) entschied sich dann aber im Benehmen mit CSU-Chef Horst Seehofer, Christian Schmidt (CSU) zum Nachfolger des zurückgetretenen Ministers Hans-Peter Friedrich zu machen – mithin auch einen Mittelfranken.

Marlene Mortler indes wurde Drogenbeauftragte der Bundesregierung, womit auch sie selbst nicht gerechnet hätte; das Amt aber füllt sich mit Engagement aus. So hat sie erreicht, dass der Handel mit den gefährlich unterschätzten Kräutermischungen nun strafrechtlich besser geahndet werden kann. Doch beim Thema Drogenkonsumräume bleibt sie auf CSU-Kurs und sagt Nein.

Für die FDP tritt der Kunsthändler (48) aus Rückersdorf an, der schon für verschiedenste Ämter kandidierte, die Grünen haben die Kreisrätin (57), eine selbstständige Textilreinigungsmeisterin aus Schwarzenbruck, nominiert, die Linken den Therapeuten (75), die AfD ihren mittelfränkischen Bezirkschef Siegfried Lang (52).

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