"Familienfeindlich": ÖDP kritisiert neue Kita-Zeiten

24.5.2017, 05:56 Uhr
Die Nürnberger ÖDP kritisiert die neu geregelten Kita-Kernzeiten in kommunalen Tagesstätten und Horten.

© dpa Die Nürnberger ÖDP kritisiert die neu geregelten Kita-Kernzeiten in kommunalen Tagesstätten und Horten.

Damit Erzieher und Kinderpfleger bei ihrer pädagogischen Arbeit mit den Kindern nicht ständig unterbrochen werden und damit die Kinder künftig am (verpflichtenden) Mittagessen teilnehmen können, will das Jugendamt die pädagogischen Kernzeiten neu regeln. Die Kinder sollen demnach täglich von 9 Uhr bis mindestens 12.30 Uhr in der Krippe und bis 13 Uhr im Kindergarten bleiben. Hortkinder müssen die Einrichtung mindestens viermal in der Woche auf jeden Fall zwischen 13.15 Uhr und 15.30 Uhr besuchen, wobei in den ursprünglichen Plänen des Jugendamts sogar von 16 Uhr die Rede war.

In diesen "Kernzeiten sollen künftig keine Kinder mehr gebracht und abgeholt werden", teilte Jugendamtsleiterin Kerstin Schröder den Eltern vor wenigen Tagen via Brief mit. Im Ausnahmefall – zum Beispiel für Arztbesuche oder bei besonderen Familienfesten – darf der Nachwuchs allerdings auch früher nach Hause. Und an einem Tag in der Woche können Eltern ihr Kind auch vor 15.30 Uhr abholen.

Abholzeiten sollen flexibel sein

Die neuen Kernzeiten stoßen bei ÖDP-Stadtrat Thomas Schrollinger auf vehementen Widerstand. Er wirft den Machern des Konzeptes eine "Entmündigung der Erziehungsberechtigten" vor. Der Bildungsauftrag an Kitas sei unumstritten. "Aber er darf nicht über das Recht auf Selbstbestimmung der Familien und deren Erziehungsberechtigten gehängt werden", meint er. Vor allem bei den Horten sei es wichtig, dass die Abholzeiten möglichst flexibel gehalten würden. Mit den verpflichtenden Kernzeiten im Hort bis 15.30 Uhr können vor allem Eltern im Schichtdienst ihre Kinder nicht mehr entsprechend ihren Arbeitszeiten abholen, kritisiert Schrollinger. Auch der Vereinssport, die musikalische Förderung oder das Engagement in Kinder- und Jugendverbänden würde damit rigide beschnitten werden. "Für die Kinder wäre es an Werktagen kaum mehr möglich, ihre Kontakte mit Freunden zu pflegen." Als das Jugendamt die neuen Kernzeiten unlängst im Jugendhilfeausschuss des Stadtrats erläuterte, war dort bereits von Seiten der FDP und der CSU Kritik laut geworden. 

Für Diskussionen sorgt unter Eltern auch, dass die Stadt für den Besuch von Kindergarten und Krippe die Mindestbuchungszeiten erhöhen will: Statt bei 20 Stunden soll die Mindestbuchungszeit im Kindergarten künftig bei 25 Stunden liegen, in der Kinderkrippe erhöht sie sich ebenfalls von um fünf auf dann 20 Stunden. Im Hort soll es bei mindestens 20 Stunden bleiben.

Jugendamtsleiterin Kerstin Schröder rechtfertigt die Erhöhung damit, dass die allermeisten Eltern schon jetzt deutlich längere Betreuungszeiten buchten als mindestens vorgesehen. Sonst könnten sie Familie und Beruf nicht gut vereinbaren. 

Über die geplanten Satzungsänderungen zum Besuch städtischer Kitas muss letztlich noch der Stadtrat entscheiden.

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