"Alki-Szene" am Aufseßplatz: "Für die ist das ihr Wohnzimmer"

6.10.2015, 16:02 Uhr
Die Trinker-Szene am Außseßplatz stand in diesem Jahr unter besonderer Beobachtung.

© Schmolzi Die Trinker-Szene am Außseßplatz stand in diesem Jahr unter besonderer Beobachtung.

2014 sorgten die Zustände auf dem Aufseßplatz für Negativ-Schlagzeilen. Ein besonderes Ärgernis für viele Anwohner, die sich in Briefen an die Stadt äußerten, war die Trinker-Szene, die sich hier im Herzen der Südstadt etabliert hatte. Pöbeleien und Belästigungen seien an der Tagesordnung, Hauseingänge und Briefkästen würden als Toiletten missbraucht. Die Polizei sei zwar ständig vor Ort, könne aber die Auswüchse nicht wirklich unterbinden, obwohl auf dem Platz ein Alkoholverbot gilt.

Die Stadt drohte mit Betretungsverboten für besonders uneinsichtige Mitglieder der "Alki-Szene". In Zusammenarbeit mit einem Supermarkt am Platz sollte erreicht werden, dass dort kein Alkohol mehr an die spezielle Klientel verkauft wird. Im Mai tagte erstmals ein runder Tisch, an dem beteiligte Ämter sowie der Bürgerverein Nürnberg-Süd und das Quartiermanagement darüber nachdachten, wie man die Situation beruhigen könne.

2015 musste die Polizei "nur" 363 Mal eingreifen

Doch obwohl der vergangene Sommer mit seinen vielen heißen Tagen und Nächten eigentlich prädestiniert für lautes Feiern im Freien war, hat sich das am Aufseßplatz offenbar nicht negativ niedergeschlagen.

Polizeisprecherin Elke Schönwald untermauert das mit entsprechenden Statistiken. So gab es im Jahr 2014 von Januar bis Ende August rund um den Aufseßplatz 536 polizeiliche Einsätze. 131 davon hätten direkt mit der Trinker-Szene zu tun gehabt. 2015 hingegen musste die Polizei im gleichen Zeitraum "nur" noch 363 Mal am Aufseßplatz eingreifen. In 73 Fällen war die Trinker-Szene der Anlass. Auch die Zahl der eingehenden Beschwerden sei eher "unauffällig" gewesen.

Ist der Aufseßplatz ein besonderer Brennpunkt im Stadtgebiet? Nein, sagt die Polizeisprecherin, aber man werde den Platz weiter im Fokus haben, so wie andere Plätze und Grünanlagen in der Stadt auch.

Hohe Polizei-Präsenz am Aufseßplatz

Als Grund für die Entspannung am Aufseßplatz führt Schönwald das Kontrollkonzept und die hohe Präsenz der Polizei ins Feld. Es seien immer wieder Platzverweise ausgesprochen worden, obwohl das nicht einfach war. Ein Teil der Mitglieder, die zur Trinker-Szene gezählt werden, wohne in der Umgebung des Platzes. Schönwald: "Für die ist der Aufseßplatz ihr Wohnzimmer." Außerdem habe man immer wieder Alkohol sichergestellt und weggeschüttet.

"Es hat sich gebessert", sagt auch Katrin Kurr, Leiterin des städtischen Ordnungsamtes. Derzeit würden die von der Polizei erteilten Bußgeldbescheide abgearbeitet.

Ganz anderer Meinung ist jedoch Ümit Sormaz, Vorsitzender des Bürgervereins Nürnberg-Süd: "Dass es besser geworden ist, kann ich beim besten Willen nicht sagen." Der Discounter am Aufseßplatz sei so umgebaut worden, dass die Regale mit dem Alkohol von außen gut sichtbar seien. Dies habe den Platz für die Trinker-Szene „noch viel interessanter gemacht“. Auch der Kopernikusplatz entwickle sich immer mehr zum Treffpunkt der Alkoholiker, hat Sormaz beobachtet.

Im November sollen alle Beteiligte bei einem zweiten runden Tisch nach Möglichkeiten suchen, die Aufenthaltsqualität auf dem Aufseßplatz dauerhaft zu verbessern. Der leerstehende Kaufhof, so Kurr, trage auch zum Negativ-Image bei. Bauliche Veränderungen seien aber schwer. Der Aufseßplatz sei mit EU-Fördergeldern umgestaltet worden. Wenn man etwas ändern wolle, müsse man Zuschüsse zurückzahlen.

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