3. Februar 1965: Ein kleines Funkhaus für Schüler

3.2.2015, 07:00 Uhr
3. Februar 1965: Ein kleines Funkhaus für Schüler

© Gerardi

Aus ihr werden künftig die Ton- und Bildtechniker (natürlich auch -innen) für alle Rundfunkanstalten der Bundesrepublik kommen. Zusammen mit dieser Schule wird auf dem Gelände des Studios Nürnberg an der Wallensteinstraße auch das neue Haus der Rundfunk-Betriebstechnik übergeben, das die Geräte, Antennen und Sender von sechs Anstalten überprüft. „Welchem Wunder ist es zu verdanken, daß die Schule in Nürnberg entstand?“, fragte gestern ketzerisch einer beim Rundgang durch die neuen Häuser. Tatsächlich mußte die Stadt, die sich so oft vernachlässigt fühlt, elf Mitkonkurrenten ausstechen. Beim Tauziehen kam ihr zustatten, daß hier schon seit 1948/49 Tontechniker ausgebildet werden, es also schon Schüler und Lehrer gab.

Gesamtkosten: 4,4 Millionen Mark

Als weiteren Pluspunkt konnte sie verbuchen, daß Studenten noch Zimmer zu vertretbaren Preisen bekommen können. Einen warmherzigen Förderer des Projektes in Nürnberg fanden die Nürnberger ausgerechnet in dem technischen Direktor von Radio Bremen, Dr. Heinz Heyer, der im Vorstand dieser Schule sitzt. Das neue Haus der Schule für Rundfunktechnik hat 2,7 Millionen Mark gekostet; für 1,7 Millionen DM wurde es technisch ausgestattet.

3. Februar 1965: Ein kleines Funkhaus für Schüler

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Die Kosten teilt sich eine Stiftung, die von der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands (es sind elf an der Zahl) getragen wird. Im Mittelteil des Gebäudes liegen übereinander ein kleines Hörspiel-, Ton- und Fernsehstudio. In den Seitenflügeln befinden sich Unterrichts- und Übungsräume, in denen die Studenten „cutten“ - das Schneiden von Tonbändern und Filmstreifen – und kleinere technische Arbeiten erlernen können. „Unsere Leute sollen wissen, was sich in einem Funkhaus hinter den vielen Knöpfen und Reglern verbirgt. Bei einer Störung müssen sie schließlich erkennen, wo der Wurm sitzt“, sagt Dr. Hans Springer, der Direktor dieser Schule.

Sie nimmt junge Menschen auf, die mindestens die mittlere Reife haben und naturwissenschaftlich-technische sowie künstlerische Grundkenntnisse mitbringen müssen. In zwei Semestern werden Damen für 900 Mark, in drei Semestern Herren für 1300 Mark Schulgeld auf ihren Beruf vorbereitet.

Die Männer werden länger ausgebildet, weil ihnen Aufstiegsmöglichkeiten nicht versagt bleiben sollen; bei den Ton- und Bildtechnikerinnen hingegen beträgt „das mittlere Lebensalter“ im Beruf nur vier Jahre, dann werden sie weggeheiratet. Der Andrang zu dieser Schule ist groß: es melden sich dreimal so viele Bewerber, wie aufgenommen werden können.

Dabei nehmen die Rundfunkanstalten heute jährlich 120 geprüfte Bild- und Tontechniker auf; aus der alten Schweinauer Kaserne, der früheren Ausbildungsstätte, kamen nur 60. Die elf Rundfunkanstalten lassen sich ihren technischen Nachwuchs etwas kosten. Sie müssen in diesem Jahr einen Zuschuß von 720 000 Mark geben, denn nur 60 000 Mark gehen durch Studiengebühren ein.

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