Aus Ruinen zum Wirtschaftswunder: Nürnberg nach 1945

13.8.2017, 15:17 Uhr
Das Plärrer-Hochhaus von 1953 stand für den Wiederaufbau. Der Verkehr wurde damals noch von Verkehrspolizisten geregelt.

© Stadtarchiv Nürnberg Das Plärrer-Hochhaus von 1953 stand für den Wiederaufbau. Der Verkehr wurde damals noch von Verkehrspolizisten geregelt.

Das Überleben in der zerstörten Stadt ist nur eine Seite der interessanten Schau. Sie spannt den Bogen bis 1960, also zum Wiederaufbau und zum beginnenden Wirtschaftswunder. Das Plärrer-Hochhaus von 1953 des Architekten Wilhelm Schlegtendal - mit 56 Metern damals das höchste Gebäude Bayerns - war ein Symbol für den Aufbruch. Schlegtendals Kollegen wie etwa Sep Ruf, Eduard Kappler oder auch Friedrich Seegy prägten das neue Gesicht Nürnbergs mit ihrem Formenverständnis.

Die Ausstellung im "Forum Handwerkerhof" (über der Töpferei) hat den Titel "Auf dem Weg zum Wirtschaftswunder - Nürnberg in Fotografien 1945 bis 1960". Der Besuch ist kostenlos und verschafft Nürnbergern wie Touristen nachhaltige Eindrücke von der jüngeren Geschichte der größten Stadt Nordbayerns. Die Austellungsmacher Ruth Bach-Damaskinos und Thomas Dütsch versuchten bei der Auswahl, die Wiederaufbau-Ära abwechslungsreich zu dokumentieren. Sie soll das Nebeneinander von Tradition und Moderne sichtbar machen, so Bach-Damaskinos.

Auffallend ist, dass diesmal viele Menschen auf den Bildern in Schwarz-Weiß und Farbe zu sehen sind. Das macht es interessant und spannend. Frühere Ausstellungen des Stadtarchivs hatten mehr die Entwicklung des Städtebaus im Blick und waren vornehmlich auf Gebäude, Straßenfluchten und Plätze ausgerichtet. Die jetzige Schau vermittelt einiges von dem damaligen Lebensgefühl: von der Kleidung, den Frisuren, den täglichen Treffpunkten wie Zeitungskiosks und Trinkhallen. Oder von den Marktfrauen am Hauptmarkt, die noch auf Holzkarren ihr Gemüse angeboten haben. Und auch vom Straßenverkehr, der munter an der Lorenzkirche vorbei in die Karolinenstraße oder zum Plobenhof hinunter bretterte.

Apropos Verkehr: Damals gab es noch Verkehrspolizisten, die am Plärrer von einem überdachten Podium aus den Auto-, Lkw und Zweiradstrom regelten. Sie mussten damals alle paar Stunden pausieren oder ausgetauscht werden, weil das bleihaltige, gesundheitsschädliche Benzin den Lungen und dem Kreislauf zusetzte.

Das Stadtarchiv verfügt über einen Schatz von insgesamt etwa zwei Millionen Aufnahmen, die derzeit noch digitalisiert werden. Aus diesem unerschöpflichen Fundus lassen sich noch viele Ausstellungen gestalten, die dem Besucher die Stadt in ihren vielen Facetten näher bringt.

Die Ausstellung "Auf dem Weg zum Wirtschaftswunder - Nürnberg in Fotografien 1945 bis 1960" ist bis zum 16. September zu sehen. Besucher können die Ausstellung Montag bis Freitag von 10-18 Uhr und Samstag von 10-16 Uhr besuchen. Sonntags ist die Ausstellung geschlossen.

Der Artikel wurde am 13. August um 15.17 Uhr aktualisiert.

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