Messerattacke im Mercado: Das sagt die Ehefrau des Toten

21.5.2017, 07:57 Uhr
Ein Küchenhelfer eines Asia-Imbiss im Nürnberger Mercado stach im Juli 2016 seinen Chef mit einem Messer nieder.

© ToMa-Fotografie Ein Küchenhelfer eines Asia-Imbiss im Nürnberger Mercado stach im Juli 2016 seinen Chef mit einem Messer nieder.

Die Ehefrau des Opfers, Hoa D. (alle Namen geändert), musste die grausame Tat mitansehen. Am Vormittag des 19. Juli 2016 sei es beim Zubereiten von Hähnchen zum Streit zwischen ihrem Ehemann und dem Angeklagten gekommen. Die 45-Jährige wollte schlichten und rief: "Am Arbeitsplatz wird nicht geschimpft!" Wenig später habe sie einen Schrei gehört und gesehen, wie Hong S. ihrem Mann ein Küchenmesser in den Bauch rammte. Tuyen D. sei zu Boden gegangen und von oben erneut in den Bauchbereich gestochen worden. Es seien mindestens zwei Stiche gewesen.

"Ich habe wahnsinnige Angst gehabt", sagt sie in vietnamesischer Sprache – eine Dolmetscherin übersetzt für das Gericht. Der Beschuldigte Hong S. blickt regungslos in den Saal, er wirkt geistig abwesend. Es sei zwischen den Männern immer wieder zu Streitereien gekommen – doch sonst sei danach immer wieder alles gut gewesen, betonte Hoa D.

Der Beschuldigte habe rund 800 Euro pro Monat verdient und sei mietfrei in einer Firmenwohnung des Asia-Imbisses untergebracht gewesen. Von psychischen Problemen habe sie nichts bemerkt. Nach der Messerattacke habe sie den Asia-Imbiss für eine Woche schließen und Medikamente nehmen müssen.

Unter Schock

Ein Zeuge gibt an, dass er den Beschuldigten mit dem Messer in der Hand aus der Küche habe kommen sehen. Hong S. habe das Messer seelenruhig auf einen Lappen gelegt und auf die Polizei gewartet. "Ich war schockiert", sagt der 43-Jährige. Zuvor habe er vom Restaurant aus den heftigen Streit gesehen. Makabres Detail: Sein Essen bekam der Zeuge erst nach dem Vorfall serviert. "Glauben Sie mir, da hatte ich keinen Hunger mehr", sagt er an Schöffen und Richter gewandt.

Ein anderer Zeuge hatte direkten Blickkontakt zu Hong S., als dieser aus der Küche kam. Er habe ihm zugerufen: "Legen Sie das Messer hin!" Kurz habe er das Opfer auf dem Boden gesehen. "Da war ich geschockt und habe mich weggedreht." Ein benachbarter Ladenbesitzer erklärt, dass es in dem Imbiss immer wieder Streit gegeben habe. Einmal seien zwei Köche mit Pfannen aufeinander losgegangen. Der Beschuldigte sei jedoch nie beteiligt gewesen, er sei "der Ruhigste und Netteste von allen" gewesen. Nach dem Angriff sei Hong S. "ruhig und entspannt" gewesen und habe sich widerstandslos festnehmen lassen.

Ein Koch des Asia-Imbisses sah die Attacke aus nächster Nähe. Er sei aus der Küche in einen benachbarten Laden geflüchtet und habe den Notarzt verständigt. Gegen den psychisch kranken Angeklagten läuft ein Sicherungsverfahren wegen Totschlags. Er sitzt in der Psychiatrie und leidet laut Staatsanwaltschaft unter einer schizophrenen Psychose. Er sei nicht in der Lage gewesen, das Unrecht einzusehen. Das Urteil wird Anfang nächster Woche erwartet.