Geht dem Max-Morlock-Crowdfunding die Puste aus?

27.4.2017, 20:40 Uhr
800.000 Euro will die Consorsbank für den Namen "Max-Morlock-Stadion" sammeln.

© Horst Linke 800.000 Euro will die Consorsbank für den Namen "Max-Morlock-Stadion" sammeln.

"Es braucht ein bisschen, um die Franken zu knacken", erklärte Konelija Klisanic, Marketingchefin der Consorsbank, jüngst mit Blick auf das schleppende Crowdfunding. Nach vier Wochen Spendenzeit hat die Kampagne für das Max-Morlock-Stadion gut 20 Prozent der angestrebten 800.000 Euro eingesammelt – da fehlt noch einiges. Warum bisher nicht mehr zusammen gekommen ist, konnte sich die Marketingchefin auch nicht genau erklären. Die Consorsbank schaue aber weiterhin "nach vorne", sagte sie.

Ein Blick in die Statistik zeigt: Es gibt tatsächlich noch Hoffnung. Denn wenn Crowdfunding-Projekte scheitern, dann scheitern sie richtig. Wissenschaftler der Universität Chur in der Schweiz rechneten Anfang 2016 aus, dass fast zwei Drittel aller gescheiterten Projekte weniger als fünf Prozent der angestrebten Summe erreicht hatten. Wer dagegen einmal die Hälfte hat, schafft mit hoher Wahrscheinlichkeit auch den Rest. Bisher sind 20 Prozent zusammen gekommen. Von den 50 Prozent ist das Crowdfunding fürs Stadion damit noch weit entfernt, die Fünf-Prozent-Marke ist aber schon lange überwunden.

Spendenphase im "Tal der Tränen"

Dass die Spendensumme momentan kaum steigt, ist auch eine Frage des Zeitpunkts. Nach ertragreichen ersten Tagen sinkt das Spendenaufkommen meistens ab. "Das Tal der Tränen" habe einer ihrer Kunden es einmal genannt, erzählt Linette Heimrich, die bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) in München Unternehmen und Gründer zu Crowdfunding berät. Erst gegen Ende gehen wieder mehr Spenden ein. Die Kurve zum Spendenverlauf gleicht damit einem flachen U.

Das Problem ist: Wenn am Anfang nicht bereits eine entsprechende Summe zusammenkommt, sind potenzielle Spender seltener bereit, ihr Geld herzugeben. Während der Durststrecke in der Mittelphase sei es deshalb entscheidend, das Projekt im Gespräch zu halten, erklärt Michael Gebert vom Deutschen Crowdsourcing Verband. Die Consorsbank versucht das bisher, indem sie alle paar Tage einen neuen Blogeintrag auf der Crowdfunding-Plattform Startnext und in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Auf dem Volksfest sind die Initiatoren außerdem mit einem Bus präsent, in der Stadt hängen überall Plakate mit Slogans wie "Identität beginnt mit einem Namen", und in der Fußgängerzone werden Flugblätter verteilt.

Ein T-Shirt für ein Stadion

Als Anreiz für Unterstützer hat die Consorsbank kleine Belohnungen im Angebot. "Uns war schnell klar, dass wir 'Dankeschöns' benötigen, die nicht nur schick aussehen, sondern auch als Zeichen nach außen getragen werden können", erklärt Philipp Nieberle im Auftrag der Consorsbank. Für zehn Euro gibt es zum Beispiel einen Emaille-Anstecker mit dem Konterfei Max Morlocks, für 50 Euro ein entsprechendes T-Shirt, und für 250 Euro kann man in Zukunft den eigenen Namen oder den der eigenen Firma auf einem Stadionsitz lesen. Das Prinzip sei, flapsig ausgedrückt, "T-Shirt kaufen und Stadion bekommen", erklärte Marketingchefin Klisanic. Die meisten Spender haben sich bisher für die Poster-Edition mit einem von zehn verschiedenen Kunstdrucken für 30 Euro entschieden.

Insgesamt können Unterstützer aus 19 Dankeschön-Vorschlägen wählen. Zu viel, findet Crowdfunding-Beraterin Heimrich. "Man sollte nicht mehr als zehn Dankeschöns haben", rät sie. Michael Gebert vom Crowdsourcing-Verband kommen die Dankeschön-Artikel außerdem etwas willkürlich vor. "Wenn man davor das Netzwerk gefragt hat, was sie gerne hätten, ist das in Ordnung", sagt er. Die Consorsbank ließ sich aber vom Bezug zum Fußball und zur Region leiten - deswegen steht neben Fan-Equipment auch eine 500-Gramm-Packung Espressobohnen von der Nürnberger Kaffeerösterei "Rösttrommel" zur Auswahl.

Die Fans sind skeptisch

Bei der Dauer der Kampagne haben die Initiatoren die richtige Entscheidung getroffen: "Laut Studien liegt die ideale Dauer bei 40 Tagen", erklärt Heimrich. Die Aktion, die vom 31. März bis 14. Mai läuft, liegt mit 45 Tagen knapp darüber.

Und die Fans? Sind euphorisch bis skeptisch. Manche freuen sich, dass es endlich eine reale Chance für ein Max-Morlock-Stadion in Nürnberg gibt. Andere kritisieren die unsichere Zukunft: Was passiert, wenn nach drei Jahren der Vertrag mit der Consorsbank über die Namensrechte ausläuft? Was, wenn die Zielsumme nicht erreicht wird? Einige sehen im Crowdfunding außerdem hauptsächlich eine Marketingaktion der Bank, die sie nicht unterstützen wollen. Dazu kommt, dass man nur über die Internetseite spenden kann - für manchen willigen Spender ein Hindernis. Auch in der Sportredaktion der Nürnberger Nachrichten gingen schon Anrufe ein, ob es denn nicht eine Bankverbindung für Überweisungen gebe.

Will die Consorsbank vielleicht einfach zu viel? Die Zielsumme ist zwar recht hoch angesetzt, sind sich die Crowdfunding-Kenner Gebert und Heimrich einig. In Deutschland wurden aber schon weitaus höhere Summen gespendet, zum Beispiel für den Hamburger Serverhersteller Protonet. Die Entwickler des Startups sammelten im Juni 2014 ganze drei Millionen Euro von der Crowd ein.

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