Fall 19: Saschas großer Wunsch: "Einmal raus"

3.12.2016, 09:07 Uhr
Fall 19: Saschas großer Wunsch:

© F.: BIS

Ein großes "S" an der Tür zu dem Zimmer ist wie die Hausnummer: Hier ist Saschas kleines Reich in einer der Ganzjahres-Wohngruppen. Vielleicht eine Art Panama: Ein großes Bild mit Figuren aus dem Janosch-Buch ist, gegenüber dem Hochbett, der Blickfang in dem Zimmer.

Und der Junge strahlt den Besucher an – den er gar nicht richtig erkennen kann. Mit einem leichten Brummen und Raunen zeigt er, dass es ihm gerade gut geht. "Natürlich nimmt er wahr, was um ihn herum vorgeht", sagt Peter Müller, der Leiter des Wohnbereichs, "und die unmittelbaren Betreuer verstehen es auch zu deuten, was er von sich gibt."

Mit einem genetischen Defekt sowie einem zerebralen Anfallsleiden wie auch körperlichen Behinderungen war Sascha bereits auf die Welt gekommen. Behandlungen standen häufig an, zuletzt noch mal zwei Hüftoperationen mit aufwendiger Nachsorge.

Zu seinen leiblichen Eltern hat er schon länger nur sporadisch Kontakt. Beide wohnen relativ weit weg – und sind gehörlos. Wenn sie ihren Sohn besuchen, ist zur Verständigung auch ein Gebärdendolmetscher nötig. "Mit Saschas Pflege wären sie aus verschiedenen Gründen komplett überfordert", erläutert Müller, "sie bräuchten ja auch erst die passende Ausstattung in der Wohnung."

In der Wohngruppe und in seiner Schulklasse erlebt Sascha ein stabiles Umfeld und verlässliche Beziehungen. Das gibt Sicherheit und Orientierung – eine der Voraussetzungen dafür, dass auch regelmäßige Förderung und Begleitung durch verschiedene Therapien spürbare Fortschritte bringen.

Zu den wichtigsten Zielen gehört das Erlernen sozialer und kommunikativer Fähigkeiten. Da Sascha keine aktive Sprache besitzt, ist er auf "nonverbale" Angebote angewiesen: Er ertastet das Gesicht des Gegenübers, zieht dessen Hand heran und hält diese fest. Durch den Gebrauch von Signalwörtern und -sätzen wie "Jetzt gibt es Essen/Trinken", "Jetzt werden Zähne geputzt" entwickelt sich ein passives Sprachverständnis. Sascha erwidert mit einem "Lautieren" von Vokalen.

Natürlich kann er deshalb seine Wünsche nicht direkt artikulieren. Aber aus den vielen Beobachtungen und Vergleichen wissen die Betreuer, was ihm guttut und guttun würde. Zum Beispiel, auch einmal eine Woche außerhalb der Einrichtung in schöner Umgebung zu verbringen, kurzum: einen Tapetenwechsel mit neuen Anreizen und Erfahrungen zu erleben. Dabei steht Sascha an dieser Stelle zugleich beispielhaft und stellvertretend für andere Internats-Bewohner, die auch einfach mal "raus"-kommen wollen.

Eine Freizeit für eine Gruppe aus dem Blindeninstitut zu organisieren, ist dabei nicht nur finanziell eine Herausforderung: Erst nach langer Suche fand sich kürzlich überhaupt ein geeignetes Quartier, natürlich barrierefrei, gut erreichbar und halbwegs erschwinglich. Leider sind solche Aktivitäten jedoch nicht aus dem laufenden Budget zu finanzieren, bedauert Einrichtungsleiterin Mechthild Gahbler. Wenn aber Eltern – wie die von Sascha – nichts beisteuern können, bleibt nur die Hoffnung auf großzügige Gönner und Spender.

Hier können Sie ganz einfach und direkt für "Freude für alle" online spenden.

Unsere Aktionskonten: Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11; Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72; Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99; Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54 Bequem online spenden können Sie über www.gut-fuer-nuernberg.de – an diesem Wochenende verdoppelt die Sparkasse alle für „Freude für alle“ eingehenden Beträge. Alle Spendernamen werden veröffentlicht (außer mit dem Vermerk „anonym“).

Im letzten Fall ging es um mehrere Familien, die bei zwei Bränden ihr Hab und Gut verloren haben.

 

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