Raubüberfall in Fürth: Familie des Zellenkumpans überfallen

21.11.2018, 11:33 Uhr

Das Gerücht hatte in der Justizvollzugsanstalt Straubing zwar noch nicht die Runde gemacht, aber einigen Häftlingen, man schrieb das Jahr 2014, war längst aufgefallen, dass da ein Häftling saß, den offenbar nie Geldsorgen plagten – angeblich schlummerte bei ihm daheim im Tresor ein Vermögen.

Auch Ömer T., ein Mann mit türkischen Wurzeln, der aus dem Großraum München stammt, verbüßte seine Strafe damals in Straubing, Raub hatte ihn für acht Jahre hinter Gitter gebracht – und bald werden sich wieder die Gefängnistüren hinter ihm schließen. Er ist gerade 26 Jahre alt, doch hat schon zehn Vorstrafen auf dem Kerbholz und weiß, wie es vor Gericht läuft. Jetzt sitzt er vor der 2. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth, entschuldigt sich und legt ein Geständnis ab – vielleicht hofft er, dass diese Taktik die Strafe, die er nun zu erwarten hat, mildert.

In der JVA Straubing hatte ein Mitgefangener die Wohnadresse des angeblich betuchten Häftlings ausspioniert, am 2. November 2016 gegen 17 Uhr stand Ömer T. (Name geändert) vor dessen Haus im Fürther Stadtteil Eigenes Heim, er hatte seinen Bruder (34) im Schlepptau. Sie klingelten und gaben sich, als eine Frau öffnete, als Polizisten aus. Er habe seinen Bruder zu der Tat überredet, erinnert sich Ömer T. heute. Damals habe er behauptet, das Geld stamme aus Drogengeschäften und deshalb spiele es doch keine Rolle, ob sie es sich holen oder es irgendwann echte Polizisten beschlagnahmen. Und Strafanzeige würden die überfallenen Angehörigen des früheren Mithäftlings bestimmt nicht erstatten.

Lottogewinn im Tresor

Im Gegenteil: Der extrem brutale Raubüberfall wurde ein Jahr später sogar für die Fernsehsendung Aktenzeichen XY mit Schauspielern nachgestellt – um die beiden Täter endlich zu fassen. Vermögen, das aus einem Lottogewinn stamme, sei gestohlen worden, hieß es in der Sendung.

Als die damals 50-jährige Fürtherin den falschen Polizisten die Tür öffnete, wurde sie sofort misstrauisch – doch ihr Widerstand wurde kaltblütig gebrochen. Sie und ihre damals 22-jährige Tochter wurden mit Klebeband und Kabelbindern gefesselt und geknebelt, geschlagen und mit Füßen getreten.

Wegen Spielsucht in Therapie

Er wisse, dass viele Frauen vor Vergewaltigung Angst haben, sagt Ömer T. heute, deshalb habe er auch gedroht, die Frauen die ganze Nacht zu vergewaltigen – damit sie das Geldversteck preisgeben. Mit 52.000 Euro Beute seien er und sein Bruder geflüchtet. Er war damals Freigänger, schildert Ömer T., und sei unter anderem wegen seiner Spielsucht in Therapie gewesen. Bevor er an jenem Abend zurück in die Therapie-Einrichtung fuhr, wettete er auf ein Spiel in der Champions League; er erinnere sich noch gut, wie er dann in seinem Zimmer lag und das Spiel im Fernsehen verfolgte.

Aktenzeichen XY beschrieb ein wahres Martyrium der Frauen. Der Fürther Kriminalhauptkommissar Andreas Friedrich, der in der Sendung zu Wort kam, berichtete, dass die Frauen aufgrund der Tat monatelang arbeitsunfähig waren. Dank eines Hinweises eines Fernsehzuschauers, der die Sendung gesehen hatte, und einer DNA-Spur, konnten die beiden Männer geschnappt werden. Der Prozess wird fortgesetzt.

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