Nürnberg wächst: Für die Stadt wird das richtig teuer

25.7.2016, 06:00 Uhr
Neben der Schaffung von günstigem Wohnraum ist der Ausbau von Betreuungsplätzen eines der drängendsten Themen in der Stadt — und ein kostspieliges.

© dpa Neben der Schaffung von günstigem Wohnraum ist der Ausbau von Betreuungsplätzen eines der drängendsten Themen in der Stadt — und ein kostspieliges.

Es sind gleich zwei harte Nüsse, die am kommenden Mittwoch auf die Nürnberger Stadträte warten. Zum einen geht es um die dringend notwendige Sanierung der Zeppelintribüne. Schulbürgermeister Klemens Gsell (CSU) wird im Anschluss seinen Bericht zur Entwicklung im Bereich der Kinderbetreuung und auf dem Schulsektor vorstellen. Und der ist angesichts der Prognosen mehr als brisant. Denn der ursprünglich errechnete Bedarf muss aufgrund der veränderten Bevölkerungsentwicklung dringend korrigiert werden, wie es in dem Bericht heißt.

Nürnberg wächst

2013 hatte der Stadtrat beschlossen, den Ausbau der Kindertageseinrichtungen bis zum Jahr 2020 fortzusetzen und die dafür notwendige Nettoinvestition von rund 110 Millionen Euro bereitzustellen. Doch Nürnberg ist eine wachsende Stadt.

Waren zum 31. Dezember 2014 noch 516 770 Menschen mit ihrem Hauptwohnsitz hier gemeldet, waren es Ende 2015 bereits 526 920 Personen. Eine Entwicklung, die sich nach Berechnungen der Statistiker fortsetzen wird: Sie gehen davon aus, dass die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2026 jenseits der 540 000-Einwohnergrenze liegen wird. Allein bei der Zahl der Kinder im Grundschulalter rechnet man im Jahr 2026 mit 1500 mehr als heute.

Bedarf an Kita-Plätzen hat sich "längst überholt"

Steigende Geburten, aber auch der vermehrte Zuzug von Neubürgern, bei denen es sich zur Hälfte um Flüchtlinge und Asylbewerber aus den Krisenregionen handelt, sind für diese Entwicklung verantwortlich. Dies sorgt nun dafür, dass sich der im Jahr 2013 errechnete Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen "längst überholt" hat, wie es in dem Bericht heißt. Es besteht ein Mehrbedarf von rund 3250 Betreuungsplätzen im Bereich von Krippen, Kindergärten und Horten. Das bedeutet, dass voraussichtlich weitere 100 Millionen Euro investiert werden müssen. Hinzu kommen zusätzliche Kosten für den Betrieb und das Personal der Einrichtungen.

Die Bevölkerungsentwicklung wird sich demnach auch an den Schulen bemerkbar machen. Allein für die Grundschule differieren alte und neue Schülerhochrechnung um etwa 1500 bis 2000 Schüler. "Je Grundschulplatz wird man sicherlich von Investitionskosten von über 25 000 Euro ausgehen müssen", heißt es in Gsells Analyse. Demnach würde die steigende Schülerzahl bereits im Grundschulbereich zusätzliche Mittel wohl in zweistelliger Millionenhöhe bedeuten.

Der Bau von Containern, die nach maximal zehn Jahren wieder abgebaut werden, sei daher "flächendeckend eine sinnvolle Variante". Die Welle schwappt dann über auf allgemeinbildende und berufliche Schulen und macht auch dort zusätzliche Räume notwendig. Allerdings sind bereits heute schon vor allem viele Grundschulen am Limit ihrer Kapazitäten.

Schulen werden zur Mangelware

Aufgrund der bisherigen Schülerhochrechnungen wurden unterdessen längst auch neue Schulen gebaut, doch angesichts der neuen Prognosen wird dies laut Bericht bei weitem nicht ausreichen. So werde es einer zusätzlichen Mittelschule, "einer halben Realschule" und eines zweiten neuen Gymnasiums bedürfen, um den Bedarf decken zu können. Allerdings fehle es in der Schulverwaltung an den notwendigen Ressourcen, um zusätzliche Baumaßnahmen zu bearbeiten oder die bereits laufenden Projekte zu beschleunigen.

Wie es speziell bei der Kita-Bedarfsplanung weitergehen könnte, soll im Jugendhilfeausschuss im September anhand der aktualisierten Prognosen erörtert werden. Zudem sollen künftig eine zentrale Anmeldeplattform sowie ein jährliches Monitoring den weiteren Bedarf präzisieren. Die Schul- und Schulraumentwicklungsplanung soll auf Basis einer kleinräumigen Hochrechnung fortgeschrieben werden. Die Schülerstatistik wird im Oktober die dafür notwendigen Daten liefern.

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