Lorenzkirche: Polizisten gedenken ihres getöteten Kollegen

29.10.2016, 20:10 Uhr
Seine Kollegen erweisen dem von einem "Reichsbürger" erschossenen Polizisten die letzte Ehre.

© Eduard Weigert Seine Kollegen erweisen dem von einem "Reichsbürger" erschossenen Polizisten die letzte Ehre.

Am 28. Oktober 2011 wurde der bayerische Polizeibeamte Mathias Vieth in Augsburg von Kugeln aus einer Maschinenpistole tödlich getroffen. Die Ermittler kamen den Tätern auf die Spur, das Landgericht Augsburg verurteilte ein Bruderpaar. Fast fünf Jahre später, am 19. Oktober 2016, wurde wieder ein Polizist aus dem Freistaat von Kugeln tödlich getroffen: Ein sogenannter "Reichsbürger" feuerte in Georgensgmünd (Kreis Roth) mit Schusswaffen auf Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK), Daniel E. aus Feucht wurde angeschossen und starb wenig später in einem Krankenhaus an den Folgen der Verletzungen.

Bei dem Einsatz wurden drei weitere Beamte verletzt, einer von ihnen schwer. Bei dem Einsatz sollten dem Täter zahlreiche Waffen abgenommen werden. Der 49-jährige mutmaßliche Schütze sitzt unter anderem wegen Mordverdacht in Untersuchungshaft. Sogenannte Reichsbürger erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat an. Stattdessen behaupten sie, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort.

Herrmann sprach von "grausamer Tat"

Zur Trauerfeier am Samstag kamen weit über 1000 Polizisten aus Bayern und dem gesamten Bundesgebiet in die Nürnberger Lorenzkirche. Auch Freunde aus seinem mecklenburgischen Heimatort und frühere Weggefährten des 32 Jahre alten Polizeibeamten gedachten des Toten.

Schock, Starre, Verunsicherung und Zorn - so fühlen viele Menschen seit den Ereignissen in Georgensgmünd, sagte die Nürnberger evangelische Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern während des ökumenischen Gottesdienstes. "Sie tun einen Dienst für uns alle. Ihr Beruf dient dem Frieden in der Gesellschaft", würdigte sie den Einsatz von Polizisten.

Diese "grausame Tat" zu begreifen, falle schwer, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann in seiner Ansprache. Für ihn ist die Tat ein "Angriff auf unsere Werte, die Demokratie und den Rechtsstaat". Polizeiarbeit sei ein Dienst für die Menschen und für die Gemeinschaft. "Der Tod macht uns aber immer wieder bewusst, welche Risiken mit dem Beruf verbunden sind." Herrmann erinnerte an die hervorragenden Leistungen des jungen Polizeibeamten. "Alle haben sein fachliches Wissen und seine hohen menschlichen Qualitäten sehr geschätzt", betonte er.

Mittelfrankens Polizeipräsident Johann Rast rang während seiner Rede mit den Tränen. "Unser Beruf kann von einer Sekunde auf die andere eine erhebliche Gefährdung mit sich bringen. Man muss selbst bei jedem Routineeinsatz mit dem Schlimmsten rechnen."

Den mit gelben und weißen Blumen geschmückten Sarg flankierten sechs Kameraden des erschossenen Polizisten. An dem Gottesdienst nahmen auch Abordnungen von Polizeiverbänden aus dem In- und Ausland teil. Am Ende des Gottesdienstes trug die Ehrengarde der Polizei den Sarg vom Altar an Angehörigen, Freunden, Kollegen vorbei nach draußen.