Fußball-EM in Nürnberg: Stadtrat segnet Bewerbung ab

24.5.2017, 19:52 Uhr
So schön wie bei der WM 2006? In Nürnberg könnten 2024 EM-Spiele stattfinden.

© Eduard Weigert So schön wie bei der WM 2006? In Nürnberg könnten 2024 EM-Spiele stattfinden.

Während Städte wie Freiburg, Kaiserslautern oder Karlsruhe ihre Bewerbungen schon zurückgezogen haben und Dortmund wegen eines "unkalkulierbaren finanziellen Risikos" mit Rückzug droht, zieht Nürnberg beherzt ins Rennen. Die Stadt will 2024 einer der zehn deutschen Spielorte bei der Fußball-EM werden. Abgesehen von vier Gegenstimmen von FDP, ÖDP und Linker Liste sprachen sich alle Stadträte für die potenzielle Wiederholung des Sommermärchens aus, das Nürnberg 2006 bei der WM erlebt hat.

Die genauen Kosten sind allerdings noch nicht klar. Die Teilnahme werde es nicht für einen Apfel und ein Ei geben, sagte Vogel dann auch. "Wir werden einen nicht unerheblichen Betrag ausgeben müssen." Der sei aufgrund des kurzen Vorlaufs der Bewerbung aber noch nicht zu beziffern.
Fakt ist bislang, dass sieben Millionen Euro allein für Videoleinwände anfallen, für die Anmietung der Arena neben dem Stadion und dafür, dass rund ums Stadion zusätzliche Zelte als Büro- und Lagerfläche aufgestellt werden müssen.

Auf der anderen Seite stünden Einnahmen, zum Beispiel durch die Vermietung des Stadions, so dass am Ende vielleicht rund 3,5 Millionen Euro an Kosten auf die Stadt zukämen, rechnete Vogel vor.

Stadionumbau wird ins Geld gehen

Weitaus größere Investitionen muss die Stadt im Fall eines Zuschlags aber stemmen, um das Stadion selbst nach den Vorstellungen der Uefa umzubauen. Der europäische Fußballverband schreibt zum Beispiel eine Vergrößerung der Mannschaftsräume vor. Es müssten mindestens 100 zusätzliche Plätze für Rollstuhlfahrer geschaffen werden. Das Stadion bräuchte zusätzliche und breitere Treppenaufgänge, zusätzliche Toiletten und eine stärkere Flutlichtanlage. Und nicht zuletzt will die Uefa 40 Logen statt 20 Logen für Ehrengäste.

Vogel geht davon aus, dass diese Umbaumaßnahmen einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen würden. Er gab aber zu bedenken: "All das müssten wir machen, aber anschließend können wir das auch für den Liga-Betrieb und Länderspiele nutzen." Die Attraktivität des Stadions würde sich dadurch erhöhen. Das Stadion wäre weiterhin für Länderspiele attraktiv - ohne Nachrüstung wäre Nürnberg früher oder später wohl nicht mehr länderspieltauglich.

"Diese Chance darf man sich nicht entgehen lassen"

Völlig unabhängig von der EM kommen auf das Stadion und damit auf den Eigenbetrieb Frankenstadion in den nächsten 20 Jahren Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten zu. Zum Beispiel muss das Dach erneuert werden. Die Stadt kennt die To-do-Liste, "aber sie ist noch nicht mit Beträgen hinterlegt". Alles in allem rechnet Vogel auch bei der reinen Instandhaltung mit Kosten in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags. Diese Investitionen müssten wegen der EM vorgezogen werden, sagte Vogel vor der Abstimmung im Stadtrat.

OB Ulrich Malys (SPD) Plädoyer für die Bewerbung fiel kurz aus. Es hatte sich schon vorher abgezeichnet, dass die Stadt die Unterstützung von SPD und CSU hat. Maly: "Wer sich zurückerinnert an 2006, muss sagen, diese Chance darf man sich nicht entgehen lassen." In der Rückschau sei die WM "fürs innere Feeling der Stadt großartig" gewesen.
SPD und CSU sehen in der Bewerbung für die EM dann auch viel mehr Chancen als Risiken und stimmten genauso einmütig wie Grüne, Freie Wähler und der Pirat dafür. Probleme mit der Bewerbung haben Linke Liste, FDP und ÖDP. Weil die Kosten unbekannt sind, lehnten sie die Bewerbung ab.

Noch sind 14 Städte im Rennen. Der DFB hat offenbar auf Druck von Dortmund die Frist um einen Monat verlängert, bis zu der die Bewerbungsunterlagen abgegeben werden müssen. Am 15. September soll dann die Entscheidung fallen.

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