Tempo 30 und Flüsterasphalt: Südstadt soll leiser werden

29.10.2014, 07:59 Uhr
In Lichtenhof, Galgenhof, Steinbühl und Rabus werden künftig verstärkt Tempo 30-Zonen und Flüsterasphalt zum Einsatz kommen, um den Lärm zu reduzieren.

© Roland Fengler In Lichtenhof, Galgenhof, Steinbühl und Rabus werden künftig verstärkt Tempo 30-Zonen und Flüsterasphalt zum Einsatz kommen, um den Lärm zu reduzieren.

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. So auch beim Vortrag, den Klaus Köppel im Südstadtforum, hielt. Denn alles, was der Leiter des Umweltamtes den Vertretern des Bürgervereins Nürnberg-Süd und des Meinungsträgerkreises über die Lärmbelastung in ihrem Stadtteil erläuterte, bringt eine Karte eindrucksvoll auf den Punkt; ein Stadtplan, der die besonders stark von Straßenlärm betroffenen Bereiche Nürnbergs zeigt.

Darauf sind nämlich nicht nur alle Hauptverkehrsachsen der Stadt farblich hervorgehoben, weil der Straßenlärm dort laut dem Experten kritisch ist. Nein, mitten in dem überdimensionalen Spinnennetz, das sich in dieser Darstellung über Nürnberg legt, sitzt auch ein großer, tiefroter Fleck — die Südstadt.

Es ist das einzige Areal, das in der Fläche als Untersuchungsgebiet ausgewiesen ist, weil sich hier laut Verwaltung „viele hochbelastete Straßenzüge in enger räumlicher Nachbarschaft befinden“, in denen die Grenzwerte von 65 dB(A) am Tag und 55 dB(A) nachts überschritten werden. Kein Wunder, dass der Nürnberger Süden in der Lärmaktionsplanung der Stadt eine besondere Rolle spielt.

Für den Maßnahmenkatalog, der die gesundheitsschädliche Lärmbelastung in der Stadt mindern soll, nimmt die Kommune in den kommenden 20 Jahren 30 Millionen Euro in die Hand. Erstes Ergebnis ist nun ein Pilotprojekt in der Südstadt. Die Außengrenzen des Gebiets, die der Stadtrat im vergangenen Jahr abgesteckt hat, markieren der Frankenschnellweg im Westen, die Wölckernstraße im Norden, die Allersberger Straße im Osten und die Frankenstraße im Süden.

Tempo 30 im Testgebiet

Der Flüsterasphalt, der in Teilen Letzterer bereits verlegt ist, soll bis zur Ulmenstraße verlängert werden. Auch für die Pillenreuther Straße zwischen Wölckern- und Frankenstraße ist ein lärmmindernder Belag vorgesehen, was eine Entlastung von 4 bis 5 dB(A) verspricht. Auf der Strecke Gudrunstraße, Schuckertstraße und Markgrafenstraße dagegen soll Tempo 30 eingeführt werden, was 2 bis 3 dB(A) Minderung bringen kann. Die letztere Maßnahme, so Klaus Köppel, „wird flankiert mit einem Messprogramm, um die Auswirkung zu dokumentieren“.

Voraussetzung für das Ganze ist laut dem Leiter des Umweltamtes, dass der Stadtrat dem Pilotprojekt im Dezember zustimmt. Den Segen der Regierung von Mittelfranken zu der versuchsweisen Temporeduzierung auf 30 Stundenkilometer habe man bereits. Sie ist nötig, weil der Gesetzgeber auf innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen grundsätzlich Tempo 50 vorschreibt. Falls der Stadtrat grünes Licht gibt, geht es aber nicht sofort los, erläuterte Köppel: „Wir wollen 2015 erst eine Bürgerbeteiligung im Modellgebiet durchführen.“

Dass die kein Selbstläufer wird, weiß er aus der E-Partizipation für die Lärmaktionsplanung, bei der alle Bürger aufgerufen waren, Anregungen online einzubringen. Laut Köppel gingen zwar 828 Kommentare und 687 Vorschläge ein. „Aus der Südstadt, die stark belastet ist, kamen nur rund 80 Meldungen.“ Zum Vergleich: Aus der Altstadt waren es 120.

Warum das so ist, darüber waren sich auch die anwesenden Südstadtvertreter nicht einig. Während der Bürgervereinsvorsitzende Ümit Sormaz einwarf, dass das Internet eventuell nicht das richtige Medium gerade für ältere Menschen sei, machte Robert Kästner, Vorsitzender der SPD Steinbühl eine andere Rechnung auf: „Lärmschutz ist für viele hier nicht die oberste Priorität. Ein bezahlbare Wohnung ist den meisten wichtiger als eine ruhige.“

Um die Menschen in der Südstadt dennoch für das Thema zu interessieren, „werden wir diesmal in die Stadtteile gehen“, kündigte Köppel an. Gemeinsam mit dem Bürgerverein und den anwesenden Vertretern der Südstadt werde man — wie von Umweltreferent Peter Pluschke versprochen — „nach neuen Formen der Bürgerbeteiligung für die Südstadt suchen“.

Weitere Infos: www.nürnberg-aktiv-gegen-lärm.de

17 Kommentare