Tucherbräu am Opernhaus bleibt lange zu

6.12.2012, 20:56 Uhr
Tucherbräu am Opernhaus bleibt lange zu

© Roland Fengler

„Vorübergehend geschlossen“, steht auf dem Schild an der Tür, im Gastraum hängen kalte Gerüche, in der Küche steht nur noch ein einsamer Topf vor dem verkrusteten Herd. Tristesse dominiert das verlassene Restaurant „Tucherbräu am Opernhaus“. Nur für die Pressekonferenz wurden die Türen noch einmal geöffnet.

Die Schließung des Restaurants am 20. November hatte für Aufsehen gesorgt, schließlich hat das Lokal eine lange Geschichte und eine äußerst attraktive Lage. Doch schon zuvor war es in die Schlagzeilen geraten, denn es war eine von neun gastronomischen Einrichtungen in Nürnberg, in denen Lebensmittelkontrolleure mehrfach schwere Hygieneverstöße festgestellt hatten. Diese werden seit September vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit veröffentlicht. Laut dem damaligen „Tucherbräu am Opernhaus“-Pächter Marc Leitner blieben anschließend die Gäste aus, was ihn dazu zwang, das Restaurant zu schließen.

Dieser Darstellung widersprach jedoch gestern Fred-Rolf Höfler, Geschäftsführer bei Tucherbräu. Vielmehr habe Leitner seit fast einem Jahr keine Pacht – in Summe rund 138.000 Euro – mehr an Tucher bezahlt. Es habe unzählige Gespräche gegeben. „Es blieb seitens der Familie Leitner jedoch stets bei Willensbekundungen.“ Tucherbräu habe daraufhin mittels Klage einen Räumungstitel erreicht. „Die Zwangsräumung sollte am 22. November erfolgen“, so Höfler. Leitner habe die Debatte um die Hygieneverstöße genutzt, um davon abzulenken und zwei Tage zuvor das Restaurant geschlossen. Dabei habe er Teile des Inventars mitgenommen, die ihm nicht gehören. Ob Tucherbräu deswegen etwas unternehmen will, ließ Höfler offen. „Wir wissen nicht, wo sich Herr Leitner derzeit aufhält.“

Tucherbräu habe von den Hygieneverstößen gewusst und den Pächter Leitner immer wieder zu mehr Sauberkeit ermahnt. Der Imageschaden für die Brauer, der nun aus der Berichterstattung in diesem Zusammenhang entstand, hat Folgen. Tucher will seine weiteren – bundesweit – rund sechs unter dem Namen „Tucherbräu“ firmierenden Restaurants umbenennen.

Eigentümerin des Gebäudes am Kartäusertor ist die Stadt Nürnberg. 1946 ging die Stadt mit Tucherbräu eine öffentlich-private Partnerschaft ein. Damit wurde in den 1950er Jahren der Bau des „Tucherbräu am Opernhaus“ finanziert. Seither zahlt Tucherbräu Pacht an die Stadt, verpachtet das Gebäude seinerseits wieder und hat das dauerhafte Schankrecht. Da die Stadt um den Sanierungsbedarf wusste, sollte der Vertrag 2016 vorerst enden. Dann wollte sie mit der Generalsanierung – inklusive Sanitär-, Elektro-, Lüftungsanlagen sowie energetischer und Brandschutzsanierung – beginnen. Die Schließung in diesem Jahr vereitelte diesen Plan.

Ein paar Schmuckstücke gibt es noch, wie Kronleuchter und Glasdach.

Ein paar Schmuckstücke gibt es noch, wie Kronleuchter und Glasdach. © Roland Fengler

Rund zwei Jahre wird es dauern, bis ein umfassendes Gutachten erstellt ist und die Bauordnungsbehörde die Sanierung genehmigt haben wird. Danach müssen die veranschlagten Kosten vom Stadtrat genehmigt werden. Bis dahin wird der Vertrag mit Tucherbräu ausgesetzt. Doch die Firma hat schon Interesse signalisiert, nach der Sanierung erneut das Gebäude von der Stadt pachten zu wollen. Tucher sei sogar bereit, eine Anschubfinanzierung zu leisten, so Fred-Rolf Höfler. Bis zur Fertigstellung bleibt das Restaurant zu.

Auf eine genaue Summe wollte sich gestern niemand festlegen, zumal es bisher nur eine grobe Vorermittlung durch einen Gutachter gibt. „Es wird sich mindestens in einem einstelligen Millionenbereich bewegen, der aber nicht Richtung zweistellig geht“, so der Leiter des Liegenschaftsamtes, Claus Fleischmann. Der gescheiterte Pächter, Marc Leitner, hatte in einem NZ-Gespräch im November von vier Millionen Euro gesprochen.

Für die Stadt bleibt die Sanierung ein Zuschussgeschäft, auch auf Jahrzehnte hinaus wird sie die Kosten durch die Verpachtung an Tucher auch nicht annähernd wieder reinholen. Ein Verkauf des Gebäudes stand dennoch nie zur Debatte, so Fleischmann. „Integrale Bestandteile der Stadtmauer werden generell nicht veräußert.“ Es gehe vor allem um Ensembleschutz. „Es wäre zudem beispielsweise kaum machbar, festzulegen, wer welchen Teil instand halten muss, weil die Stadtmauer und die angrenzenden Türme mit dem Tucherbräu teilweise verschmolzen sind.“

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