Nürnbergs Kontrolleure stoßen immer häufiger auf Ekel-Lokale

13.3.2018, 11:29 Uhr
Bei ihren Kontrollen haben die Mitarbeiter – bei einer stabilen Quote der Beanstandungen – in den vergangenen fünf Jahren "immer häufiger schwere Mängel festgestellt", die eine sofortige Reaktion erforderten. (Symbolfoto)

© Foodwatch Bei ihren Kontrollen haben die Mitarbeiter – bei einer stabilen Quote der Beanstandungen – in den vergangenen fünf Jahren "immer häufiger schwere Mängel festgestellt", die eine sofortige Reaktion erforderten. (Symbolfoto)

Die Lektüre des Jahresberichts 2017 der Lebensmittelüberwachung schlägt auf den Magen. Schokolade mit Ungeziefer; Metallteile in Kaffeebohnen; Käfer in Weißbrot oder Brötchen; Synthetik-Kautschuk in Hot Chili Sauce; Schimmelpilze in Natureis; Olivenöl, das nur aus anderen Ölen besteht, oder eine Rinderbeinscheibe aus der SB-Theke einer Supermarktkette mit Fäulnisgeruch.

Ganz nüchtern betrachtet: Die zwölf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben im vergangenen Jahr 9025 Lebensmittelkontrollen in 5476 Betrieben gemacht. Insgesamt überwachen sie 7540 Betriebe in Nürnberg. 57 Prozent davon sind laut Bericht Gaststätten, Kantinen, Cateringbetriebe und ähnliche Dienstleistungen.

Hinzu kommen viele Abend- und Wochenendveranstaltungen, bei denen die Kontrolleure vor Ort sind. Zum Einsatzgebiet gehören auch der Obst- und Gemüsegroßmarkt sowie die landwirtschaftlichen Erzeuger und industrielle Lebensmittelhersteller (beispielsweise für Speiseeis, Bier, Glühwein). Darüber hinaus haben viele Import-, Export- und Großhandelsbetriebe ihren Sitz in Nürnberg. Sie vertreiben neben Lebensmitteln auch kosmetische Mittel, frei verkäufliche Arzneimittel, Spielwaren und Bedarfsgegenstände, die überwacht werden. Weiter zugenommen habe auch die Zahl der Hotels mit den dazugehörigen Restaurants und Veranstaltungsräumen.

Zwei Drittel der Betriebe "arbeiten ordentlich"

Bei ihren Kontrollen haben die Mitarbeiter – bei einer stabilen Quote der Beanstandungen – in den vergangenen fünf Jahren "immer häufiger schwere Mängel festgestellt", die eine sofortige Reaktion erforderten. Dann wird entweder die Ware sichergestellt oder beseitigt. Hier hat es seit 2013 einen Anstieg um 261 Prozent von 49 auf 177 Fällen gegeben. Oder es werden sogar Betriebsteile oder Betriebe geschlossen. Hier ist die Zahl um 197 Prozent von 34 auf 101 Fälle gestiegen.

Zwei Drittel der Betriebe "arbeiten ordentlich", betont die Lebensmittelüberwachung. Doch sie stellt auch heraus: Viele Beanstandungen – 62 Prozent – treffen auf Gaststätten und Imbisse sowie Kantinen, Caterer und Eisdielen zu. Und die Fachleute haben auch eine Erklärung für die hohe Zahl der Mängel vor allem bei Gaststätten und Imbissbetriebe.

101 Betriebe mussten 2017 geschlossen werden 

Die habe mit den "fehlenden Ausbildungsvoraussetzungen und Qualifikationen der Betriebsinhaber/-innen" zu tun. Hinzu kommen mangelnde Kenntnisse beim Umgang mit Produkten und fehlendes Grundwissen über hygienische Anforderungen in den Betriebszweigen. Derzeit sei für die Führung eines gastronomischen Betriebs nur eine 4,5-stündige Unterrichtung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) erforderlich. Das reiche aber nicht.

"Eine 4,5-stündige Unterrichtung wird den erforderlichen Kenntnissen vor allem zur Hygiene und Kennzeichnung, dem Gefahrenrisiko und der Mängelquote nicht gerecht", heißt es unmissverständlich in dem Bericht für die nächste Sitzung des Rechts- und Wirtschaftsausschusses des Stadtrats. Die Lebensmittelüberwachung drängt daher eindringlich darauf, die Ausbildung für Gastronomen zu erweitern.

150 Bußgeldbescheide ausgestellt

101 Betriebe oder Betriebsteile mussten 2017 geschlossen werden. 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Denn es wurden derart gravierende Mängel entdeckt, dass "eine gesundheitliche Gefahr für die Verbraucher gegeben war". Die Betriebe durften wieder weitermachen, sobald die Mängel beseitigt waren. Betroffen waren unter anderem 45 Gaststätten und Imbisseinrichtungen (davon allein 24 mit asiatischem Speiseangebot), 19 Eismaschinen, elf Schankanlagen und neun Pizzalieferdienste. Aber auch eine Hotelküche war darunter.

Am Ende der Kontrollen standen 150 Bußgeldbescheide (Vorjahr: 76) und 13 (26) Strafverfahren. 68 weitere Verfahren seien zur weiteren Verfolgung an andere Behörden weitergeleitet worden.

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