Zahl der Asylbewerber in Nürnberg verdoppelt sich

11.4.2014, 06:00 Uhr
Zahl der Asylbewerber in Nürnberg verdoppelt sich

© Eduard Weigert

Die Stadt hatte einst ihr Soll übererfüllt und mehr Flüchtlinge aufgenommen, als es die Vorgaben der Bezirksregierung erfordern: Die sehen vor, dass Nürnberg 33,6 Prozent, rund ein Drittel aller Asylbewerber in Mittelfranken aufnimmt. Die gut 1000 Männer und Frauen, die in zwölf Gemeinschaftsunterkünften im Stadtgebiet leben, machten Mitte 2013 aber gut die Hälfte aller Flüchtlinge in Mittelfranken aus.

Aufgrund des dramatischen Anstiegs der Flüchtlingszahlen ist das bequeme "Quotenpolster“ Nürnbergs seit Anfang 2014 allerdings aufgebraucht. Und ein Ende des Andrangs ist nicht abzusehen, wie Dieter Maly im Sozialausschuss ankündigte: So werden — basierend auf Prognosen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge — heuer allein in Mittelfranken 3000 weitere Flüchtlinge erwartet. Gemäß dem Quotenschlüssel müssen ein Drittel davon nach Nürnberg und werden ein Drittel davon Stadt mangels Gemeinschaftsunterkünfte zur „dezentralen Unterbringung“ zugewiesen.

So wie die 38 Männer und Frauen, die die Stadt kürzlich im ehemaligen Hotel „Am Park“ untergebracht hat. In dem eilig zur Unterkunft umgewidmeten Hotelbau am Stadtpark dürfen wegen Auflagen der Feuerwehr zwar nur noch 60 statt wie erhofft 70 Personen einziehen. Die zehn Plätze, die wegfallen, sind aber nur ein kleiner Wermutstropfen für das Sozialamt, angesichts einer Lücke von rund 940 Plätzen, die sich bis Ende des Jahres noch auftun könnte.

Eine Erweiterung der bestehenden Gemeinschaftsunterkunft am Kohlenhof um 33 Plätze sowie eine neue Unterkunft mit 95, wie sie am Rangierbahnhof geplant ist, versprechen ebenfalls nur eine geringe Entlastung — zumal beides erst zur zweiten Jahreshälfte 2014 fertig wird. Das Sozialreferat, das mit zehn bis 15 neuen Zuweisungen pro Woche rechnet, arbeitet daher selbst mit Hochdruck an Lösungen — und geht dabei an die Grenzen der Belastbarkeit seiner Mitarbeiter, wie Reiner Prölß im Ausschuss betonte: „Auf Dauer geht das nicht ohne mehr Personal.“

Fieberhafte Objekt-Suche

Eines der Ziele der Stadt: Der Bezirksregierung bei der Suche nach Gebäuden zu helfen. Angesichts des angespannten Immobilienmarktes in Nürnberg, so Prölß, kommen für neue Gemeinschaftsunterkünfte fast nur leerstehende Bürogebäude und ähnliche Bauten in Gewerbegebieten infrage. Für zwei derartige Objekte, die jeweils 300 beziehungsweise 100 bis 150 Menschen beherbergen könnten, laufen laut Prölß bereits Bauvoranfragen. Die Standorte gibt die Verwaltung noch nicht preis. Der Kritik von SPD-Stadträtin Gabriele Penzkofer-Röhrl, dass in solchen Großanlagen eine „menschenwürdige Unterbringung kaum möglich“ sei, konterte Prölß, dass momentan „die Frage der Unterbringung an sich“ wichtiger sei.

Auch die Suche nach kleineren, eigenen Gebäuden wie dem Hotel „Am Park“, geht weiter. Selbst Klein-Objekte, wie die Räume einer alten Kita oder ein Einfamilienhaus, in die jeweils mehrere Familien mit Kindern untergebracht werden, sind gefragt. Alles in allem, hofft die Verwaltung, dass sie in heuer doch noch Kapazitäten für 800 bis 1000 Menschen schaffen kann. Mit Blick auf das weltpolitische Geschehen, muss man sich laut Dieter Maly aber auch fragen: „Wie geht es 2015 oder 2016 weiter?“

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