Eibach: Schrecken Kreuzottern Spaziergänger ab?

10.6.2013, 07:00 Uhr
Eibach: Schrecken Kreuzottern Spaziergänger ab?

© Günter Distler

Normalerweise ist der Parkplatz neben „Friedas Imbiss“ in der Wiener Straße an einem sonnigen Samstagmorgen voller Pkw. Hundehalter aus dem Umland und Nürnbergs Innenstadt fahren hierher, um ihren Tieren Auslauf, sich selber Bewegung und Grün für Seele und Gemüt zu gönnen. Doch offenbar tun das einige nicht mehr, seit die Zahl der hier heimischen Kreuzottern auf derzeit 60 gestiegen sein soll. „Es hat stark abgenommen, es kommen etwa nur noch halb so viele Hundehalter wie vorher“, sagt Johann Wittmann. Seit fast fünf Jahren führt der Pillenreuther mit Ehefrau Dagmar hier den Beagle „Hannibal“ aus.

Hunde gebissen

Mit ihnen ist wie so oft auch Ulrike Weiß mit Rauhaardackel „Frederik“ unterwegs. Sie berichtet von ihren Schreiben an Verantwortliche, in denen sie vor einer Überpopulation warnt, Gefahren für Kinder, ältere Menschen und Hunde durch Schlangenbisse aufzeigt. 180 Unterschriften hat sie bereits gesammelt. „Muss denn erst etwas Schlimmes passieren?“, fragt sie und berichtet von Hunden, die bereits von Kreuzottern gebissen worden sein sollen.

„Wir zahlen mit 132 Euro in Nürnberg die mit Abstand höchste Hundesteuer, da muss für den Schutz unserer Tiere auch was getan werden“, so Weiß. Auch Wittmanns erzählen von Begegnungen mit den Schlangen. Die seien schon seit Jahren da, jetzt aber in sehr großer Zahl „und 60 bis 80 Zentimetern Länge“. Doch dass Tiere einfach erschlagen worden sein sollen, finden auch sie nicht in Ordnung.

„Ein Männleinlaufen“

Für Kerstin Schelkopf, die ebenfalls seit Jahren ihren gutmütigen Mischlingshund „Bo“ im Eibacher Forst ausführt, ist das ganze Gerede über die Kreuzottern reine „Panikmache“. Nach den ersten Zeitungsberichten über die Kreuzottern habe es an sonnigen Tagen „ein Männleinlaufen wie beim Volksfest“ gegeben, erzählt sie. Inzwischen sei es ruhiger, an diesem Samstag wirke es hier regelrecht wie ausgestorben.

„Die Tiere leben hier doch schon seit Jahren, es sind nicht mehr geworden“, ist die Nürnbergerin überzeugt. Wenn man die Schlangen nicht bedränge, geschehe auch nichts. Sie nehme ihren „Bo“ außerdem an die Leine. „Auf der Wasserseite des Kanals kann er frei laufen, da gibt es keine Kreuzottern.“

Auch die 45-Jährige zeigt ihre vorsichtig aufgenommenen Fotos von Kreuzottern und erklärt, grundsätzlich an allem in diesem schönen Stück Natur Freude zu haben. Hier seien auch Blindschleichen und Smaragdeidechsen zu finden, „heuer sind hier auffallend viele Rehe zu sehen“.

Elfriede und Walter Hempel haben keinen Hund dabei, den sie ausführen. „Wir gehen hier regelmäßig spazieren, das ist unser ständiger Urlaub“, erklärt das Rentnerpaar aus Nürnberg fröhlich. Walter Hempel zeigt auf seiner Kamera das Foto einer weiblichen Kreuzotter. Die habe zu denen gehört, die erschlagen wurden, erklärt der Naturliebhaber.

Das wisse er von „Herrn Müller“. Klaus Müller vom Landesbund für Vogelschutz ist nicht vor Ort, doch jeder scheint ihn zu kennen. Es spielt in den Diskussionen eine große Rolle als derjenige, der durch die Schaffung von Brutflächen und Schutzräumen für die Vermehrung der Schlangen verantwortlich ist.

Eine dieser „Schlangengruben“, für Laien erkennbar als aufgetürmter Haufen Altholz, befindet sich nur wenige Meter neben dem Waldstück, das Selbstwerber Gerd Müller — er sägt und verarbeitet das Holz selbst — zugewiesen bekommen hat. „Es ist schon ein sehr mulmiges Gefühl“, räumt er ein, so nah neben den Tieren zu arbeiten. Insgesamt zehn Festmeter Kiefernholz für den heimischen Ofen will sich der Nürnberger im Wald holen.

Vorsicht bei der Arbeit

Dass seine markierten Stämme ausgerechnet hier stehen, darüber ist er nicht glücklich. Er hat mit seiner Kettensäge bereits einige Stämme zerteilt und karrt die Stücke über einen Pfad im hohen Gras aus dem Wald zu seinem Hänger. Handschuhe, derbe Schuhe und eine dicke Schnittschutzhose sollen ihn vor möglichen Schlangenbissen bewahren. „Ich schaue genau hin und hebe die Stämme immer sehr vorsichtig an“, erklärt er und wirkt erleichtert darüber, gegen Mittag seine Arbeit endlich beenden zu können.

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