Dieser Franke besuchte Fußballspiele in 82 Ländern

15.1.2019, 15:21 Uhr
Dieser Franke besuchte Fußballspiele in 82 Ländern

© Foto: Roland Fengler

Wobei Menninger eigentlich schon ein Groundhopper war, als er den Begriff noch gar nicht kannte. Der in Hollstadt bei Bad Neustadt geborene 53-Jährige hat nämlich von seinem Vater die Liebe zum VfB Stuttgart geerbt (die VfB-Supporters-Franken luden ihn auch zum Vortrag ein) – im Juni 1979 verfolgte er in dem nur rund 150 Kilometer von Hollstadt entfernten Darmstadt sein erstes Bundesligaspiel, der VfB gewann mit 7:1.

Bis zum ersten Auswärtsspiel im Ausland sollte es indes noch einige Jahre dauern. Nach dem Stuttgarter Pokalsieg 1997 entschloss sich Menninger, seinen VfB in der ersten Runde des damaligen Europapokals der Pokalsieger auf jeden Fall zu begleiten – was auch immer der Lostopf hergeben würde. Schließlich sollte es Vestmannaeyjar werden. "Ups. Wie kommt man denn nach Island?" Menninger hatte Glück, der VfB nahm ihn mit auf eine dreitägige Reise. Später sah er Spiele seines Lieblingsklubs in Glasgow, Manchester oder Athen – da sich der VfB in jenen Jahren oft für internationale Wettbewerbe qualifizierte, kam Menninger in Europa viel herum, auch wenn er offiziell noch kein Groundhopper war.

Das begann 2005, als er sein Fußballinteresse etwas vom VfB löste (auch wenn er freilich weiter mit ihm mitfiebert) und sich das damalige Zweitligaduell Erfurt gegen Cottbus anschaute. Laut Menninger werden viele Fans zu Groundhoppern, wenn ihr Verein zu lange in ein und derselben Liga spielt und sie auch einmal andere Stadien sehen wollen. Bis 2005 hatte Menninger, der selbst ein guter Fußballer war und in den 1980er Jahren immerhin in der damals drittklassigen Bayernliga kickte, 248 Spiele in 71 Stadien und zwölf Ländern gesehen. In den folgenden 13 Jahren, als er nun richtig mit dem Sammeln begann, sollten über 1100 Partien, 680 Spielstätten und 70 Länder dazukommen. Die Umstände waren mitunter abenteuerlich, wie Menninger in seinem launigen Vortrag deutlich macht. So ging es auf den Färöer Inseln derart windig zu, dass bei einem Spiel in Runavik im Jahr 2011 zweimal der Ball nach einem Abschlag des Torwarts in die Gegenrichtung flog und so jeweils Eckstöße für den Gegner entstanden.


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2016 plante Menninger – verbunden mit einem Urlaub – eine dreimonatige Tour, um Hongkong, Neuseeland, Australien, Singapur, Laos, Vietnam, Kambodscha und Thailand von der Liste der nicht besuchten Länder streichen zu können. Doch in Laos fiel wegen des Neujahrsfestes kurzfristig der Spieltag aus – Menninger konnte daher diesen Punkt zunächst nicht machen. Als die Nachholtermine feststanden, fuhren er und sein Kumpel mit Taxi und Kleinbus von Kambodscha nach Pakse in Laos, um dort noch ein Spiel zu sehen – was dann diesmal auch stattfand, obgleich auf "unglaublich schlechtem Niveau".

Es wird niemals langweilig

Doch es muss nicht immer die große weite Welt sein. Wenn in der viertklassigen Regionalliga Nord der BSV Schwarz-Weiß Rehden gegen den SV Drochtersen/Assel spielt, dann sind "schon die Namen der beiden Vereine das Eintrittsgeld wert". Auf die Frage, was man in Rehden nach dem Spiel denn noch so machen könne, bekamen die Groundhopper im Oktober 2015 die Antwort: "In Rehden gibt es den Fußballverein und Bauern und sonst nichts." Immerhin, das 2000-Einwohner-Dorf wehrt sich seit Jahren erfolgreich gegen den Abstieg.


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Rund drei Stunden berichtet Menninger von seinen Erlebnissen, langweilig wird es dabei nie. Er schließt mit dem Dank an seine Freundin Heike, die das Hobby mitträgt und bei manchen Reisen auch dabei ist. Menninger, der für einen großen Konzern arbeitet, wohnt mit ihr und vier Katzen in der Nürnberger Südstadt. Apropos Katzen: Die rund 40 Zuhörer müssen keinen Eintritt zahlen, werden aber gebeten, für das Tierheim in Feucht zu spenden. 400 Euro kommen für den guten Zweck zusammen.

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