Bahnstreik traf Pendler und Fernreisende in Nürnberg hart

16.10.2014, 06:00 Uhr
Am Nürnberger Hauptbahnhof war am Mittwoch Personal gefragt, das Auskunft geben konnte. Mit Geduld wurden alle Anliegen angehört, doch nicht immer gab es eine Antwort.

© Matejka Am Nürnberger Hauptbahnhof war am Mittwoch Personal gefragt, das Auskunft geben konnte. Mit Geduld wurden alle Anliegen angehört, doch nicht immer gab es eine Antwort.

Der Streik hat noch gar nicht begonnen, da fallen schon Züge aus. Das Notfallprogramm der Bahn ist um Mitternacht angelaufen. Wer nach München möchte, steht nun vor einem Problem. Eine noch überschaubare Schar von Menschen hat sich in der Haupthalle am Informationsschalter und vor der Anzeigentafel versammelt, die schon viele Lücken aufweist. Der ICE, der um 10.48 Uhr in die bayerische Hauptstadt starten sollte, fällt aus. Drei Frauen, die genau dorthin wollten, sind sauer. „Ich finde die Forderungen der Lokführer überzogen“, sagt eine von ihnen. Mehr als Wut empfinden sie im Augenblick allerdings Ratlosigkeit. Ein Taxi? Nein, zu teuer.

Wer nicht aufs Geld schauen muss, für den ist das Taxi durchaus eine Alternative. Ein Fahrer, der vor dem Hauptbahnhof auf Kunden wartet, erzählt von Kollegen, die schon seit dem Morgen unterwegs nach Ingolstadt, München oder Frankfurt sind. „Um sechs Uhr ging es los. Wir merken den Bahnstreik“, sagt er. Genauso geht es den Mietwagenfirmen. Eine Mitarbeiterin von Sixt lacht. Nein, wer spontan ein Auto ausleihen will, hat Pech. „Seit Dienstagabend sind alle ausgebucht. Wir haben nichts mehr“, sagt sie. „Den Kollegen von den anderen Firmen geht es genauso.“

Das Personal der Bahn, das die Fahrgäste beraten soll, hat auf viele Fragen keine Antworten. „Ich weiß auch erst eine Minute vor Abfahrt, ob der Zug fährt oder nicht“, sagt ein Bahnmitarbeiter. „Ich kann nichts Verbindliches sagen. Am besten, Sie schauen im Internet nach.“

Der ICE, der um 11.02 Uhr nach Essen fahren soll, kommt nicht und auch nicht der Zug, der um 11.05 Uhr nach Berlin unterwegs sein sollte. Nach Köln fährt keine Bahn, nach Hamburg schon. Allerdings: Ob die Reisenden am Ende tatsächlich an ihr Ziel gelangen, ist offen. Keiner weiß, ob der Lokführer nicht um 14 Uhr seine Arbeit niederlegt. Dann wäre in Göttingen Endstation.

Je nach Schicht seien 2000 bis 5000 Kollegen im Ausstand, sagt Claus Weselsky, der Chef der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GdL) derweil den Medien in Leipzig. Er kritisiert die Bahn scharf. Von perfiden Methoden spricht er, den Verkehr schon vor Streikbeginn einzuschränken. „Ein Notfallfahrplan muss nicht 14 Stunden vor dem Streik beginnen.“ Die Bahn erklärt ihr Vorgehen damit, dass so nach Ende des Streiks schneller Normalität einkehren würde.

Junge Mutter schwer in Rage

Der ICE um 14.03 Uhr nach München fällt aus, der um 14.12 Uhr nach Hamburg und der um 14.34 Uhr nach Berlin-Jungbrunnen auch. So geht es den ganzen Tag weiter oder eben auch nicht. Wer nach Regensburg oder Passau reisen möchte, hat Glück. Den nehmen die Österreicher mit, die nach Wien unterwegs sind.

Auch wer nicht in die Ferne reist, kann ein Problem bekommen. Wie die junge Frau, die nach Hersbruck muss. Sie ist sauer. „Warum können die nicht am Wochenende streiken“, ruft sie. Die S-Bahn nach Hersbruck startet kurz vor 14 Uhr. Aber ob sie dann wirklich bis ans Ziel fährt, kann ihr niemand sagen. „Ich habe kein Auto und ich muss mein Kind von der Kita abholen!“

Der Streik macht auch den Pendlern aus dem Großraum zu schaffen. Viele fahren mit dem Auto in die Stadt. Große Unternehmen wie die Datev klagen derweil nicht über Personalengpässe aufgrund von Transportproblemen. „Wir sind mit unserem Gleitzeitsystem relativ flexibel“, sagt Pressesprecher Andreas Fischer.

Bahnstreik traf Pendler und Fernreisende in Nürnberg hart

„Wenn jemand später kommt, dann kommt er eben später.“ Und dann gebe es auch noch die Möglichkeit, vom Homeoffice aus zu arbeiten. Auch wer als Angestellter der Nürnberger Versicherung wegen des Streiks zu spät kommt, kann das durch flexible Arbeitszeiten ausgleichen. Die Hälfte der Belegschaft, 1600 Mitarbeiter, nutzen das VGN-Firmenabo, so Sprecher Matthias Schenk. Der Personalreferent der Stadt, die 10.000 Mitarbeiter hat, ist ebenfalls gelassen. „Die Leute haben sich auf die Situation eingestellt“, sagt Wolfgang Köhler. „Wegen des Streiks bricht nicht alles zusammen.“

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