31. Januar 1965: Sportgelände - ein heißer Boden

31.1.2015, 07:00 Uhr
31. Januar 1965: Sportgelände - ein heißer Boden

© Eißner

Jedenfalls müssen Dr. Dr. Alois Hundhammer am Samstagmittag die Ohren geklungen haben, als die Vorstände von 28 Sportvereinen aus der Stadt und den Vororten in scharfen und bitteren Worten ihrer Empörung Luft machen. Ihr lang angestauter Groll richtete sich dagegen, daß die Pachtpreise für Sportplatzgelände um rund 300 Prozent erhöht werden sollen. Die Vereine müßten acht statt wie bisher zwei Pfennige für den Quadratmeter bezahlen, wie Karl Lindner als Vorsitzender im Bezirk Mittelfranken des Bayerischen Landesportverbandes (BLSV) erläuterte.

31. Januar 1965: Sportgelände - ein heißer Boden

© Eißner

Die 900.000 Quadratmeter, die in Nürnberg als Sportgelände verpachtet sind, würden dem Staat statt 18.000 Mark nunmehr 72.000 Mark einbringen. Diese Summen sind für viele der Vereine unerschwinglich, die bei ihren Mitgliedsbeiträgen meist auf Schüler und Jugendliche angewiesen sind. Die Folge wäre, wie Lindner unmißverständlich feststellte, daß die Vereine ihren Sportbetrieb einstellen müßten. Bereits jetzt will in mehreren Vereinen niemand mehr noch einen Vorstandsposten bekleiden.

Noch ein Kompromiß?

Für diese existenzbedrohten Vereine zeigte sich jedoch ein kleiner Hoffnungsschimmer, als Karl Schäfer, Vizepräsident des BLSV, zum Schluß der hitzigen vierstündigen Aussprache andeutete, daß sich in Verhandlungen mit dem Landwirtschaftsministerium vielleicht noch ein Kompromiß finde, der mit einem Pachtpreis von vier Pfennigen den Vereinen noch Raum zum Weiterleben lasse. Vorher waren allerdings die Wogen der Empörung kaum mehr zu glätten gewesen. Mit Unmut war als erstes vermerkt worden, daß die Landtagsfraktion der CSU abgelehnt hatte, Abgeordnete nach Nürnberg zu entsenden, sondern lediglich Verhandlungen in München vorschlug. Karl Schäfer, der nachdrücklich festgestellt hatte, nicht als CSU-Landtagsabgeordneter erschienen zu sein, mußte dennoch den ganzen Ärger schlucken, der sich bei den Sportfunktionären aufgestaut hatte.

Die SPD-Landtagsfraktion, vertreten durch die Abgeordneten Walter Fischer, Ferdinand Drexler und Fritz Grässel, griff noch eine zweite Grundstücksfrage auf, deretwegen der Fraktionsvorsitzende der FDP, Dr. Klaus Dehler, bereits eine schriftliche Anfrage im Landtag eingebracht hatte; Die Vereine 1. FC Nürnberg, Altenfurt, Rückersdorf und Schwaig warten heute noch auf den Vollzug des Haushaltsgesetzes 1963 durch das Landwirtschaftsministerium.

Sie hatten vor 1959 Grundstücksverhandlungen geführt, waren aber nicht wie die Vereine Nürnberg-Ost und Mögeldorf zu einem Vertrag und zu billigem Sportgelände gekommen. Nach Meinung von Dr. Dr. Alois Hundhammer bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihr Sportgelände zu Bedingungen des Baulandmarktes zu kaufen. Ferdinand Drexler sagte dazu wörtlich: „Das ist mehr als eine Benachteiligung der Sportvereine. Das ist eine Mißachtung eines Landtagsbeschlusses und das Parlament soll nach Hause gehen, wenn es seine Gesetze der Ministerialbürokratie gegenüber nicht durchsetzen kann.“

In die gleiche Kerbe hieb der FDP-Landtagsabgeordnete Freiherr von Loeffelholz, der dem Minister einen eklatanten Ermessensmißbrauch vorwarf. Nach den Landtagsabgeordneten kamen noch die Vorstände verschiedener Vereine zu Wort. Sie stellten sich entschieden hinter Karl Lindner, dem Schäfer vorgeworfen hatte, die parteipolitische Neutralität des BLSV in Gefahr zu bringen. Einstimmig befürworteten sie, eine Delegation des Bezirkes Mittelfranken unter Karl Lindner nach München zu schicken, um mit den Fraktionsvorständen der Landtagsparteien noch einmal über beide Grundstücksangelegenheiten zu verhandeln. Hans Herbst, 2. Vorsitzender des Bezirkes, sagte dazu: „Unser Ruf ,Wir sind in Not!´ muß Widerhall finden!“

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