Flüchtlinge in Nürnberg: Im Stadionbad wächst eine Zeltstadt

17.9.2015, 21:27 Uhr
Flüchtlinge in Nürnberg: Im Stadionbad wächst eine Zeltstadt

© Mark Johnston

Elf Zelte werden hier stehen: für Unterkünfte, Küche, Verpflegung und Kleiderausgabe. In weiteren Zelten werden Flüchtlinge registriert und von Ärzten untersucht. Bis zu 750 Menschen haben hier Platz. Sie werden die sanitären Anlagen des Freibades nutzen, doch reicht die Zahl der WCs für die vielen Menschen nicht aus. „Da werden wir aufstocken müssen“, sagt Volker Skrok, Leiter der Berufsfeuerwehr Nürnberg.

Die Schwimmbecken sind nach wie vor gefüllt. Zum Schutz der Flüchtlinge werden Bauzäune aufgestellt, so dass niemand ins Wasser fallen kann.

Die Zeit drängt. Seit Mittwochnacht organisiert die Stadt neben der regelhaften Aufnahme von Flüchtlingen — derzeit rund 230 Personen pro Woche — auch spontane Notfallaufnahmen. 216 Flüchtlinge wurden in der Turnhalle an der Siedlerstraße aufgenommen. Am Donnerstag kamen weitere 200 Asylsuchende in der Stadt an, die in der Turnhalle an der Herriedener Straße untergebracht wurden. Insgesamt hat die Stadt seit Mittwochnacht 1150 Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen.

Bei einer eilig anberaumten Pressekonferenz erklärte Oberbürgermeister Ulrich Maly, dass "der Zug der Tausenden über die Balkanroute schneller geworden ist". Die Menschen landen nicht mehr nur in Passau, Freilassing oder Rosenheim. „Die Flüchtlinge kommen dezentraler an, sie gehen auch über die grüne Grenze.“ Leider, so Maly, seien andere Bundesländer mit Blick auf die Aufnahme der Hilfesuchenden bisher "sehr schüchtern" gewesen.

Die Stadt rechne aber damit, dass die Ankommenden nur wenige Nächte in den Zelten bleiben und anschließend in Erstaufnahmeeinrichtungen in Bayern oder in anderen Bundesländern gebracht werden. Wie viele Menschen in Nürnberg künftig ankommen werden, kann niemand sagen. Die Stadt hält derzeit nach weiteren möglichen Unterkünften Ausschau. Eine Option ist das Bierzelt auf dem Volksfestplatz. Das würde ab dem 28. September zur Verfügung stehen.

Wie am Donnerstagabend bekanntwurde, haben die ersten Flüchtlinge, die an der Siedlerstraße unterkamen, Nürnberg schon wieder verlassen. Das bayerische Sozialministerium hat sie nach Rostock bringen lassen, sie werden dann dort auf Erstaufnahmeeinrichtungen verteilt. Die frei gewordenen Plätze in der Turnhalle stehen jetzt für die nächsten Flüchtlinge offen.

Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich ab sofort unter der Rufnummer (09 11) 2 31-23 44 melden. Das Telefon ist von 10 bis 18 Uhr besetzt — auch an diesem Wochenende. Weitere Informationen hier.

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