Wöhrder Wiese verkommt zum Abstellplatz

1.12.2016, 06:00 Uhr
Wöhrder Wiese verkommt zum Abstellplatz

© Claudine Stauber

Ein traumhafter Wintertag. Der Himmel blau, der Blick des Spaziergängers fällt auf von Bäumen gesäumtes Grün, an dessen Ende die Türme der Sebalduskirche aufragen. Nach rechts schauen sollte man auf der Wöhrder Wiese lieber nicht. Am Nordufer der Pegnitz sind vergessene Müllbehälter umgekippt. Die Palisadenwand, die sie verstecken soll, ist weggerissen. Gegenüber sind bei blauen Bauarbeiter-Containern hinter einem Gitterzaun die Rollos heruntergelassen.

Die Hütten des Wies’n-Biergartens ein paar Meter weiter sind schon seit dem 14. September verwaist. Niemand hat sie abgebaut, ein weiß-rotes Flatterband sperrt sie ab. Daneben stehen ein aufgeständerter Container, ein Autoanhänger, eine Toilettenbox. Nichts für zartbesaitete Gemüter.

Kraut und Rüben

Der winterliche Kraut-und-Rüben-Auftritt der wichtigsten Grünfläche in der Innenstadt sorgt schon seit 2011 für Kritik.

Wöhrder Wiese verkommt zum Abstellplatz

© Claudine Stauber

Ob Blockhäuser oder Lehmkuppeln, Holzbuden oder Stahlcontainer, was hier nach dem Ende des beliebten Sinnesparcours den Winter überdauerte, war lange Zeit weder offiziell genehmigt noch ästhetisch erträglich.

Deshalb hat das Stadtplanungsamt inzwischen ein "gestalterisches Gesamtkonzept" gezimmert. Man habe sich "mächtig ins Zeug gelegt", um eine gute Lösung zu finden, erklärt Baureferent Daniel Ulrich auf Anfrage. Damit die Nürnberger künftig wenigstens von September bis März ihre Spaziergänge ohne ästhetische Zumutungen genießen können, wurden zwölf neue Stahlcontainer bestellt.

Sie werden nach Saisonende auf einen Abstellplatz in Flughafennähe transportiert. Schließlich ist die Wöhrder Wiese vor allem in der kalten Jahreszeit Hochwassergebiet; schon jetzt muss alles gesichert werden, was nicht niet- und nagelfest ist.

Die neuen dunkelbraunen Großboxen kosten 5000 Euro das Stück und müssen im Inneren erst noch ausgebaut werden. Denn das Erfahrungsfeld der Sinne braucht Mitarbeiterräume, Küche, Werkzeuglager, Büro und Kasse. Damit sich die zwölf Kisten in die Landschaft einfügen, so Ulrich, schreibe die Baugenehmigung vor, dass sie mit Holzlatten kaschiert werden.

Hübscher wird's nicht

"Es wird nicht hübscher werden", sagt Claus Haupt vom Amt für Kultur und Freizeit (KuF) zum Thema Container ahnungsvoll.

Wöhrder Wiese verkommt zum Abstellplatz

© Claudine Stauber

Er ist für das Erfahrungsfeld zuständig und überlegt derzeit, die Container nicht mit Holzlatten zu tarnen, sondern bunt anzumalen. Ein Plan, der beim Baureferenten keine Begeisterung weckt: "Mit Bemalen ist das nicht getan."

Die Achillesferse der ganzen Anlage sei der Wies’n-Biergarten, dessen Ausschank langfristig ebenfalls in transportable Stahlboxen umziehen soll. Doch die Vertragslage ist offenbar kompliziert, ein Bauantrag liegt noch nicht vor. Ärger gibt es schon jetzt genug, denn die Hütten mit den roten Dächern hätten schon lange abgebaut sein müssen.

Der Betreiber sei abgemahnt worden, man habe ihm eine Frist bis 6. Dezember gesetzt, sagt KuF-Mann Haupt, der das alles "ärgerlich" findet. Wies’n-Gastronom Alexander Diesch war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Er will am Nordufer des Wöhrder Sees ein neues Seecafé mit Biergarten und öffentlichen Toiletten bauen.

Derzeit wird westlich der Pegnitzbrücke am Erfahrungsfeld neu gepflastert. Die Lastwagen, die ab 2017 die Container auf- und abladen werden, brauchen einen festen Untergrund.

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