Nürnberg braucht mehr Willkommenskultur für Migranten

14.2.2014, 16:35 Uhr
Vor allem in der Stadtverwaltung fehle es an einer Willkommenskultur. Das erschwert auch die Integration.

© dpa Vor allem in der Stadtverwaltung fehle es an einer Willkommenskultur. Das erschwert auch die Integration.

Dies ist das Fazit zweier Diskussionsrunden mit Vertretern der Stadtratsparteien zur Kommunalwahl. "In unserem Kindergarten sind 18 Länder vertreten. 80 Prozent der Kinder und Eltern haben einen Migrationshintergrund. Eine Willkommenskultur in Nürnberg haben sie nicht erlebt." Heidrun Ehlerding hält es kaum auf ihrem Stuhl, als vor ihr verschiedene Kommunalpolitiker über Zuwanderung nach Nürnberg sprechen.

"Sie bekommen Essenspakete, besser wären Willkommenspakete", sagt die Leiterin des Kinderhauses "Globus" vom Paritätischen Verband. Immer wieder begleite sie Eltern zu den Behörden. "Nicht selten werden sie mit ein paar Sätzen abgefertigt. Gerade auf dem Ausländeramt fehlt es an Willkommenskultur."

Nürnberg braucht mehr Willkommenskultur für Migranten

© Sippel

"Vielfalt als Herausforderung"

Der Umgang mit Ausländern war eines der Kernthemen sowohl beim Paritätischen, der zur Talkrunde geladen hatte, als auch bei der Reihe Anstöße vom Amt für Kultur und Freizeit/Inter-Kultur-Büro, bei der es in der Villa Leon um die "Vielfalt der Stadtgesellschaft als Herausforderung für die Kommunalpolitik" ging. Was aber sind die Herausforderungen?, wollten die Moderatoren Volkan Altunordu von den Nürnberger Nachrichten und Ella Schindler von der Nürnberger Zeitung wissen.

"Nürnberg muss als 'Stadt der Menschenrechte' zu einem Leuchtturm der Willkommenskultur werden“, fordert Ulrike Voss vom Verein "Freie Flüchtlingsstadt Nürnberg". Das impliziert, dass es dies noch nicht ist. "Nürnberg tut schon viel!", entgegnet Sebastian Brehm, Fraktionschef und OB-Kandidat der CSU. Da ist er sich mit Gabriele Penzkofer-Röhrl, Fraktions-vize der SPD, einig. "Nürnberg ist eine der wenigen Städte in Bayern, die an der Safe-me-Kampagne für Flüchtlinge und am Resettlement-Programm teilnehmen", betont die Geschäftsführerin des Frauenhauses.

"Welcome-Center" als Anlaufstelle

Brehm fordert in der Villa Leon aber ein "Welcome-Center" bei der Stadt als Anlaufstelle für Zuwanderer. Er muss sich Kritik gefallen lassen, als er dies beim Paritätischen wiederholt und zunächst nur als Anlaufstelle für ausländische Fachkräfte betrachtet. Erst auf Nachfrage von Geschäftsführerin Christiane Paulus betont er, dass es für alle Zuwanderer sein soll. Elke Leo, Fraktionsvize der Grünen, begrüßt die Idee eines Willkommens-Zentrums, mahnt aber auch an, in der ganzen Stadtverwaltung eine Willkommenskultur zu schaffen.

Linken-Stadträtin und OB-Kandidatin Marion Padua fordert eine Quote ausländischer Mitarbeiter bei der Stadt. "Nur so kann auch ein Querschnitt der Stadtgesellschaft widergespiegelt und Mehrsprachigkeit in den Behörden gewährleistet werden." Es gebe noch viel zu tun bei der "interkulturellen Öffnung" der Stadtverwaltung, räumt Penzkofer-Röhrl ein. "Doch das dauert", bittet ihre Partei- und Stadtratskollegin Christine Limbacher um Geduld.

Streitpunkt kommunales Wahlrecht

Immerhin, so Penzkofer-Röhrl, seien unter den Auszubildenden bereits 20 Prozent mit Migrationshintergrund. "Jedem, der in Nürnberg lebt, muss das Gefühl vermittelt werden, dass es seine Stadt ist", findet FDP-Grandseigneur und -Stadtrat Utz W. Ulrich. Fatal - darüber herrscht parteiübergreifend Einigkeit - sei, dass Flüchtlingen kein besserer Zugang zum Arbeitsmarkt geboten werde.

"Nürnberg hat eine Verantwortung für Asylsuchende und Flüchtlinge", findet Lemia Yiyit, Stadtratskandidatin der Grünen und Vorstandsmitglied im Integrationsrat der Stadt. Beim kommunalen Wahlrecht für Nicht-EU-Bürger jedoch scheiden sich die Geister wieder. SPD, Grüne, Linke, FDP und Integrationsrat fordern dies uneingeschränkt. "Wer hier lebt, soll auch wählen dürfen und gewählt werden dürfen", sagt Stadtratskandidat Titus Schüller (Linke). Die CSU, auch in Nürnberg, tut sich jedoch mit diesem Thema noch immer schwer.
 

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