Neues Konzept für Luitpoldhain: Einschränkungen für RiP?

14.9.2013, 13:23 Uhr
Neues Konzept für Luitpoldhain: Einschränkungen für RiP?

© Roland Fengler

Ein genialer Ort. Wer einmal beim „Klassik Open Air“ der Musik gelauscht hat, ist von der großen Freiluftbühne begeistert. Dass man vor lauter Zuhörern — 50.000 und mehr pro Konzert — die große Rasenfläche nicht mehr sieht, steht auf einem anderen Blatt. Wenn die Camper im Luitpoldhain bei „Rock im Park“ (RIP) ihre Zelte aufschlagen, hinterlässt auch dies Spuren in der Ökobilanz der Parkanlage. Eigentlich gibt es in dem 22 Hektar großen Areal auch keine Hundeauslaufzone, was Herrchen und Frauchen aber nicht davon abhält, dort mit ihren Vierbeinern Gassi zu gehen. Ein neues „Parkpflegewerk“ soll nun den künftigen Umgang mit den Grünanlagen besser steuern helfen.

Prinz als Namensgeber

Die Geschichte des Luitpoldhains ist auch eine Geschichte der Nutzungskonflikte. Der Stadtgartendirektor Walter Elpel ließ den Park 1906 zur Bayerischen Jubiläums-Landesausstellung anlegen. Auf etwa 70 Hektar entstand eine Landschaft mit Ausstellungsgebäuden. Die meisten wurden nach der Schau wieder abgerissen. Der nördliche Teil des Geländes erhielt zu Ehren des damaligen Prinzregenten Luitpold seinen Namen.
Der Park diente von Anfang an Großveranstaltungen als beliebter Rahmen. Sei es das Deutsche Sängerbundfest 1912 mit 40.000 Teilnehmern, sei es der Abschluss des Vereinigungsparteitages von USPD und SPD 1922 oder die Feier zum zehnjährigen Jubiläum der Weimarer Verfassung 1929. In dieser Zeit nutzten auch schon die Nazis das Areal für ihre

Parteitage und ließen es ab 1930 für ihre Propaganda-Auftritte umgestalten (Arena). Bis zu 150.000 Menschen säumten die Aufmärsche.

Nach dem Krieg ließ die Stadt den Park teils neu anlegen, 1963 folgte die Meistersingerhalle. Die erste Großveranstaltung fand 1979 zum Evangelischen Kirchentag statt, die nächste erst 2000, im 950. Jubiläumsjahr der Stadt, mit dem „Klassik Open Air“.

Doch der Luitpoldhain ist in die Jahre gekommen. Ein Nutzungskonzept gab es bisher nicht. Der Luitpoldhain ist Teil des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes, und das steht komplett unter Denkmalschutz. Teilweise sind Reste der Arena im Südwesten des Hains baufällig und deshalb gesperrt, Beete verkommen, Bänke verfallen, Grünanlagen — und damit historische Blickachsen — sind zugewachsen. Das Landschaftsarchitekturbüro Roland Raab aus Nürnberg bekam daher vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum den Auftrag, ein „Parkregelwerk“ zu verfassen. Für den Volkspark Dutzendteich (2003) und den Marienbergpark (2005) existieren bereits Nutzungskonzepte. Das neue, verfasst von der Landschaftsarchitektin Astrid Hofmann, erhielt kürzlich einmütige Zustimmung der Stadträte im Werkausschuss.

Neues Konzept für Luitpoldhain: Einschränkungen für RiP?

© Roland Fengler

Immerhin ist der Park im Arten- und Biotopschutzprogramm der Stadt als „regional bedeutender Lebensraum“ bewertet. Und gilt wegen des Baumbestands als „schutzwürdiges Biotop“. Er dient Vögeln und Fledermäusen als Brut- und Nahrungsraum, auch ist nicht ausgeschlossen, dass der Eremit Quartier bezogen hat.

Hofmann hat eine Reihe von Vorschlägen gemacht, wie der Park weiterentwickelt werden kann. Der eher trostlose Parkplatz soll durch neue Bepflanzung aufgewertet — und in seiner Nutzung nicht eingeschränkt — werden. Die Expertin schlägt vor, den „Verkehrserziehungskindergarten“ mittelfristig aufzulösen und die Fläche in den Spielplatz einzubeziehen.

Der beliebte Spiel- und Freizeitbereich könnte noch durch Tische und Bänke bereichert werden. Die maroden Parkbänke im Luitpoldhain sollten nach und nach ersetzt werden. Hofmann regt auch an, mehr Fahrradständer zu installieren.

Rasenfläche sperren

Heikel wird es bei den Großveranstaltungen. Die Expertin hält die Folgen vom „Klassik Open Air“ noch beherrschbar, mit nachträglich intensiver Pflege vor allem der großen Rasenfläche. Ihr wäre es am liebsten, wenn der Landschaftsrasen im Südosten geschont bliebe. Der ganze südöstliche Bereich des Parks ist aber vor allem durch die Camper bei „Rock im Park“ betroffen. Hier empfiehlt die Fachfrau eigentlich eine extensive, naturnahe Pflege der Anlage mit zusätzlichen Pflanzungen, was sich aber mit der Nutzung durch die Camper beißt.

Daher solle das Areal nicht mehr einmal im Jahr mit Zelten zugepflanzt werden. Dafür könne eine Ersatzfläche hergenommen werden, die ökologisch nicht sehr wertvoll sei.

Die Stadträte haben dem Konzept erst einmal zugestimmt. Unter Finanzierungsvorbehalt. Denn was das alles kosten wird, das auszurechnen, war noch nicht Aufgabe des Büros.


 

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