Stickstoffdioxid: Maly will keine Grenzwert-Debatte in Nürnberg

31.1.2019, 11:37 Uhr
Stickstoffdioxid: Maly will keine Grenzwert-Debatte in Nürnberg

© Markus Scholz/dpa

Das Thema beschäftigt den Stadtrat immer wieder: Die Werte für Stickstoffdioxid sind in Nürnberg zu hoch. Besonders deutlich zeigt sich das an der Von-der-Tann-Straße, wo eine Messstation des Landesamts für Umwelt (LfU) steht. Im Jahr 2018 wurde ein Jahresmittelwert von 46 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen, 2017 lag er bei 43 Mikrogramm.


Auch in Nürnberg: Stickoxid-Grenzwert deutlich überschritten


Die Sinnhaftigkeit des europaweit geltenden Grenzwerts von 40 Mikrogramm will Pluschke nicht infrage stellen. "Es geht um den Schutz gegen drohende Langzeitwirkungen des Schadstoffs." Mitte der 80er Jahre habe er bei 80 Mikrogramm gelegen. "Nach einer intensiven Debatte hat ihn die EU 1996 auf 40 Mikrogramm festgelegt.“ Der entscheidende Fehler war laut Pluschke: „Man hat die Emissionswerte für Kraftfahrzeuge erst im Jahr 2015 verschärft.“ Das sei die eine Ursache des Problems. Der andere Grund seien die betrügerischen Aktionen der Automobilindustrie.

"Integrität der Politik wird untergraben"

Gerald Raschke von der SPD sieht auch die Politik in der Verantwortung. "Sie hat es nicht vermocht, klare Vorgaben zu machen und die Hersteller zu zwingen, schadstoffärmere Antriebe zu entwickeln." Das Schlimme an der Diskussion, die der Lungenarzt Dieter Köhler ausgelöst habe, sei die Verunsicherung der Menschen. "Damit wird die Integrität der Politik und der staatlichen Institutionen untergraben." Wie berichtet hat der Mediziner im Ruhestand die Grenzwerte als maßlos überzogen und als Witz bezeichnet.

"Pneumologenverbände stehen zu den Grenzwerten"

Von einer schädlichen Diskussion spricht auch Britta Walthelm (Grüne). Sie warnt davor, auf den "Hype-Zug" aufzuspringen. "Die Pneumologenverbände stehen zu den Grenzwerten", sagt sie und zieht einen Vergleich, der im Gremium für Heiterkeit sorgt: "Das ist, wie wenn sich ein ehemaliger Grünen-Chef hinstellt und sagt, wir müssten doch noch mal über Atomkraft reden. So schlecht ist die doch gar nicht."

Oberbürgermeister Ulrich Maly rät ebenfalls dazu, "nicht an den Grenzwerten herumzuschrauben". Auch ihm geht es um die Frage der Glaubwürdigkeit. Er weist darauf hin, dass sich die Werte in Nürnberg in den vergangenen Jahren eher erfreulich entwickelt haben. "Ich bin mir sicher, dass wir es schaffen, die Grenzwerte in wenigen Jahren einzuhalten."


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Allerdings sei auch dann noch nicht der verkehrspolitische Idealzustand erreicht, fügt Maly hinzu. "Wir haben nicht nur ein Stickoxidproblem, sondern auch ein Mengenproblem." Das belegt der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht des Umweltreferats: Demnach steigen zwar immer mehr Menschen in Nürnberg aufs Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel um. Die Zahl der Autos ist trotzdem nicht weniger geworden, wie Baureferent Daniel Ulrich bestätigt. "Die Zahl der Fahrzeuge pro Einwohner lag 1997 bei 0,47."

2017 seien es – aus dem Jahr stammen die Berichtszahlen – 0,54 pro Nase gewesen. Die wenigsten Autos besäßen die Bewohner der Innenstadt, die meisten die Nürnberger, die außerhalb des Rings leben.

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