Klos in der Altstadt könnten bald wieder früher dicht machen
30.6.2014, 07:46 UhrVor allem über den neuen Chef des städtischen Servicebetriebs (Sör), Bürgermeister Christian Vogel, schimpften 36 Bewohner der Altstadt, die sich nach der Sitzung des Werkausschusses trafen. Der Organisator der Klo-Aktivisten, Jürgen Endreß, konnte sich schon während der Sör-Sitzung kaum zurückhalten. „Die SPD hatte sich vor der Kommunalwahl für verlängerte Klo-Öffnungszeiten ausgesprochen, jetzt bezweifeln sie, ob sich das lohnt.“ Eine Sauerei sei das.
Im Sör-Werkausschuss waren die Nutzerzahlen während der verlängerten Öffnungszeiten der Klos im Rathaus am Hauptmarkt, sowie in den U-Bahn-Geschossen Lorenzkirche und Hauptbahnhof diskutiert worden. Tatsächlich besuchten das Klo am Hauptmarkt nach 22 Uhr durchschnittlich gerade mal vier Leute, in den U-Bahn-Verteilern waren es noch weniger.
Hoher Zuschuss
In der sechsmonatigen Probephase war der Zusatzservice für Nachtschwärmer für die Stadt ein Zuschussgeschäft: Über fünf Euro musste die Stadt pro Klo-Gang dazuschießen, um die Kosten zu decken. Tagsüber sind es 50 Cent.
Insgesamt nutzten 4690 Leute nachts zu den verlängerten Öffnungszeiten die drei Toiletten — die wären sonst vielleicht alle „Wildpinkler“ geworden, meint Endreß. Für die Klo-Aktivisten stehe fest, dass es im letzten halben Jahr weniger Dreck gab.
Sör hingegen geht davon aus, dass die „Auswirkungen auf das Wildpinkeln“ nicht „direkt gemessen“ werden können. Marco Daume empfahl, die längeren Öffnungszeiten einzustellen, weil der Service zu viel koste.
Lorenz Gradl (SPD) stieß ins gleiche Horn: Die nächtlichen Nutzerzahlen seien nicht berauschend, finanzwirtschaftlich sei das eine „Katastrophe“. Und Christian Vogel ergänzte, dass durch die Großereignisse Trempelmarkt und Blaue Nacht die Zahlen sogar noch geschönt seien. Aus der Portokasse könne man die nächtliche Öffnung nicht zahlen.
Andreas Kriegelstein (CSU) brachte einen anderen Ton in die Debatte. Das Angebot werde durchaus von Nachtschwärmern angenommen, die CSU sei deshalb dafür, die Testphase bis Jahresende zu verlängern. „Das trägt dem Bedarf der Menschen Rechnung.“ Fraktionskollege Marcus König ergänzte: Wenn die Stadt bei den Klos spart, könne dies zu einem Imageverlust bei Touristen führen. Der käme ebenfalls teuer.
Achim Mletzko (Grüne) betonte, dass man nicht nur unter betriebswirtschaftlichen Aspekten über die Toiletten nachdenken könne. „Wir müssen uns fragen, was uns die Altstadt wert ist.“ Mletzko unterstützte den Vorstoß der CSU für eine Verlängerung der nächtlichen Öffnungszeiten bis Ende 2014. „Sollte der Kompromissvorschlag von Stadtrat Kriegelstein nicht angenommen werden, reagieren wir mit einem Infostand“, kündigt Jürgen Endreß an. Man werde sich nicht genieren, den „Wahlbetrug“ der SPD öffentlich zu machen.
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