Ekel-Alarm in Nürnberg: Dreck am mongolischen Grill

21.1.2014, 06:00 Uhr
Erst kürzlich hat Foodwatch die Zustände in deutschen Gastronomie angeprangert - und die Vorwürfe mit Bildern wie diesen unterstrichen.

© Foodwatch Erst kürzlich hat Foodwatch die Zustände in deutschen Gastronomie angeprangert - und die Vorwürfe mit Bildern wie diesen unterstrichen.

Es scheint ein wenig so, als würden die Lebensmittelkontrolleure des Ordnungsamtes gegen eine Wand reden: Bereits zur Eröffnung des asiatischen Lokals in einem Einkaufszentrum an der Fürther Straße im Jahr 2009 belehrten die städtischen Mitarbeiter die aus China stammenden Betreiber eingehend über Hygienevorschriften. Gut ein Dutzend Mal waren sie in den vergangen fünf Jahren dort. Und nicht nur einmal stellten sie bei ihren Kontrollbesuchen erhebliche Mängel fest. Wieder und wieder forderten die Lebensmittelkontrolleure Betreiber und Personal auf, mehr auf Sauberkeit zu achten.

Einer der städtischen Mitarbeiter, der als Zeuge in dem Prozess gegen die beiden Wirtsleute aussagt, ist überzeugt, dass auch Menschen, die wenig Deutsch verstehen, kapieren, um was es geht: „Wir reden nicht nur, wir zeigen den Leuten auch, was nicht passt. Wir nehmen zum Beispiel eine Taschenlampe und leuchten in eine verdreckte Kühltruhe oder Spülmaschine“, so der Lebensmittelkontrolleur, der selbst gelernter Koch ist.

Die Mängel in dem Asia-Lokal waren teilweise erheblich, berichtet er. Einmal habe das Restaurant wegen der Zustände geschlossen werden müssen, ein anderes Mal ließ der Lebensmittelkontrolleur 80 Kilogramm verdorbenes Geflügelfleisch entsorgen. Nach einem Blick in seine Unterlagen nennt er Dutzende weitere Beanstandungen: Bei Kontrollen in den vergangen Jahren fanden die Ordnungsamtmitarbeiter unter anderem eine unbekannte Flüssigkeit in einer Bodenrinne, in einem Spülbecken schwamm eine trübe Brühe, in einem anderen tauten Hühnerbrüste auf. Auch in Eimern wurde Fleisch aufgetaut. Hinter dem teilweise völlig verdreckten Küchenmobiliar fanden sich alte Dosen. Die besonders sensible Sushi-Station war nicht gereinigt, am mongolischen Grill und in einer Gefriertruhe klebten Speisereste. Kartoffeln lagen zwischen Schmutz und Glasscherben auf dem Boden.

Gastronom kassierte 2010 einen Strafbefehl

Bereits 2010 kassierte der 47 Jahre alte Wirt wegen massiver Verstöße gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LMFG) einen Strafbefehl über 90 Tagessätze.

Bei einer Kontrolle im Mai 2012 fand das Ordnungsamt aber wieder erhebliche Mängel: Unter anderem fehlten Seife, Desinfektionsmittel und Einmalhandtücher an den Handwaschbecken. Die Sauberkeit ließ zu wünschen übrig und Geschnetzeltes vom Lamm, Rind und Känguru war offenbar zu warm gelagert. Vom Fleisch ließ der Lebensmittelkontrolleur Proben in einem Labor untersuchen: Es war mit Keimen belastet.

Das Ordnungsamt schickte den Wirtsleuten einen Bescheid mit Maßnahmen, die sie ergreifen müssen: Unter anderem sollten die Gastronomen eine Grundreinigung der Küche vornehmen, ihren Kühlschrank abtauen und putzen, Fleisch und Gemüse lebensmittelecht verpackt in Kühlschrank und Gefriertruhe lagern und ihre Seifenspender und Handtuchhalter auffüllen.

In dem Verfahren vor dem Amtsgericht wurde diskutiert, ob das Schreiben des Amtes ausreichend Beweiskraft für eine Verurteilung hat. Eine detaillierte Mängelliste oder Beweisfotos gab es von der Kontrolle im Mai 2012 nicht. In einem Strafverfahren brauche man einen klar definierten Mangel. Und der sei aus einer Aufforderung zum Beispiel den Kühlschrank zu reinigen nicht abzuleiten, erklärte einer der Verteidiger, Rechtsanwalt Nino Herding, am Rande des Verfahrens vor dem Amtsgericht. Er berichtete weiter, dass sich die Wirtsleute demnächst für 1500 Euro von einem Sachverständigen für Lebensmittelhygiene beraten lassen wollen.

Am Ende einigten sich die Prozessbeteiligten auf eine Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldauflage: Die 34-jährige Wirtin und der 47-jährige Wirt müssen jeweils 1000 Euro an eine soziale Einrichtung zahlen.

Das Verfahren gegen einen ebenfalls angeklagten Aushilfskoch wurde sogar ohne Auflagen eingestellt: Der junge Mann hatte am Tag der Kontrolle im Mai 2012 frei.

Die Gastronomen sind also mit einem blauen Auge davongekommen. Allerdings wird das Ordnungsamt den Asia-Lokal-Betreibern weiterhin genau auf die Finger schauen. Amtsrichter Matthias Biehler machte keinen Hehl daraus, was er von den Zuständen in der Küche des Betriebs hält: „Das ist wirklich eine Schweinerei!“, schimpfte er.

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