Miet-Explosion in Nürnberg? Stadt nennt andere Zahlen

28.8.2018, 05:07 Uhr
Die Stadt versucht inzwischen, auch bei eigenen Grundstücksverkäufen zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums beizutragen.

© Roland Fengler Die Stadt versucht inzwischen, auch bei eigenen Grundstücksverkäufen zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums beizutragen.

Darauf machen sowohl Gerald Raschke, der planungspolitische Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion, als auch Gerhard Frieser, der Vorsitzende des Vereins Haus & Grund Nürnberg, aufmerksam. Insgesamt sind die ortsüblichen Vergleichsmieten zwischen 2008 und 2018 von 5,83 auf 7,98 Euro nach oben geklettert. "Dies liegt deutlich unter den Mietpreissteigerungen, die von Immowelt genannt werden", kritisiert Raschke. Zudem lägen die Mieten bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft wbg noch einmal um 1,22 Euro unter denen des Mietspiegels. Ähnliches gelte auch für die 17 Nürnberger Genossenschaften.

Auch Frieser bemängelt die Immowelt-Analyse. "Wenn man über die Situation des Nürnberger Immobilienmarktes reden will, sollte man Daten verwenden, die wissenschaftlich erhoben sind, und nicht nur eine Auswertung inserierter Wunschmieten." Zwar mache die geringfügigere Steigerung um 36,9 Prozent "die Sache nicht wesentlich besser", obwohl auch die Kaufkraft in Nürnberg in ähnlichem Umfang gewachsen sei. Aber wenn man diese Entwicklung stoppen wolle, "sollte die Politik auf allen Ebenen endlich wirksame Maßnahmen ergreifen", statt "weitere Zwangsreglementierungen des Mietmarktes" zu fordern.

Geförderter Wohnbau nötig

Das Argument des Mieterbundes, Neubauten würden meist nur hochpreisige Mieten mit sich bringen, will SPDler Gerald Raschke so nicht stehen lassen: "Immer wenn neues Baurecht geschaffen wird, ist ein bestimmter Anteil an geförderten Wohnungen erforderlich. Seit 2006 waren das 30 Prozent ab 100 Wohneinheiten. Dies haben wir 2013 verschärft." Danach waren 20 Prozent geförderter Wohnungsbau ab 70 Wohneinheiten verlangt. "Da sich die Lage im sozialen Wohnungsbau immer weiter verschärft hat", so Raschke, "haben wir 2017 im Stadtrat gegen die Stimmen der CSU beschlossen, dass künftig 30 Prozent geförderter Wohnungsbau für 30 Wohneinheiten gilt."

Zudem versuche die Stadt inzwischen, auch bei eigenen Grundstücksverkäufen zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums beizutragen. Bisher habe das Höchstpreisgebot gegolten. Seit vier Jahren aber, sagt Raschke, formuliere die Kommune "fast ausschließlich Konzeptausschreibungen" mit Bedingungen für die Bewerber, die vor allem den Anteil geförderter Wohnungen betreffen. Sein Fazit: "Es gibt in Nürnberg einen angespannten Wohnungsmarkt, aber keine Wohnungsnot. In jeder Stadtplanungssitzung beschließen wir durchschnittlich 200 bis 300 Wohneinheiten."

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